Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Madam Wilkin's Palazzo

Madam Wilkin's Palazzo

Titel: Madam Wilkin's Palazzo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
Vom Netzwerk:
unser Taxi noch da.«
    Es war tatsächlich noch da. Als sie darauf
zugingen, konnten sie von dem Parkplatz hinter dem Gebäude Stimmen hören.
    »Würden Sie bitte im Taxi auf mich
warten?« Bittersohn verschwand im Eiltempo um die Ecke. Weniger als eine Minute
später war er wieder zurück. »Es waren Palmerston und Jimmy Agnew, der Bruder
von Dolores Tawne. Sie stiegen gerade in einen Wagen, der wohl Palmerston
gehört.«
    »So spät? Mrs. Tawne muß sie ja
wunderbar unterhalten haben. Sie ist sowieso absolut vernarrt in den Mann,
obwohl ich mir wirklich nicht erklären kann, warum.«
    »Die Schönheit liegt im Auge des
Betrachters. Zur Tulip Street, bitte.«
    »Was das Schönsein betrifft, denke ich,
daß ich unbedingt etwas an meiner Kleidung verändern muß«, bemerkte Sarah, die
nicht so recht wußte, ob ein lockerer Plauderton noch angebracht war, wo sie
nicht mehr das Liebespaar auf dem Weg zur Party waren. »Alle da haben mich für
Ihre Mutter gehalten.«
    »Das glauben Sie doch wohl selbst
nicht!«
    »Sie haben mich die ganze Zeit als Ihre
Alte bezeichnet.«
    »Das war doch ganz anders gemeint.«
    »Wie haben sie es dann gemeint?«
    Bittersohn räusperte sich. »Der Begriff
hat mit Alter nichts zu tun. So bezeichnet man die Frau, mit der ein Mann
gerade lebt.«
    »Ich verstehe. Ich nehme an, die Gräfin
hat ihnen gesagt — « Sarah dachte daran, was die Gräfin den Leuten wohl
mitgeteilt haben mochte, und beschloß, das Thema besser fallenzulassen. Danach
sagten sie beide nicht mehr viel außer »Gute Nacht«.
     
     

Kapitel
11
     
     
     
     
     
     
     
    S arah wachte aus alter Gewohnheit schon
früh auf, fühlte sich jedoch immer noch müde und verwirrt. Hatte sie etwa nur
geträumt, einen Revolver in der Handtasche der Gräfin Ouspenska gefunden zu
haben? Hatte man sie wirklich für Mr. Bittersohns Frau gehalten? Und war dies
tatsächlich der Tag, für den sie ihren Cousin Brooks zum Abendessen eingeladen
hatte? An ihre Hausfrauenpflichten erinnert, sprang sie aus dem Bett, duschte
sich rasch und drehte ihr feines hellbraunes Haar zu einem Knoten zusammen, wie
es sich für eine Pensionswirtin gehörte.
    Jetzt, wo sie völlig wach war,
erinnerte sie sich wieder lebhaft daran, wie Mr. Bittersohn im Taxi fast
während der ganzen Fahrt von der Charles Street bis Brookline Village seine
Wange an ihrem Haar gerieben hatte und wie sie nicht versucht hatte, ihn daran
zu hindern. Natürlich hatte er sich nur so verhalten, weil es zu ihrem kleinen
Rollenspiel gehört hatte, warum also wurde ihr bei dem Gedanken daran derartig
heiß, und warum war sie so unruhig, und was um alles in der Welt sollte sie ihm
bloß am Frühstückstisch sagen?
    Wie sich schließlich herausstellte,
brauchte sie so gut wie gar nichts zu sagen. Bittersohn war kein Frühaufsteher,
und ihre Gäste hätten sie sowieso nicht aus den Augen gelassen. Als sich Mr. Porter-Smith
schließlich verabschiedet und auf den Weg zum Steuerberaterbüro ihres Cousins
dritten Grades, Percy Kelling, gemacht hatte, Miss LaValliere zum Unterricht zu
Katy Gibbs und Professor Ormsby zu seinem Aerodynamiklabor am Massachusetts
Institute of Technology entschwunden waren und Mrs. Gates sich zu einem Vortrag
über chinesische Stickerei im Art Museum aufgemacht hatte, erschien Mrs.
Sorpende mit neuer Frisur und strahlte nur so vor glücklicher Erwartung.
    »Ihr Cousin kommt doch heute abend zum
Essen, nicht wahr?« erkundigte sie sich. »Meinen Sie, er wird es auch nicht
vergessen?«
    »Bestimmt nicht. Brooks freut sich ganz
sicher schon darauf. Er hat ausdrücklich erwähnt, daß er sich sehr gern mit
Ihnen über den amerikanischen Ziegenmelker unterhalten würde.«
    »Den Ziegenmelker?«
    »Richtig. Wissen Sie, das sind die
Vögel mit den langen Flügeln, die ein bißchen wie Schwalben aussehen, in der
Abenddämmerung umherfliegen und immer ›guik‹, ›guik‹ rufen.«
    »Ach du liebe Zeit, das sind
Ziegenmelker? Ich fürchte, ich muß in Ornithologie noch eine Menge lernen.«
    »Ich bin sicher, daß Brooks Ihnen
liebend gern hilfreich zur Seite stehen wird.«
    »Er ist ein so netter Mensch.«
    Mrs. Sorpende betupfte sich vorsichtig
mit der Serviette die Lippen und ließ ein weiteres Mal von Sarah ihre Tasse aus
der eleganten silbernen Kaffeekanne auffüllen. Sie saß immer noch am
Frühstückstisch, als Mr. Bittersohn endlich erschien, sich mit Toast und Eiern
vom Buffet bediente, Sarah dankte, als sie ihm eine Tasse Kaffee reichte,
schnell alles verspeiste

Weitere Kostenlose Bücher