Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
MacTiger - Ein Highlander auf Samtpfoten

MacTiger - Ein Highlander auf Samtpfoten

Titel: MacTiger - Ein Highlander auf Samtpfoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
Vom Netzwerk:
müssen.«
    »Ist das so schlimm, Ken?«
    Er zuckte mit den Schultern.
    »Ich langweile mich eben.«
    »Du bist noch immer schlecht gelaunt. Weißt du, mir macht das auch keinen besonderen Spaß, die Nase am Fenster platt zu drücken und Regentropfen zu zählen. Ich werde mit Tante Henrietta die Tour nach Glen Ord mitmachen, die hier angekündigt ist.«
    »Aha, zurück in die Leibeigenschaft.«
    »Ken...«
    Er hatte sich von mir abgewandt und sah interessiert zur Rezeption, wo sich Morrigan um zwei neue Gäste kümmerte. Ja, Morrigan war eine schöne Frau, mit wundervollen langen schwarzen Haaren und einer üppigen Figur. Und sie wirkte auch durchaus nicht uninteressiert, wenn ich den Blick richtig deutete, den sie Ken zurückwarf.
    Na dann.
    Ich schlich mich, wieder zur grauen Maus degradiert, zurück zu den Zimmern und klopfte bei Tante Henrietta.
    »Wollen wir uns auf den Weg machen? Ich bin fertig.«
    »Ich komme, Margita.«
    Wir gingen zusammen nach unten, Tante Henrietta wieder in ihrem unverwüstlichen Tweed, doch seit der Golfballbeule noch immer sehr viel weniger streng frisiert. Sie sah auch ansonsten gut erholt aus, hatte ein wenig Farbe bekommen, und ein, zwei Falten schienen sich geglättet zu haben. Vor allem gab es da ein kleines Lächeln, das immer häufiger in ihren Mundwinkeln zuckte. Sie hatte auch nichts mehr gegen meine Aufmachung - Jeans und ein Tartan-Hemd, ein bunter Schal, um meine Locken zurückzuhalten.
    Unten am Eingangstor wartete noch ein älteres Ehepaar, das sich der Besichtigung anschließen wollte. Ken stand an der Rezeption und flirtete heftig mit Morrigan. Mich bemerkte er noch nicht einmal. Tante Henrietta sah es auch und legte mir die Hand auf die Schulter.
    Es linderte den bösen Schmerz nicht, aber es tröstete trotzdem ein klein wenig, und so konnte ich mit einigermaßen Haltung in den Kleinbus steigen.
    Die beiden anderen stellten sich als Dorothy und Ernst Halbacher vor, und gesprächsweise erfuhren wir ihre Geschichte. Sie machte mich betroffen, und mir wurde bewusst, wie viel schlimmere Schicksale es gab als einen vorübergehenden Liebeskummer. Dorothy war eine in Deutschland lebende Schottin, die vor vierzig Jahren ihren Mann kennengelernt hatte, der als Zimmermann auf der Walz in den Highlands gelandet war. Als ein heftiges Unwetter das Dach ihres Hauses zerstört hatte, war er ihr schnell und kundig zu Hilfe geeilt - und sie hatten sich prompt ineinander verliebt. Dies nun war ihr letzter Urlaub, denn Dorothy war krebskrank und wollte noch einmal die Heimat sehen. Aber sie machte kein Aufhebens davon, sondern die beiden nahmen alles mit Begeisterung auf, was sie sahen.
    Wir kamen in der Brennerei an und erfuhren, dass gerade eine Führung beginnen sollte. In dem Besucherzentrum, wo wir uns mit sechs weiteren Personen versammelten, wurde uns wortgewaltig die Wichtigkeit des weichen Wassers, die Reinheit der Gerste und das sorgfältige Brennverfahren erklärt. Ich unterdrückte einen Gähnkrampf. Zu meiner Überraschung ging es Tante Henrietta ebenso. Ich zwinkerte ihr zu.
    »Wirst du wohl aufmerksam zuhören, Margita.«
    »Ja, Tante Henrietta.«
    Sie grinste. Und ich staunte.
    Dann wurden wir durch die Mälzerei geführt, wo das Getreide bis zur Verzuckerung keimte, betraten die Darre, wo es über Torffeuer getrocknet wurde, die Maischerei und die Brennerei. Die auf Hochglanz polierten Stillpots, die Kupferkessel, auf die jede Brennerei stolz war, wurden besonders gewürdigt. Und dann natürlich das Lager, wo der Whisky bis zu zwanzig Jahren in alten Jerez-Fässern lagerte.
    Schließlich aber hatte der Führer ein Einsehen, und der gesellige Teil sollte im Souvenirladen stattfinden. Zwischen Gläsern, Karaffen, Whisky-Gebäck und anderem Schnickschnack bekamen wir Kostproben ausgeschenkt.
    Die Lagerung in den Fässern, in denen früher der Sherry von Spanien transportiert wurde, machte sich in der Tat noch in dem Whisky bemerkbar. Ich fand die Flüssigkeit in meinem Probiergläschen ganz ansprechend. Aber ein weiteres Glas lehnte ich vorsichtshalber ab. Die Wärme in meinem Magen und die Leichtigkeit in meinem Kopf zeigten mir an, dass die Wirkung bereits eintrat. Ich hätte vielleicht doch etwas mehr zum Frühstück essen sollen? Aber Valentines Aufbruch hatte die Prozedur an diesem Morgen deutlich abgekürzt, und ich hatte nur einen Buttertoast und einen Schluck Kaffee bekommen. Erstaunt beobachtete ich allerdings, wie Tante Henrietta die verschiedenen Jahrgänge

Weitere Kostenlose Bücher