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Madam Wilkin's Palazzo

Madam Wilkin's Palazzo

Titel: Madam Wilkin's Palazzo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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ich manchmal für besondere Aufträge benutze.« Er gab ihr die
Apartmentnummer. »Nehmen Sie den Aufzug, und kommen Sie einfach zu mir hoch.
Ich werde dort sein. Und erwarten Sie nichts Luxuriöses.«
    »Aber warum können wir uns nicht
irgendwo in der Nähe des Palazzos treffen?«
    »Weil wir uns vorher irgendwo
verkleiden müssen.«
    »Als was denn?«
    »Das hängt ganz davon ab, was ich im
Kostümverleih auftreiben kann.«
    »Du lieber Himmel! Sie wissen wirklich,
wie man das Leben abwechslungsreich gestaltet, Mr. Bittersohn. Aber Sie haben
doch nicht etwa an so etwas Albernes wie Mickymaus-Ohren gedacht?«
    »Gnädige Frau, wir Meisterdetektive
tragen bei unseren geheimen Missionen keine Mickymaus-Ohren. Es sei denn, es
handelt sich tatsächlich um einen Mickymaus-Fall, worüber ich mir hier noch
nicht so ganz sicher bin. Besitzen Sie ein Paar Sandalen, die Mrs. Sorpende
nicht kennt?«
    »Ja, aber die sind in einem traurigen
Zustand.«
    »Das macht nichts. Bringen Sie die
Dinger in einer Tragetasche mit. Und wenn Mariposa oder sonstwer Sie fragen
sollte, wohin Sie gehen, lügen Sie einfach. Sagen Sie ihr, Sie wollten Ihren
Anwalt wegen der Hypothekensache aufsuchen.«
    »Aus dem Mann habe ich bereits alles
herausgeholt, was überhaupt zu holen ist.«
    »Machen Sie sich nichts daraus, er hat
es mit Ihnen wahrscheinlich ganz genauso gemacht.« Bittersohn zögerte noch
einen Moment, sagte dann etwas überstürzt »Bis morgen« und war wieder verschwunden.
    Ausnahmsweise nahm er am nächsten Tag
sein Frühstück schon sehr zeitig ein und war bereits aus dem Haus, bevor Sarah
auch nur ein Wort über ihr heimliches Treffen mit ihm wechseln konnte. Trotzdem
war sie am Nachmittag desselben Tages Punkt halb zwei auf dem Weg in die vierte
Etage des Little Building, die Sandalen in der Hand. Zu ihrer großen
Überraschung wurde sie an der Tür des Büros, das sich tatsächlich als ein
winziges kleines Loch herausstellte, von einem Inder erwartet, der genauso
aussah wie die zahlreichen Inder, die man so oft in den Städten sieht, in denen
es von Studenten aus aller Herren Ländern nur so wimmelt. Seine Haut war
bronzefarben, sein kurzer Bart tiefschwarz, sein Haar völlig unter einem Turban
aus irgendeinem meterlangen gazeartigen blaßgrünen Stoff verborgen. Er trug
einen cremefarbenen Anzug und hielt eine Aktentasche aus Plastik in der Hand.
    »Ich — entschuldigen Sie bitte«,
stammelte sie, »ich wollte eigentlich zu — «
    »Sie haben vielleicht Menachem Begin
erwartet?«
    »Mr. Bittersohn! Ich hätte Sie nie im
Leben erkannt!«
    »So war es auch gedacht. Kommen Sie
schnell herein, und schlüpfen Sie in Ihren Sari.«
    »Ich habe doch überhaupt keinen.«
    »Doch, den haben Sie, und außerdem
fugit, wie mein neuer Arbeitgeber so schön sagen würde, tempus.«
    »Aber ich habe doch keine Ahnung, wie
man ihn faltet.«
    »Es liegt eine Skizze dabei.« Er holte
die Schachtel vom Kostümverleih. »Sehen Sie, zuerst ziehen Sie dieses
Blusending hier an, dann wickeln Sie sich dieses Vorhangding um, schlagen es
ein und ziehen das übriggebliebene Ende über Ihre Schulter.«
    »Was passiert, wenn es sich löst?«
    »Immer positiv denken. Ich nehme an,
Sie würden es begrüßen, wenn ich solange in den Flur gehe?«
    »Wenn man bedenkt, was ich alles
ausziehen muß, um diese Montur anzuziehen, wäre es mir wirklich lieber.«
    Bittersohn ging nach draußen, blieb
aber in der Nähe der Tür. Sie konnte seinen Schatten hinter dem
Milchglasfenster sehen. Nach etwa einer Minute rief er: »Wie läuft es denn?«
    »Die Bluse ist schrecklich eng«,
stöhnte sie. »Sie ist eigentlich vorn zum Zuknöpfen, aber es geht irgendwie
nicht.«
    »Ziehen Sie sie doch über den Kopf.«
    »Das versuche ich ja gerade.«
    »Soll ich Ihnen helfen?«
    »Bloß nicht!« Sie hatte ihren
Büstenhalter und ihren Unterrock ausziehen müssen.
    Schließlich gelang es ihr, ihren
schmalen Oberkörper in das hautenge Mieder zu zwängen und die scheinbar
endlosen Falten des Saris zu bändigen, bis das Resultat schließlich entfernt
der Skizze ähnelte. »In Ordnung, ich bin fertig. Allerdings darf ich nicht
atmen, sonst platzt es. Sie dürfen jetzt wieder hereinkommen.«
    Bittersohn betrat wieder das Zimmer.
»Nicht schlecht für eine Anfängerin. Wo ist Ihr Lippenstift?«
    »Auf meinen Lippen, vermute ich.«
    »Ich dachte eigentlich an den Rest. Sie
brauchen ein Kastenzeichen.«
    »Ich brauche eine Sicherheitsnadel.«
    »Vergessen Sie die Schlitze, und geben
Sie

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