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Madam Wilkin's Palazzo

Madam Wilkin's Palazzo

Titel: Madam Wilkin's Palazzo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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Gemeinschaftsraum benutzten. Sie konnte wohl kaum Besucher in
ihrem Schlafzimmer empfangen, ohne daß es Gerede geben würde.
    Mary und Dolph hatten ihr zwei
wunderschöne gepolsterte Lehnsessel und ein kleines Sofa überlassen, Sammlerstücke
aus Großonkel Fredericks vollgestopftem Herrenhaus in Chestnut Hill, wo die
beiden jetzt wohnten. Anora Protheroe hatte ihr eine Tiffany-Lampe geschenkt
und dazu, was Sarah sehr gerührt hatte, ein von Charlotte Hannewell Lamson
gemaltes wunderschönes Pastellporträt von Anora selbst in jüngeren und
schöneren Jahren. Ein dankbarer Klient hatte Max Bittersohn eine von Philip
Haies Beacon-Hill-Teegesellschaften verehrt, und er hatte das Gemälde an Sarah
mit der Bemerkung weitergegeben, daß es wohl besser zu ihr passe als zu ihm,
was natürlich stimmte, so daß sie es nicht einmal hätte ablehnen können, auch
wenn sie wirklich gewollt hätte, was natürlich nicht der Fall war. Sarahs
Zeichentisch stand am Fenster. Ihre Malutensilien, Lieblingsbücher und einige besondere
Schätze waren ordentlich in weißgestrichenen Schränken und Regalen
untergebracht, die ein Cousin von Mariposa, der Schreiner war, selbst gebaut
hatte, und ein anderer Cousin von Mariposa, der Anstreicher war, lackiert
hatte. Jetzt war aus dem Raum ein hübsches kleines Wohnzimmer geworden, wie es
sich eine Dame nur wünschen konnte. Der Impresario allerdings schien darin
völlig fehl am Platz.
    Als die beiden den Raum betraten,
sprang er sofort auf. »Ich hoffe, ich störe nicht bei etwas.« Aus seinem Mund
klang die Bemerkung zweideutig.
    »Überhaupt nicht«, sagte Sarah. »Mein
Butler hat mir mitgeteilt, daß Sie sowohl Mr. Bittersohn als auch mich sprechen
möchten. Sonst hätte er Sie in Mr. Bittersohns Zimmer führen können. Unten im
Souterrain«, fügte sie mit soviel Nachdruck hinzu, daß Bittersohns Lippen
zuckten.
    »Wenn Sie vielleicht lieber mit ihm
unter vier Augen reden möchten, ziehe ich mich gern zurück.«
    »Welcher Mann würde schon freiwillig
auf die Gesellschaft einer so schönen Frau verzichten! Stimmt’s, oder hab’ ich
recht, Bittersohn?«
    »Was willst du denn eigentlich von mir,
Nick?« erwiderte Bittersohn gereizt. »Ich habe im Moment wirklich eine Menge zu
tun.«
    »Maxie, nennt man das etwa einen
freundlichen Empfang? Ich komme extra vorbei, um meinem alten Freund und seiner
wunderschönen Herzensdame Gesundheit und ein langes Leben zu wünschen, und du
willst mich rauswerfen?«
    »Setz dich schon, und halt den Mund,
Nick«, seufzte Bittersohn. »Mrs. Kelling ist meine Pensionswirtin, und wenn ich
anfange, sie mir genauer anzusehen, stellt sie mir das in Rechnung.
Merkwürdigerweise haben wir übrigens heute abend noch über dich gesprochen.
Nicht wahr, Mrs. Kelling?«
    Sarah konnte sich zwar nicht daran
erinnern, nickte aber trotzdem. »Ja, mit Mrs. Tawne.«
    »Mrs. Tawne? Ihr kennt Dolores?«
Fieringer war überrascht, allerdings alles andere als angenehm.
    »Sie hat mit uns zu Abend gegessen.
Mein Cousin hat sie mitgebracht.«
    »So? Die Welt ist wirklich klein. Eine
wunderbare Frau, diese Dolores, das Salz der Erde. Aber ziemlich dicke
Fesseln.«
    »Wie steht es mit ihrem Kopf?« fragte
Bittersohn.
    Der beleibte Mann blinzelte
verständnislos. »Nein, da ist sie völlig in Ordnung. Dolores ist ein kluges
Mädchen. Sehr fähige Frau.«
    »Warum sagst du das?«
    »Warum? Woher soll ich denn wissen, warum
ich das sage? Der liebe Herrgott hat ihr wahrscheinlich so viel Verstand
gegeben, um sie für ihr Gesicht zu entschädigen. Ist es erlaubt, hier zu
rauchen, verehrte Pensionswirtin?«
    »Der kleine Porzellanteller auf dem
Tisch neben Ihnen ist ein Aschenbecher«, erwiderte Sarah, die sich fragte,
warum der Impresario wohl so schwitzte.
    »Was macht Mrs. Tawne denn eigentlich
in Madams Museum?« bohrte Bittersohn weiter.
    »Sie hat überall ihre Finger im Spiel.
Sie entstaubt die kostbaren — entschuldigt den Ausdruck — Kunstwerke. Sie
bringt kleinere Schäden in Ordnung, wenn alles auseinanderfällt, weil es
überall so feucht ist. Das kommt durch den verteufelten Wasserfall. Sie meckert
mit ihrem schwachsinnigen Bruder herum, bis er kein Auge mehr von den Motten in
den Wandbehängen läßt, statt sich in seiner geistigen Heimat, Pat O’Malleys
Bar, zu vergnügen.«
    »Ich hoffe, sie wird nicht versuchen,
Cousin Brooks das Leben schwerzumachen«, sagte Sarah.
    »Brooks? Brooks Kelling? Ist das
vielleicht der Cousin, den Sie meinen? Der kleine

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