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Madam Wilkin's Palazzo

Madam Wilkin's Palazzo

Titel: Madam Wilkin's Palazzo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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Lydia etwas
in die Schuhe schieben«, sagte Bittersohn.
    »Nicht schlecht, Maxie. Das wäre eine
Möglichkeit.«
    »Kennst du weitere?«
    Bill zuckte die Achseln und blickte
sehnsuchtsvoll auf das zerwühlte Bett.
    »In Ordnung, Bill, ruh dich ein bißchen
aus. Wir gehen dann ganz leise, wenn wir fertig sind.«
    Weniger als eine Minute später schlief
der kleine Bruder von Pericles Jonubopoulos tief und fest. Sarah und Max stöberten
weiter.
    »Guck mal, Max«, zischte Sarah.
    In der obersten Schublade von Lydias
Anrichte lag mitten in einem Durcheinander aus zerknüllten Schals, kaputten
Strumpfhosen und einzelnen Handschuhen eine kleine Plastikphiole mit einer
entsprechenden Warnung auf dem Etikett. Sie war mit einem weißen Pulver gefüllt
gewesen, von dem jetzt etwa fünf Millimeter fehlten.
    Bittersohn nahm die Phiole vorsichtig
mit einem bunten Nylontaschentuch auf und steckte sie in seine Tasche. »Das
gebe ich Fitz und Fitz. Zehn zu Null, daß es Arsen ist und daß es keine
Fingerabdrücke darauf gibt.«
    »Pst! Weck ihn nicht noch einmal auf.«
    Bittersohn blickte auf den friedlich
schlummernden Bill herab und rieb sich das Kinn, auf dem sich allmählich
Stoppeln zeigten. »Du bist genau wie alle anderen. Jede Frau, der Bill
begegnet, will ihn bemuttern, bevor sie merkt — «
    »Den Rest kann ich mir schon denken,
vielen Dank. Ich würde nicht einmal im Traum auf die Idee kommen, ihn zu
bemuttern. Er ist wie einer dieser kleinen Spatzen, die man überall auf den
Straßen sieht, nicht? Süß und doch robust und zweifellos in jedem Nest ein Ei.
Kannst du mir sagen, warum wir den Murillo nicht bemerkt haben, als wir mit den
beiden Polizisten hier waren?«
    »Weil er sich da noch nicht hier
befand, selbstverständlich.«
    »Das also hat Nick Fieringer hier
gewollt, als wir ihn aus dem Haus kommen sahen. Glaubst du, Mrs. Tawne hat ihn
angerufen und ihm von der Gräfin erzählt? Wie hätte er es sonst herausbekommen
können? Oder vielleicht hat Mr. Hayre das Haus beobachtet, als wir sie — nein,
das klingt ziemlich albern, nicht? Am wahrscheinlichsten ist, daß er
hergekommen ist, um das Arsen zu deponieren, und daß Bill ihm erzählt hat, daß
sie schon im Krankenhaus ist. Dann ist er schnell dahin gelaufen, wo die Kopien
gemalt werden, und hat das Bild geholt, damit sie als Sündenbock dasteht, wenn
sie doch sowieso stirbt.«
    »Schon möglich. Warum gehen wir nicht
und fragen ihn?«
    »Du meinst, wir wecken ihn einfach auf
und sagen: Entschuldigen Sie bitte die Störung, aber sind Sie zufällig ein
Mörder?‹«
    »Warum nicht? Er haust zufällig hier um
die Ecke.«
    Fieringer wohnte in einem dieser
grauenvollen Apartmentblocks, die schmutzige Foyerböden aus Fliesenstücken in
ausgefallenen Mustern und Eingangstüren mit einer dicken Lackschicht haben, die
eigentlich verschlossen sein sollten, es aber meistens nicht sind. Im Inneren
des Hauses gab es den üblichen scheußlichen kleinen Aufzug, der nach Urin
stank. An die Wände hatte man mit Textmarkern und dem spitzen Ende von
Hausschlüsseln Schmierereien und Obszönitäten geschrieben. Bittersohn drückte
den Knopf für den dritten Stock. Der kleine Käfig ruckelte nach oben.
    »Hätten wir denn nicht wenigstens
vorher bei ihm klingeln sollen?« flüsterte Sarah.
    »Ich denke, eine kleine Schocktherapie
tut ihm ganz gut.«
    Im Gegensatz zu Lydias Tür war Nicks
Tür verschlossen. Bittersohn klopfte heftig gegen die Türfüllung. Nach geraumer
Zeit hörten sie das Schlurfen von Pantoffeln und eine schläfrige Stimme, die
»Wer ist da?« rief.
    »Ich bin’s, mach auf.« Bittersohns
Stimme klang der von Bernie, dem Pianisten, verblüffend ähnlich.
    Man hörte Ketten rasseln und Riegel
knacken, dann öffnete sich die Tür. Im Pyjama sah Nick einfach unbeschreiblich
scheußlich aus. Die zerknitterte Hose hing unter seinem fetten nackten Bauch,
die aufgeknöpfte Jacke enthüllte einen spärlich behaarten Brustkorb mit zwei
Hängebrüsten wie die einer alten Frau. Sein langes Haar stand ihm in fettigen
Büscheln um die Halbglatze. Sein gelbes Gesicht mit den Hängebacken wirkte
eingefallen. Einen Augenblick lang starrte er sie nur an. Dann verzog er sein
Gesicht zu einem schmallippigen Grinsen und versuchte, mit einer Hand sein Haar
glattzustreichen.
    »Entschuldigt mich einen Augenblick«,
nuschelte er. Er ließ die Tür angelehnt und kehrte ein paar Minuten später
wieder zurück, diesmal ordentlich in einen Bademantel gehüllt, das Haar über
die Halbglatze

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