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MacTiger - Ein Highlander auf Samtpfoten

MacTiger - Ein Highlander auf Samtpfoten

Titel: MacTiger - Ein Highlander auf Samtpfoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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meine Mutter Kinderbücher illustriert hat. Charakterlich waren die beiden Schwestern ein völliges Gegensatzpaar. Mutti war immer fröhlich, großzügig, manchmal leichtsinnig. Zumindest kommt mir das inzwischen so vor. Auf jeden Fall hat sie meine seltsame Veranlagung, diese Visionen zu haben, völlig ernst genommen. Und sie liebte auch geheimnisvolle Geschichten. Ihre Elfen und Kobolde, Drachen und Gespenster waren immer liebevoll und meistens umwerfend komisch. Ich glaube, sie ist nie ganz erwachsen geworden in diesen Dingen. Darum hat sie auch diesem Mann vertraut...«
    »Also hat dich deine Tante dann aufgenommen und dich zur Dankbarkeit erzogen?«
    Es war lieb von Ken, nicht weiter nach den Dingen zu fragen, die ich nicht erzählen wollte. Mir reichte es, dass Arthur Dougal sie kannte.
    »Ja, sie hat mich aufgenommen und versucht, zu meinem eigenen Besten, die Flausen aus mir herauszuschütteln. Ich fürchte allerdings, ganz ist ihr das nicht gelungen. Es ist aber nicht so, dass ich ihr böse wäre, Ken. Sie mag nicht das fröhliche Naturell meiner Mutter haben, aber sie hat mich auf ihre herbe Art auch gern. Und sie hat sich wirklich viel Mühe mit dem verstörten Geschöpf gegeben, das ich in den ersten Jahren war.«
    »Und daher begleitest du sie auf diesen Gruppenreisen alternder Fräuleins... Hast du wenigstens eine eigene Wohnung?«
    »Ja, natürlich. Tante Henrietta bestand darauf, mir eine zu suchen, als ich mit der Ausbildung begann. Und du? Ein karrierebewusster Jungmanager wird doch hoffentlich auch ein eigenes Heim haben?«
    Mehr als das, was ich bereits erzählt hatte, wollte ich ihm doch nicht anvertrauen. Meine Unzufriedenheit mit meinem derzeitigen Beruf, meine Unfähigkeit, Freunde zu finden, meine Einsamkeit... Er sollte auch etwas von sich preisgeben.
    »Oh, natürlich habe ich ein Appartement. Nicht genau das, was ich mit wünsche, aber es genügt im Moment. Ich bin viel unterwegs - Familienübel. Mein alter Herr ist Amerikaner, die Hälfte meines Lebens habe ich in den Staaten zugebracht. Die andere Hälfte in Flugzeugen, will mir manchmal scheinen.«
    »Das könnte ich nicht. Ich brauche ein gemütliches Zuhause, in das ich mich verkriechen kann.«
    »Irgendwann brauche ich das vermutlich auch. Meine Mutter jammert deswegen ständig mit mir und meinem Vater herum. Meine Schwester ist wenigstens ein bisschen sesshafter. Ihr hätte unser Hotel übrigens auch Spaß gemacht. Sie ist richtig spleenig, was alte Häuser angeht.«
    Meine Füße wurden allmählich zu Eisklumpen in dem Wasser. Ich zog sie heraus und wies Ken auf das Schwarze hin, das sich am Himmel zusammenbraute.
    »Wir gehen besser zurück, bevor das herunterkommt.«
    »Einverstanden.«
    Vor dem Hotel sahen wir die Engländer abreisen.
    »Wie lange bleibst du eigentlich noch hier?«, fragte Ken.
    »Noch acht Tage, bis der Bus uns wieder aufnimmt. Und du?«
    »Unsere Gruppe reist morgen Mittag ab.«
    »Oh, ach so.«
    Dazu gab es nicht mehr viel zu sagen, und darum stand ich mit gemischten Gefühlen am Fenster und wartete auf das Gewitter.

Überraschende Besucher
    Heute, an der Hotelrezeption
    Frau Liebmann ist mit Empörung im Blick zum Speisesaal gestapft. Schade, ich hätte extra für sie eine große Portion Scotch Haggis vorbereiten lassen sollen. Sie war mit ihrer Nörgelei kurz davor, mir die Laune zu verderben. Aber gerade in diesem Augenblick hupt es draußen anhaltend.
    Neugierig gehe ich zum Eingang. Ein uralter Jaguar steht in der Auffahrt, und ich sehe mich schon suchend nach einem Angestellten um, der den betagten Herrschaften beim Aussteigen helfen sollte, als die Beifahrertür aufgerissen wird und eine dunkelhaarige Frau mit blitzenden Augen herausspringt und auf mich zustürzt.
    »Margita! Ha, siehst du unsere vornehme Kutsche? Hast du noch ein Zimmer frei für uns? Wenn nicht, macht auch nix, wir brauchen nur Platz für unser Zelt. Und ich hab dir eine Überraschung mitgebracht. Du wirst es nicht für möglich halten, was es ist! Wie geht’s dir?«
    Valentines Überschwang kann einem den Atem nehmen, aber mich stört es nicht. Ich erwidere ihre Umarmung aufs Herzlichste.
    »Du bist doch schon eine Überraschung, Val. Komm rein, natürlich finden wir ein Zimmer für euch.«
    Inzwischen ist auch Carl, ihr Mann, aus dem Jaguar gestiegen und zu uns gekommen.
    »Vornehm!«, würdige ich das Gefährt.
    »Ja, aber es säuft...«
    »Ich habe keine Assoziationen...«
    Wir gehen unter Gekicher nach drinnen. Und dort sitzt

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