Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Madame Bovary: Roman. Herausgegeben und übersetzt von Elisabeth Edl (German Edition)

Madame Bovary: Roman. Herausgegeben und übersetzt von Elisabeth Edl (German Edition)

Titel: Madame Bovary: Roman. Herausgegeben und übersetzt von Elisabeth Edl (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustave Flaubert
Vom Netzwerk:
Herren, und Sie werden diese gewissermaßen ins Allerheiligste der Gottheit eingeführten Worte des Ehebruchs nicht entschuldigen! Das war das zweite Zitat; ich komme zum dritten, es ist die Reihe der Ehebrüche.
    Nach dem religiösen Zwischenspiel, ist Madame Bovary wieder bereit zu straucheln. Sie geht in Rouen ins Theater. Man spielte Lucie de Lammermoor . Emma schaute zurück auf sich selbst.
    »Ach! hätte sie in der Frische ihrer Schönheit, vor der Besudelung durch die Ehe und der Enttäuschung durch den Ehebruch (andere hätten gesagt: Enttäuschung durch die Ehe und Besudelung durch den Ehebruch), vor der Besudelung durch die Ehe und der Enttäuschung durch den Ehebruch, ihr Leben auf ein großes, starkes Herz bauen können, dann wären Tugend, Zärtlichkeit, Lust und Pflicht eins gewesen, und niemals wäre sie abgestürzt aus so großer Seligkeit.«
    Als sie Lagardy auf der Bühne sah, wollte sie »in seine Arme stürzen, Zuflucht suchen bei seiner Kraft, als wäre er die Inkarnation der Liebe selbst, und ihm sagen, ihm zurufen: ›Entführe mich, bring mich fort, lass uns fliehen! Dir, dir! nur dir gehören all meine Begierden und all meine Träume!‹«
    Léon war hinter ihr.
    »Er stand hinter ihr, eine Schulter gegen die Zwischenwand gelehnt; und von Zeit zu Zeit erschauerte sie unter dem lauwarmen Atem seiner Nase, der hinabglitt durch ihr Haar.«
    Gerade erst hat man Ihnen von der Besudelung durch die Ehe gesprochen; man wird Ihnen wieder den Ehebruch in all seiner Poesie, in seinen unbeschreiblichen Verführungen zeigen. Ich habe gesagt, man hätte wenigstens die Ausdrücke ändern sollen und sagen: Enttäuschung durch die Ehe und Besudelung durch den Ehebruch. Oft stößt man, wenn man geheiratet hat, anstelle des wolkenlosen Glücks, das man erhoffte, auf Opfer, auf Bitterkeiten. Das Wort Enttäuschung kann also gerechtfertigt werden, das Wort Besudelung aber nicht.
    Léon und Emma haben sich in der Kathedrale verabredet. Sie besichtigen sie, oder sie besichtigen sie nicht. Sie gehen hinaus.
    »Ein kleiner Junge trödelte auf dem Vorplatz.
    ›Schnell, hol mir einen Fiaker!‹
    Das Kind sauste los, durch die Rue des Quatre-Vents; nun standen sie ein paar Minuten allein, Aug in Aug und leicht verlegen.
    ›Ach! Léon! … Wirklich …, ich weiß nicht … ob ich das soll …!‹
    Sie kokettierte. Dann, in ernstem Ton:
    ›Es schickt sich gar nicht, wissen Sie?‹
    ›Warum nicht?‹ entgegnete der Kanzlist. ›Das ist so üblich in Paris.‹
    Und dieses Wort, wie ein unwiderstehliches Argument, überzeugte sie.«
    Wir wissen jetzt, meine Herren, dass der Fehltritt nicht im Fiaker stattfindet. Aufgrund von Bedenken, die ihn ehren, hat der Herausgeber der Revue de Paris die Passage mit dem Fehltritt im Fiaker gestrichen. Doch wenn die Revue de Paris auch die Vorhänge des Fiakers schließt, so lässt sie uns doch in das Zimmer treten, wo sich die Rendezvous abspielen.
    Emma will gehen, denn sie hatte ihr Wort gegeben, dass sie noch am selben Abend heimkommen würde. »Außerdem wartete Charles; und in ihrem Herzen spürte sie bereits jene feige Gefügigkeit, die so vielen Frauen Sühne ist und zugleich Preis für den Ehebruch …«
    »Léon spazierte weiter auf dem Trottoir. Sie folgte ihm bis zum Hotel; er ging hinauf, öffnete die Tür, trat ein … Endlich die Umarmung!
    Dann sprudelten Worte, nach den Küssen. Man erzählte sich von den Kümmernissen der Woche, den Vorahnungen, den Ängsten wegen der Briefe; jetzt aber war alles vergessen, und sie blickten einander ins Gesicht, lachten vor Lust und gaben sich Kosenamen.
    Das Bett war ein großes Mahagonibett in Form eines Nachens. Vorhänge aus roter Levantine fielen von der Decke, zu tief gerafft am ausladenden Kopfende; und nichts auf der Welt war so schön wie ihr dunkles Haar und ihre weiße Haut, die sich abhoben von diesem Purpur, wenn sie aus Scham ihre nackten Arme hob und das Gesicht in den Händen barg.
    Der warme Raum mit seinem schlichten Teppich, seinem verspielten Zierat und seinem sanften Licht schien besonders geeignet für die Vertraulichkeiten der Leidenschaft.«
    Das also geschieht in diesem Zimmer. Hier noch eine Passage – sehr wichtig als laszives Gemälde!
    »Wie sehr liebten sie dieses wohlige Zimmer mit all seiner Fröhlichkeit, war sein Glanz auch ein wenig verblasst! Sie fanden die Möbel stets am gewohnten Platz und manchmal Haarnadeln, die sie am letzten Donnerstag vergessen hatte, unterm Fuß der Pendeluhr. Sie aßen

Weitere Kostenlose Bücher