Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
MacTiger - Ein Highlander auf Samtpfoten

MacTiger - Ein Highlander auf Samtpfoten

Titel: MacTiger - Ein Highlander auf Samtpfoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
Vom Netzwerk:
haben wir uns gerade deshalb eingebildet, fürchterlich ineinander verliebt zu sein. Wie es sich aber gezeigt hat, war das nicht von Dauer, weil wir einfach zu unterschiedliche Interessen entwickelt haben.«
    »Mh.«
    Und um gänzlich das Thema zu wechseln, fuhr ich fort: »Ich habe heute Nachmittag den Bus genommen und bin ein bisschen herumgefahren. Es gibt hier niedliche kleine Städtchen. Wir sollten sie mal gemeinsam aufsuchen und ein wenig bummeln.«
    »Bei Gelegenheit. Lass mich allein, ich will ein paar Karten schreiben.«
    »Ja, Tante Henrietta.«
     
    Nach dem Abendessen schlenderte ich noch bis zur Dämmerung draußen herum und fand etwas abseits vom Schloss einen alten Friedhof. Er machte einen ganz unscheinbaren Eindruck, eine niedrige, halb zerfallene Feldsteinmauer zog sich darum, auf dem kurzen Rasen standen wahllos verteilt verwitterte Grabsteine. Keine Blumen, keine Grableuchten. Nur ein hohes keltisches Kreuz mit seinen wundervoll verschlungenen Ornamenten ragte dazwischen auf. Ich wollte mir die Mühe machen, ein paar Inschriften zu entziffern, aber Wind und Regen, Moose und Flechten hatten fast alles unleserlich gemacht. Es mussten sehr alte Gräber sein, wahrscheinlich der ursprüngliche Friedhof von Drumnadruid Castle. Nur auf einem Stein fand ich etwas Erkennbares. Allerdings keine Inschrift, sondern ein Wappen. Ein Turm mit Zinnen war es, den eine Distel kreuzte. Doch diese hier war keine Silberdistel, sondern die kugelige schottische Distel. Das mochte das Wappen der Schlossherren, der MacIains, gewesen sein.
    Die Sonne ging unter, und es wurde kühl. Ich kehrte in die Halle zurück, sah mich schon mal nach Ken um, aber der schien sich immer noch in seinem Zimmer vergraben zu halten. Deshalb vertrieb ich mir die Zeit bis Mitternacht mit der Hotelgeschichte. Ein typisch schottisches Schicksal war damit verbunden.
    Anfang des achtzehnten Jahrhunderts war ein jüngerer Sohn aus dem Clan der MacDuffnets nach Kanada ausgewandert. Ich wusste, das war nicht ungewöhnlich, denn das Land der Familie würde nur auf den ältesten Sohn übergehen, die jüngeren konnten sehen, wo sie blieben. Dieser besagte MacDuffnet hatte sein Glück als Pelztierjäger und später als Händler gemacht. Seine Familie blühte und wurde wohlhabend. Dann setzte, ausgelöst durch die historischen Romane von Sir Walter Scott, allenthalben ein lebhaftes Interesse für Schottland ein, und jeder, der es sich leisten konnte, wollte plötzlich dieses Land bereisen. So auch der Urenkel des alten MacDuffnet. Geschäftstüchtig, wie er war, witterte er bei seinem Aufenthalt eine Möglichkeit, mit dem Fremdenverkehr Geld zu verdienen. Er kaufte 1824 von der Familie Leveson-Gower die Ruine von Drumnadruid Castle auf. Die Leveson-Gowers waren reiche Kaufleute, die das Land zwei Generationen zuvor von der englischen Krone erworben hatten. Doch als die neuen Besitzer allmählich merkten, dass der karge Boden nicht den erwünschten Gewinn brachte, erhöhten sie die Pachten übermäßig, und eine neue Auswanderungswelle begann. Schließlich stießen die Leveson-Gowers es wieder ab, und so bekam MacDuffnet die Ruine recht günstig. Er restaurierte sie im Stil der viktorianischen Zeit - neugotisch. Auf diese Weise gelangten die Türmchen auf das vormals trutzige Gebäude.
    Als Hotel wurde es bald ein Erfolg, denn viele Schotten und Iren, die in die Neue Welt ausgewandert waren, hatten es dort ebenfalls zu Geld gebracht und wollten nun die alte Heimat bereisen.
    Ob damals schon der Katzengeist sein Unwesen getrieben hatte? Dazu stand nichts in den Beschreibungen. Bedauerlich, dass man die Herkunft eines solchen Gespenstes nicht so ohne Weiteres herausfinden konnte. Schließlich haben Katzen schon immer wie Katzen ausgesehen, und der Tartan ihres Pelzes zeigte auch keine Zuordnung zu einem bestimmten Clan.
    Dann war es endlich halb zwölf, und ich schwankte zwischen Vorfreude und lang eingeübtem Zweckpessimismus. Wahrscheinlich würde Ken doch wieder nicht kommen. Seine Freunde und seine Arbeit waren ihm bestimmt wichtiger als ein mausiges Mädchen wie ich, das man darüber leicht vergessen konnte.
    Oder?
    Mein Magen machte einen kleinen Hopser, als ich ihn vor dem Kamin stehen sah.
    »Hallo, hübsches Schlossgespenst. Gib dein Geheimnis preis.«
    »Gleich, Ken, gleich. Siehst du diese Scheußlichkeit dort an der Wand?«
    »Diese bezaubernde Schwarzwälder Arbeit? Das ist zwar ein deutlicher Stilbruch in der Gesamtgestaltung des Hauses, aber

Weitere Kostenlose Bücher