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Madam Wilkin's Palazzo

Madam Wilkin's Palazzo

Titel: Madam Wilkin's Palazzo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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Porter-Smith verbeugte sich elegant
aus der Taille heraus und küßte ihre adlige Hand, Mr. Bittersohn folgte seinem
Beispiel und blinzelte dabei Sarah ganz unauffällig zu. Sogar Professor Ormsby
brachte ein Nicken und Grunzen zustande. Brooks Kelling erntete einen
bewundernden Blick von Mrs. Sorpende, als er der Gräfin die Hand schüttelte und
»Hallo, Lydia, nett, dich zu sehen« zu ihr sagte.
    »Mr. Palmerston kennen Sie ja bereits«,
beendete Sarah die Vorstellung boshaft.
    »Ho, ho, und wie ich den kenne! Seine
Erinnerung ist schöner als meine, aber köstlicher Kaviar läßt mich verzeihen
vieles.«
    Palmerston reagierte
verständlicherweise reichlich verwirrt. »Es tut mir leid, aber ich kann Ihnen
nicht ganz folgen«, stammelte er.
    Lydia zuckte die Achseln. »Das sowieso
tut heute keiner mehr. Ist schrecklich, wenn man wird alt und häßlich.«
    Miss LaValliere kicherte. Sarah sagte
schnell: »Wir trinken gerade Kaffee, Gräfin. Darf Charles Ihnen auch eine Tasse
holen? Und vielleicht möchten Sie eine Kleinigkeit dazu essen?«
    »Vielen Dank. Kaffee ist genug. Heute
ich gegessen Kaviar und Blini. Ich lass’ mir Einladung gutschreiben für Tag,
wenn Lage nicht so rosig, ja?«
    »Natürlich, wir würden uns alle sehr
freuen.« Sarah hatte das unbestimmte Gefühl, daß sie ihren Abendbrottisch
gerade um eine Gräfin bereichert hatte. »Gräfin Ouspenska ist eine hochbegabte
Künstlerin«, teilte sie den Anwesenden mit und hoffte, damit alles hinreichend
erklärt zu haben.
    »Es muß wundervoll sein, wenn man etwas
schaffen kann, dessen Schönheit dauerhaft ist und das anderen Freude bringt«,
sagte Mrs. Sorpende genau aufs Stichwort.
    »Lohnt sich auch finanziell manchmal«,
erwiderte die hochbegabte Künstlerin. »Findest du nicht auch, mein Engel?«
    Palmerston zuckte zusammen. »Was? Eh,
ja. Das tut es wohl. Ja«, er fuhr mit etwas größerer Sicherheit fort, »ich bin
sicher, daß Bittersohn mir zustimmen wird, daß es sich sogar sehr gut bezahlt
machen kann. Besonders unter bestimmten Bedingungen.« Er verschränkte die Arme
und setzte eine geheimnisvolle Miene auf.
    Die Gräfin ignorierte die versteckte
Anspielung. »Bei mir sind, außer manchmal, Umstände immer lausig. Ich bin nicht
wie deine gute Dolores, die sagt, sie kann machen einen Penny arbeiten für
zwei. Aber ihre Pennys arbeiten gar nicht, liegen in Sparschwein und ruhen sich
aus.«
    »Dolores Tawne ist das Salz der Erde«,
sagte Brooks mit hartnäckiger Ergebenheit.
    »Sie ist nicht übel«, gab die Gräfin
zu, »aber verleiht nicht gern Geld, bloß vielleicht lausigem Bruder.«
    »Sie findet Jimmy manchmal ganz schön
strapaziös«, gab Brooks zu, »aber wenigstens geht er seiner Arbeit im Palazzo
nach.«
    »Wo wir gerade vom Palazzo sprechen«,
Mrs. Sorpende nutzte die Gelegenheit, das Gespräch wieder in ein
anspruchsvolleres kulturelles Fahrwasser zu steuern, »mir ist gerade
eingefallen, daß ich morgen nachmittag zufällig frei habe und mir einen
Museumsbesuch gönnen möchte. Merkwürdigerweise war ich noch nie im
Wilkins-Museum.«
    »Ist das wirklich wahr, Teuerste?« rief
Palmerston. »Dann müssen Sie mir die Ehre erweisen, Ihr ganz persönlicher
Führer zu sein.«
    »Großer Gott, Schnucki, steckt ja noch
richtig Leben in altem Bock!«
    »Ist es Ihnen je in den Sinn gekommen,
Gräfin Ouspenska«, bemerkte Palmerston förmlich, »daß es auch Menschen gibt,
die Ihre witzigen Bemerkungen reichlich unpassend finden?«
    »Aber sicher, Schnucki.«
    Miss LaValliere kicherte wieder.
    Palmerston erhob sich. »Ich fürchte,
ich muß mich allmählich verabschieden. Vielen Dank für die überaus reizende
Bewirtung, Mrs. Kelling. Bittersohn, von Ihnen erwarte ich einen
Zwischenbericht. Kommen Sie Freitag morgen Punkt neun Uhr fünfzehn in mein
Büro. Mrs. Sorpende, es wird mir eine Ehre sein, Sie morgen nachmittag um zwei
Uhr mit meinem Wagen abzuholen, wenn Ihnen die Zeit recht ist.«
    »Zwei Uhr paßt mir ganz ausgezeichnet,
Mr. Palmerston.«
    »Gräfin Ouspenska«, schloß er frostig,
»vielleicht gestatten Sie mir, Sie zu Ihrem Atelier zurückzubegleiten, damit
Ihnen nichts passiert.«
    Lydia klimperte überrascht mit ihren
maskarabeladenen Wimpern und strahlte dann Palmerston an. »In Ordnung,
Schnucki. Wie in alten Zeiten.« Sie warf allen Kußhände zu und schritt
majestätisch am Arm ihres wutschnaubenden Begleiters hinaus.
    »Eine sehr erfrischende Person«, stellte
Mrs. Sorpende fest.
    »Wer? Palmerston?« stieß Brooks

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