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Madame Bovary: Roman. Herausgegeben und übersetzt von Elisabeth Edl (German Edition)

Madame Bovary: Roman. Herausgegeben und übersetzt von Elisabeth Edl (German Edition)

Titel: Madame Bovary: Roman. Herausgegeben und übersetzt von Elisabeth Edl (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustave Flaubert
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Jahr; da Vater Rouault gelähmt war, nahm eine Tante sie in Obhut. Sie ist arm und schickt sie zum Geldverdienen in eine Baumwollspinnerei.
    Seit Bovarys Tod folgten einander drei Ärzte in Yonville, bekamen jedoch keinen Fuß auf den Boden, so prompt schlug sie Monsieur Homais in die Flucht. Seine Kundschaft wächst höllisch; die Obrigkeit schont ihn und die öffentliche Meinung schützt ihn.
    Seit kurzem hat er das Kreuz der Ehrenlegion.

    Anmerkungen

PLÄDOYERS DER ANKLAGE
    UND DER VERTEIDIGUNG SOWIE URTEIL
    IM PROZESS GEGEN DEN AUTOR
    VOR DEM STRAFGERICHT
    PARIS (6. KAMMER), UNTER VORSITZ
    VON MONSIEUR DUBARLE
    VERHANDLUNGEN VOM 31. JANUAR
    UND 7. FEBRUAR 1857

DIE STAATSANWALTSCHAFT GEGEN
    GUSTAVE FLAUBERT

    PLÄDOYER DES KAISERLICHEN STAATSANWALTS
    MONSIEUR ERNEST PINARD

    Meine Herren, indem die Staatsanwaltschaft diese Debatte eröffnet, steht sie vor einer Schwierigkeit, über die sie sich im klaren sein muss. Diese liegt nicht eigentlich in der Natur der Anklage: Verletzung der öffentlichen Moral und der Religion, das sind gewiss etwas unbestimmte, etwas dehnbare Begriffe, die genau umrissen werden müssen. Freilich, spricht man mit rechtschaffenen und praktisch denkenden Menschen, ist es leicht, sich in dieser Hinsicht zu verständigen, zu erkennen, ob diese oder jene Seite eines Buches gegen Religion oder Moral verstößt. Die Schwierigkeit liegt nicht in unserer Anklage, sie liegt eher, sie liegt weitaus mehr im Umfang des Werkes, über das Sie zu urteilen haben. Es handelt sich um einen ganzen Roman. Unterbreitet man einen Zeitungsartikel Ihrer Bewertung, sieht man sogleich, wo das Vergehen beginnt und wo es aufhört; die Staatsanwaltschaft liest den Artikel und unterbreitet ihn Ihrer Bewertung. Hier handelt es sich nicht um einen Zeitungsartikel, sondern um einen ganzen Roman, der am 1. Oktober beginnt, am 15. Dezember endet und aus sechs Folgen besteht, in der Revue de Paris , 1856. Was ist unter diesen Umständen zu tun? Welche Rolle hat die Staatsanwaltschaft zu spielen? Den ganzen Roman lesen? Das ist unmöglich. Andererseits, nur die inkriminierten Stellen zu lesen hieße, sich einem sehr begründeten Vorwurf aussetzen. Man könnte uns sagen: Wenn Sie den Prozess nicht auf alle seine Teile beziehen, wenn Sie weglassen, was den inkriminierten Passagen vorausgeht und was ihnen folgt, dann ersticken Sie ganz offensichtlich die Debatte, indem Sie den Diskussionsrahmen einschränken. Um diese zweifache Unannehmlichkeit zu vermeiden, gibt es nur einen gangbaren Weg, und zwar den folgenden, nämlich Ihnen zuerst den ganzen Roman zu erzählen, ohne irgendeine Passage zu lesen, zu inkriminieren, und dann zu lesen, zu inkriminieren, indem man die Stellen zitiert, und schließlich auf die Einwände zu antworten, die sich gegen das allgemeine Verfahren der Anklage erheben könnten.
    Wie lautet der Titel des Romans: Madame Bovary . Das ist ein Titel, der von sich aus nichts sagt. Er hat einen zweiten in Klammern: Sitten in der Provinz . Auch das ist ein Titel, welcher die Gedanken des Autors nicht erklärt, sie jedoch erahnen lässt. Der Autor wollte nicht diesem oder jenem, wahren oder falschen, philosophischen System folgen, er wollte Genrebilder malen, und Sie werden sehen, was für Bilder!!! Gewiss, mit dem Ehemann beginnt und schließt das Buch, aber das eigentliche Porträt des Werkes, welches die anderen Darstellungen erhellt, ist natürlich das von Madame Bovary.
    Hier erzähle ich nun, ich zitiere nicht. Wir lernen den Ehemann im Collège kennen, und, das muss gesagt werden, der Junge kündigt bereits an, was der Ehemann sein wird. Er ist über alle Maßen schwerfällig und schüchtern, so schüchtern, dass er, als er ins Collège kommt und nach seinem Namen gefragt wird, zunächst Schahbovarie antwortet. Er ist so schwerfällig, dass er lernt, ohne weiterzukommen. Er ist nie der erste, er ist auch nie der letzte in seiner Klasse; er ist, wenn schon nicht die typische Niete, so doch der typische Lächerliche im Collège. Nach dem Collège kam er zum Medizinstudium nach Rouen, in ein Zimmer im vierten Stock, über der Seine gelegen, das seine Mutter bei einem Färber aus ihrer Bekanntschaft für ihn gemietet hatte. Hier geht er seinem Medizinstudium nach und erwirbt mit der Zeit zwar nicht den Titel eines Doktors der Medizin, aber den eines Sanitätsbeamten. Er besuchte regelmäßig Wirtshäuser, er versäumte die Vorlesungen, hatte jedoch ansonsten keine andere Leidenschaft als das Dominospiel. Das

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