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MacTiger - Ein Highlander auf Samtpfoten

MacTiger - Ein Highlander auf Samtpfoten

Titel: MacTiger - Ein Highlander auf Samtpfoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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ich habe schon Schlimmeres gesehen.«
    »Wart’s ab.«
    Der Minutenzeiger tat sein Werk, rückte auf die Zwölf, und das Türchen tat sich auf.
    »Kommt draus jetzt ein Geist hervor?«
    Quoth the raven: »Nevermore!«
    »Nein! Das ist ja der Hammer!«
    Ken plumpste vor Lachen auf das Sofa und zog mich mit. Ich gestehe, ich wehrte mich nicht besonders heftig. Und als ich in seine Augen sah, flackerte meine Sehnsucht auf wie ein trockenes Holzscheit im Kamin. Ich rückte ein winziges Stückchen näher an ihn heran. Das Lachen verschwand aus Kens Gesicht, und er sah mich neugierig an. Dann fasste er sacht mein Kinn und hob meinen Kopf.
    Sehr zärtlich und vorsichtig war sein Kuss. Dann ließ er mich gleich wieder los.
    »Gar kein Giftzahn«, flüsterte er.
    Ein Glutbrocken im Kamin fiel knisternd durch den Rost, und rotes Licht ergoss sich über den grauen Feldsteinboden davor. Rotes Licht - rotes Blut. Ich sah rotes Blut über die Steine rinnen, und Entsetzen kroch meinen Rücken empor.
    »Was ist, Margita?«
    Ich starrte noch immer auf den Boden. Rotes Blut, Lachen davon, sie breiteten sich aus und nässten ein helles Gewand.
    »Hast du doch einen Geist gesehen? Du zitterst ja.«
    Rote Glut aus dem Kamin beleuchtete den Boden.
    Ich versuchte mich zu fassen. Nichts als rote Glut im Kamin. Nichts anderes.
    »N... nein, kein Geist. Ich... ich gehe jetzt besser.«
    »Ja, gehen wir, es ist unheimlich in der leeren Halle.«
    Ich riss mich so weit zusammen, dass ich aufstehen und mich zum Ausgang wenden konnte.
    »Ich bin ein bisschen übermüdet. Ich habe in den letzten Tagen nicht viel geschlafen.«
    »Übermüdet ist bestimmt richtig. Komm, ich bring dich zu deinem Zimmer.«

Tägliche Visionen
    »Dieser Stoff war vermutlich eine Sonderanfertigung für einen Amerikaner. Genauso wie dieses schrille Tartan-Muster des Teppichbodens.«
    »Findest du das nicht geschmackvoll? Mich beeindruckt es vor allem, wenn MacDuffnet seinen passenden Kilt dazu trägt.«
    »Vermutlich hat er das Zeug in Asien fertigen lassen, und dort sind die Farbbezeichnungen ein bisschen durcheinandergegangen.«
    »Und dann musste er eine ganze Rolle von dem Stoff abnehmen und hat sich vier hübsche Röcke daraus schneidern lassen.«
    Ken und ich saßen nebeneinander in einem Bötchen auf dem See und tauchten ohne besondere Hast die Ruder ins Wasser.
    »Für seine Frau, aber die hat sich geweigert, sie zu tragen, darum hat er sich scheiden lassen und trägt die seither selber auf.«
    Ken alberte schon die ganze Zeit herum, die nächtliche Episode mit der Kuckucksuhr hatte eine Welle von Assoziationen bei ihm ausgelöst. Ich war darüber ganz froh, denn auf diese Weise ging er wenigstens nicht weiter auf mein komisches Benehmen ein.
    Die Nacht hatte ich anschließend unruhig verbracht. Ich hatte gedöst, doch immer, kurz bevor ich einschlafen konnte, schreckte ich wieder auf in der Angst, noch einmal dieses Blut auf dem Boden zu sehen. Mit dem Verstand versuchte ich, mir das Geschehen so gut wie möglich zu erklären. Die Halle war alt, sicher war vieles darin geschehen, auch Mord und Totschlag. Aber das gab es an anderen Stellen ebenfalls und beeinflusste mich nicht. Nur diese letzte Erscheinung weckte in mir das Entsetzen, weil es auf eine unmittelbare Weise mich selbst zu betreffen schien.
    Schließlich war ich dann aber doch eingeschlafen und träumte von meiner richtigen Mutter. Es war ein beruhigender Traum, auch wenn ich mich nicht im Einzelnen daran erinnern konnte. Zumindest hatte ich meine gute Laune wiedergefunden, der warme Frühsommertag tat das Seinige dazu. Ich lächelte Ken an und fragte: »Wollen wir da vorn anlegen? Wir können eine alte Ruine weiter hinten aufsuchen.«
    »Du bist der Boss. Ich kenne mich hier noch nicht aus.«
    An dem schmalen Holzsteg machten wir das Boot fest und gingen an Land.
    »Ziemlich warm heute, was? Beinahe tropisch.«
    »Das Wetter scheint sich etwas sprunghaft zu verhalten. Hoffentlich gibt es keinen herzhaften Regenguss.«
    »Dann löst sich die kleine Zuckerfee auf und zerrinnt im Gras.«
    »Und du kannst mit gutem Gewissen deiner Freundin sagen, du hättest im Urlaub nicht genascht.« Da trieb mich doch ein kleines Teufelchen.
    »Meiner Freundin ist das herzlich egal.«
    Also war es doch Gina. Ich merkte, wie ich anfing, deshalb verschnupft zu sein. Ich erwiderte kurz: »Na, dann ist gut.«
    »Nicht ganz, oder?«
    »Geht mich nichts an, Ken.«
    »Gina ist eine Kollegin, eine sehr gute Geschäftsfrau.

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