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MacTiger - Ein Highlander auf Samtpfoten

MacTiger - Ein Highlander auf Samtpfoten

Titel: MacTiger - Ein Highlander auf Samtpfoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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diesem Megastore an der Kirche«, belehrte mich Valentine und deutete über den Platz zu dem kleinen grauen Kirchlein. Daneben hatte ein Lebensmittelgeschäft winzigsten Ausmaßes seine Pforten geöffnet. Das Angebot war äußerst originell. Neben dem berühmten Honig, Strängen ungefärbter Wolle, Haarshampoo und Gartengerät gab es auch ein vollständiges Postamt.
    »Man ist richtig multifunktional hier. Was braucht man einen Supermarkt, wenn Tante Emma alles hat?«
    Zwei einheimische Damen in geblümten Kitteln lächelten uns freundlich zu. Vermutlich hätten sie zu gerne gewusst, was uns in ihr abseitsgelegenes Dörfchen geführt hatte. Carl lotste uns jedoch aus dem Laden heraus, bevor seine gesprächige Valentine anfing, die Familiengeschichten mit den Frauen auszutauschen.
    »Komm, ich bringe die Beute zum Auto, dann treffen wir uns in diesem Pub da hinten.«
    »Gute Idee. Mir gefällt es hier. Es hat etwas Behäbiges, das unseren Städten fehlt.«
    »Nanu, Ken? Keine Sehnsucht nach Wolkenkratzern, in denen sich ein glastiger Himmel spiegelt?«
    »Wo gibt es die denn noch mal?«
    »Bei dir scheint der Erholungseffekt eingetreten zu sein. Hast du heute noch nicht mit deinem Chef telefoniert?«
    »Mein Handy ist kaputt.«
    »Oooooch.«
    Wir standen also vor dem Fox and Hound , einem heimeligen Haus mit einer alten geschnitzten Eingangstür. Das geschmiedete Wirtshausschild darüber zeigte einen roten Fuchs, der vor einem schwarz-weiß gefleckten Jagdhund davonrannte und dabei frech nach hinten grinste. »Na, gehen wir hinein.«
    Drinnen herrschte gedämpftes Halbdunkel, der Geruch von Bier und Pfeifenqualm. Auch die Bar war reich mit Schnitzereien verziert, die Sitzmöbel mit abgewetztem rotem Plüsch bezogen. Die Decke bildeten uralte Holzbalken, und an den Wänden hingen Bilder von erfolgreichen Jägern, meist zu Pferde und neben sich die kläffende Meute.
    »Das ist so urig, das kann gar nicht echt sein. Gleich kommt jemand vorbei und schiebt die Kulisse weg, und wir stehen auf einem nüchternen Filmgelände mit Stahlgerüsten und Flutlicht.«
    »Wie grässlich unromantisch du bist, Ken.«
    »Bin ich gar nicht. Ich habe nur Angst, es könnte tatsächlich passieren.«
    »Geschieht aber nicht. Komm, wir bestellen uns eine Platte mit Sandwichs und dazu Bier, dann vergeht die Angst. Dieser Wirt sieht vertrauenerweckend aus.«
    Er war es. Eine immense Platte mit unterschiedlich belegten Weißbrot-Dreiecken wurde auf unseren Tisch gestellt.
    »Der Belag ist klasse, die Watte darunter nicht so kernig.«
    »Das gehört dazu. Trink dein Lager dazu, dann saugt es sich im Magen voll, und du hast ein schönes Sättigungsgefühl.«
    »Und was machen wir als Nächstes? Ich für meinen Teil bin satt und träge. Wenn ich eine Parkbank in der Sonne finde, werde ich mich darauf betten und den Nachmittag verdösen. Vorausgesetzt, mein treues Weib setzt sich dazu und dient meinem schweren Kopf als weiche Stütze.«
    »Vergiss es, Carl. Ich werde mit Margita das Heimatmuseum besuchen, du wirst mit Kens mageren Schenkeln vorliebnehmen müssen. Oder du musst dir eine dralle Schottin suchen, die den Nachmittag über Zeit hat, dich zu stützen.«
    »Woher hat diese Frau diesen unnatürlichen Hang zur Bildung? Das ist doch nicht gesund?«
    »Ich habe bei Margita ein ähnlich abwegiges Verhalten beobachten können, Carl. Ich finde das beängstigend. Wusstest du, dass ich sie aus einer Bildungsreise entführt habe...«
    »Valentine, ich glaube, wir lassen diese Banausen allein.«
    »Recht so. Gib mir den Autoschlüssel, Gatte. Dann kannst du dich für die nächsten zwei Stunden dem hemmungslosen Rausch und Plausch hingeben.«
    »Die Schlüssel bleiben bei mir - ich behalte sie als Pfand, damit du wieder zu mir zurückkehrst. Wir warten hier auf euch. Viel Spaß.«
    Es waren ein paar Wolken aufgezogen, aber es sah nicht nach Regen aus. Valentine plapperte vergnügt vor sich hin. Sie hatte ein unerschöpfliches Reservoir an Geschichten und Histörchen auf Lager, die von den beiden Gläsern Bier nur noch farbenprächtiger wurden. Ich lauschte ihr und schlenderte, ohne viel zu antworten, an ihrer Seite zu dem kleinen Museum, das sich laut Straßenschild hinter der Kirche befinden sollte.
    »Na, mit dem Britischen Museum ist das nur knapp zu vergleichen«, unterbrach ich sie, als ich das winzige Häuschen entdeckte.
    »Vielleicht geht es in die Tiefe?«
    »Unterhöhlt halb Tainwick und enthält Exponate, die bis weit in die Steinzeit

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