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Madame Bovary: Roman. Herausgegeben und übersetzt von Elisabeth Edl (German Edition)

Madame Bovary: Roman. Herausgegeben und übersetzt von Elisabeth Edl (German Edition)

Titel: Madame Bovary: Roman. Herausgegeben und übersetzt von Elisabeth Edl (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustave Flaubert
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ist Monsieur Bovary.
    Er wird heiraten. Seine Mutter findet ihm eine Frau: die Witwe eines Gerichtsvollziehers aus Dieppe; sie ist tugendhaft und hässlich, sie zählt fünfundvierzig Jahre und Einkünfte von 1200 Livre. Allein der Notar, der das Kapital der Einkünfte hatte, machte sich eines schönen Morgens auf nach Amerika, und die junge Madame Bovary war so erschrocken, so beeindruckt von diesem unerwarteten Schlag, dass sie daran starb. Das ist die erste Ehe, das ist die erste Szene.
    Monsieur Bovary, Witwer geworden, denkt daran, sich wieder zu verheiraten. Er befragt seine Erinnerungen; er muss nicht sehr weit suchen, ihm kommt sofort die Tochter eines Bauern aus der Nachbarschaft in den Sinn, die Madame Bovarys Argwohn ganz besonders erregt hatte, Mademoiselle Emma Rouault. Der Bauer Rouault hatte nur eine Tochter, erzogen bei den Ursulinen in Rouen. Sie kümmerte sich wenig um den Bauernhof; ihr Vater wollte sie gern verheiraten. Der Sanitätsbeamte wird vorstellig, er ist nicht anspruchsvoll bei der Mitgift, und Sie verstehen, mit einer solchen Einstellung auf der einen wie auf der anderen Seite gehen die Dinge schnell. Die Hochzeit findet statt. Monsieur Bovary liegt seiner Frau zu Füßen, er ist der glücklichste aller Männer, der blindeste aller Ehemänner; seine einzige Sorge ist es, seiner Frau jeden Wunsch von den Augen abzulesen.
    Hier verblasst nun die Rolle von Monsieur Bovary; die von Madame Bovary wird zur eigentlichen Sache des Buches.
    Meine Herren, hat Madame Bovary ihren Mann geliebt oder versucht ihn zu lieben? Nein, und gleich zu Beginn gab es etwas, was man die Initiationsszene nennen kann. Von diesem Augenblick an breitet sich vor ihr ein anderer Horizont aus, zeigt sich ihr ein neues Leben. Der Besitzer des Schlosses La Vaubyessard hatte ein großes Fest gegeben. Man hatte den Sanitätsbeamten eingeladen, man hatte seine Frau eingeladen, und da kam es für sie zu so etwas wie einer Initiation in alle Verzückungen der Lust! Sie hatte den Herzog von Laverdière erblickt, der Erfolge bei Hof gehabt hatte; sie hatte mit einem Vicomte Walzer getanzt und eine unbekannte Erregung verspürt. Von diesem Augenblick an hatte sie ein neues Leben gelebt; ihr Mann, alles, was sie umgab, war ihr unerträglich geworden. Eines Tages, als sie in einem Möbel nach etwas suchte, war sie auf einen Draht gestoßen, der sie am Finger verletzte; es war der Draht von ihrem Hochzeitsstrauß. Um sie der Langeweile, die sie verzehrte, zu entreißen, gab Monsieur Bovary seine Patienten auf und ließ sich in Yonville nieder. Hier kommt es zu der Szene mit dem ersten Fehltritt. Wir sind in der zweiten Folge. Madame Bovary trifft in Yonville ein, und die erste Person, der sie begegnet, auf die ihr Blick sich heftet, ist nicht der Notar des Ortes, es ist der einzige Kanzlist des Notars, Léon Dupuis. Er ist ein sehr junger Mann, der die Rechte studiert und in die Hauptstadt ziehen wird. Jeder andere als Monsieur Bovary wäre beunruhigt gewesen über die Besuche des jungen Kanzlisten, doch Monsieur Bovary ist so naiv, dass er an die Tugend seiner Frau glaubt; Léon, unerfahren, empfand dasselbe Gefühl. Er ist weggezogen, die Gelegenheit ist versäumt, doch Gelegenheiten finden sich leicht wieder. In der Nachbarschaft von Yonville gab es einen Monsieur Rodolphe Boulanger (Sie sehen, dass ich erzähle). Er war ein Mann von vierunddreißig Jahren, von rohem Charakter; er hatte viel Erfolg bei leichten Eroberungen gehabt; er hatte als Mätresse gerade eine Schauspielerin; er erblickte Madame Bovary, sie war jung, bezaubernd; er beschloss, sie zu seiner Mätresse zu machen. Die Sache war leicht, er brauchte nur drei Gelegenheiten. Beim ersten Mal war er zur Landwirtschaftsausstellung gekommen, beim zweiten Mal hatte er sie besucht, beim dritten Mal hatte er mit ihr einen Ausritt unternommen, den der Ehemann als unentbehrlich für die Gesundheit seiner Frau erachtet hatte; und da, bei einem ersten Besuch im Wald, ereignet sich der Fehltritt. Die Rendezvous mehren sich im Schloss von Rodolphe und vor allem im Garten des Sanitätsbeamten. Die Liebenden erreichen die äußersten Grenzen der Lust! Madame Bovary will sich von Rodolphe entführen lassen, Rodolphe wagt es nicht, nein zu sagen, doch er schreibt ihr einen Brief, in dem er versucht, ihr zu beweisen, mit vielen Gründen, dass er sie nicht entführen kann. Wie vom Blitz getroffen beim Empfang dieses Briefes, bekommt Madame Bovary eine Gehirnentzündung, nach der ein

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