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Madame Bovary: Roman. Herausgegeben und übersetzt von Elisabeth Edl (German Edition)

Madame Bovary: Roman. Herausgegeben und übersetzt von Elisabeth Edl (German Edition)

Titel: Madame Bovary: Roman. Herausgegeben und übersetzt von Elisabeth Edl (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustave Flaubert
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Todesqual.
    Zahlreiche Kürzungen sind darin, wie es scheint, von der Revue de Paris vorgenommen worden. Hören Sie, mit welchen Worten Monsieur Flaubert sich darüber beschwert:
    »Erwägungen, die ich nicht bewerten will, haben die Revue de Paris gezwungen, in der Nummer vom 1. Dezember eine Streichung vorzunehmen. Da ihre Bedenken sich bei der vorliegenden Nummer wiederholten, fand sie es angebracht, erneut mehrere Passagen wegzulassen. Infolgedessen erkläre ich, dass ich jede Verantwortung für die folgenden Zeilen ablehne; der Leser wird hiermit gebeten, darin nur Fragmente zu sehen und kein Ganzes.«
    Gehen wir also über diese Fragmente hinweg, und kommen wir zum Tod. Sie vergiftet sich. Warum vergiftet sie sich? »›Ach! so schlimm ist der Tod gar nicht!‹ dachte sie; ›ich schlafe ein, und dann ist alles vorbei!‹« Danach, ohne ein Bedauern, ohne ein Geständnis, ohne eine Träne der Reue über diesen Selbstmord, der an sein Ende kommt, und die Ehebrüche vom Vortag, wird sie das Sterbesakrament empfangen. Warum das Sakrament, wo sie, in ihren Gedanken kurz zuvor, doch ins Nichts geht? Warum, wenn es keine Träne gibt, keinen Seufzer Magdalenas über ihr Verbrechen der Ungläubigkeit, über ihren Selbstmord, über ihre Ehebrüche?
    Nach dieser Szene kommt die Letzte Ölung. Das sind für uns fromme und heilige Worte. Mit diesen Worten haben wir unsere Vorfahren in den Schlaf gewiegt, unsere Väter oder unsere nahen Verwandten, und mit ihnen werden unsere Kinder eines Tages uns in den Schlaf wiegen. Wenn man sie wiedergeben will, muss man es genau tun; zumindest darf man sie nicht mit einem lüsternen Bild aus dem vergangenen Leben begleiten.
    Sie wissen, der Priester nimmt die heiligen Salbungen auf der Stirn vor, auf den Ohren, auf dem Mund, auf den Füßen und spricht dabei die liturgischen Formeln: Quidquid per pedes, per aures, per pectus usw. immer gefolgt von misericordia … Sünde einerseits, Erbarmen andererseits. Man muss sie genau wiedergeben, diese frommen und heiligen Worte; wenn Sie sie schon nicht genau wiedergeben, dann mischen Sie doch wenigstens nichts Lüsternes darunter.
    »Emma drehte langsam den Kopf und schien von Freude erfasst, als sie plötzlich die violette Stola sah, vielleicht fand sie während einer ungewöhnlichen Befriedung die verlorene Wonne ihrer ersten mystischen Verzückungen wieder, und dazu noch Visionen von ewiger Seligkeit, die nun einsetzten.
    Der Priester erhob sich und griff nach dem Kruzifix; da reckte sie den Hals wie jemand, der Durst hat, presste ihre Lippen auf den Leib des Gottmenschen und schenkte ihm mit all ihrer versiegenden Kraft den innigsten Liebeskuss, den sie jemals gegeben hatte. Anschließend betete er das Misereatur und das Indulgentiam , tauchte seinen rechten Daumen ins Öl und begann mit den Salbungen: zuerst auf die Augen, die so sehr gelechzt hatten nach aller irdischen Pracht; dann auf die Nasenflügel, gierig nach lauen Brisen und den Düften der Liebe; dann auf den Mund, der sich geöffnet hatte für die Lüge, der gestöhnt hatte vor Hoffart und geschrien in der Wollust; dann auf die Hände, die sich erfreuten an sanfter Berührung, und schließlich auf die Sohlen der Füße, so flink einst, wenn sie eilte, ihre Begierden zu stillen, und die jetzt niemals mehr laufen würden.«
    Jetzt folgen die Sterbegebete, die der Priester leise spricht, bei denen nach jedem Vers die Worte »Christliche Seele, steig auf in höhere Gefilde« wiederholt werden. Man murmelt sie in dem Augenblick, da der letzte Hauch über die Lippen des Sterbenden kommt. Der Priester spricht sie usw.
    »Je lauter das Röcheln wurde, desto schneller sprach der Geistliche sein Gebet; es mischte sich unter die erstickten Schluchzer Bovarys, und manchmal schien alles unterzugehen im dumpfen Murmeln der lateinischen Silben, die klangen wie Totengeläut.«
    Der Autor hat es für richtig gehalten, diese Worte alternieren zu lassen, ihnen eine Art von Replik zu geben. Er lässt auf dem Trottoir einen Blinden auftreten, der ein Lied anstimmt, dessen profane Worte eine Art von Antwort sind auf die Sterbegebete.
    »Plötzlich hörte man auf dem Trottoir das Schlurfen derber Holzpantinen und das Scharren eines Stocks; dann erhob sich eine Stimme, eine heisere Stimme, die sang:

    Wenn erst die heißen Tage kommen,
    träumt manche Maid von Liebeswonnen.
    Es pfiff der Zephyr geschwinde
    und lüpfte das Röcklein dem Kinde! «

    In diesem Augenblick stirbt Madame Bovary.
    So also

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