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Madame Bovary: Roman. Herausgegeben und übersetzt von Elisabeth Edl (German Edition)

Madame Bovary: Roman. Herausgegeben und übersetzt von Elisabeth Edl (German Edition)

Titel: Madame Bovary: Roman. Herausgegeben und übersetzt von Elisabeth Edl (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustave Flaubert
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diese Gegen-Arbeit versteht. Seine Radikalität führt ihn dazu, die Kunst definitiv als eine Sache aus eigenem Recht zu betreiben, ohne Blick auf die Moral, die Politik, die Regeln, die Menschen der alltäglichen Welt. Darin ist ihm die moderne Literatur gefolgt.
    Flaubert selber hat mit den wenigen folgenden Werken von Salammbô bis Bouvard und Pécuchet seine eigenen Konsequenzen in Bereiche weitergetrieben, zu denen ihm das Publikum nicht immer gefolgt ist; seine Kanonisierung zum Klassiker war dann Sache des zwanzigsten Jahrhunderts. Sein Erstling Madame Bovary aber hat in mehrfachem Sinne Geschichte gemacht. Einzigartig blieb er in seinem Doppelgesicht zwischen Kunst und Skandal. Geplant und geschrieben als Versuch, die Perfektion des Stils zu erreichen, wurde er zum populären »Bestseller«. Dabei ist es bis heute geblieben.

Das schönste aller Worte – Ehebruch:
Auf dem Weg zu Madame Bovary

    Madame Bovary ist Flauberts erstes Buch und auch seine erste Veröffentlichung. Vorausgegangen waren 1837 nur zwei kleine Erzählungen des Schülers in der lokalen Zeitschrift Le Colibri , und so ist Flauberts aller erste Publikation die Erzählung Bücherwahn . Bei seinem Romandebüt aber hatte er bereits weit über tausend Seiten geschrieben: Erzählungen, Stücke und drei Romane, die sämtlich erst aus dem Nachlass erscheinen werden. Flaubert ist ein Autor, der zeitlebens nur radikal seinen eigenen Obsessionen folgte – und der, gerade mit diesen allerpersönlichsten Obsessionen, ein Werk schuf, welches für seine Epoche sprechen sollte wie kein zweites. Das macht Flauberts Frühwerk vor Madame Bovary zum Teil von deren Entstehungsgeschichte, und umso mehr, als dort bereits überaus wichtige Motive des späteren Meisterromans deutlich erkennbar sind. Flauberts erste Werke stammen aus den Jahren 1834/35, und diese Gruppe, eine Vielzahl von kürzeren Texten, endet um 1840, bei Beginn der Arbeit an den ersten umfangreicheren autobiographischen Erzählungen und Romanen. Der ganz junge Gustave wirkt schon beinahe wie der alte Flaubert, wenn er seinem Freund Ernest Chevalier gegenüber klagt: »Ich arbeite wie ein Dämon und stehe morgens um halb vier auf« (14.  August 1835); »ich quäle mich in der Perfektion. […] Ich habe gerade noch die Kraft zu rauchen. Mein Herz ist voll mit einem großen Ennui « (26. Dezember 1838); »Ich schreibe Bücher, die niemals den Prix Montyon bekommen, und ›die Mutter wird ihrer Tochter die Lektüre nicht erlauben‹, obwohl ich diesen Satz säuberlich als Motto setzen werde« (18. März 1839). Spätestens beim Prozess der Madame Bovary sollte er sich bewahrheiten.
    Von Anfang an zeigen sich die beiden Pole Flauberts: die romantische Emphase einerseits, andererseits der analysierende, böse Blick auf die Zeitgenossen. Am 14. November 1840, bei der Heimkehr von einer Reise durch die Pyrenäen und Korsika, schreibt er in einem Brief an Ernest Chevalier: »Es kotzt mich an, in ein beschissenes Land zurückgekehrt zu sein, in dem man nicht mehr Sonne am Himmel sieht als Diamanten am Hintern der Säue. Scheiße auf die Normandie und das schöne Frankreich! Ah, wie gern möchte ich in Spanien, Italien oder wenigstens in der Provence leben! Ich werde mir eines Tages in Konstantinopel eine Sklavin kaufen müssen, und zwar eine georgische Sklavin, denn ich finde einen Mann dumm, der keine Sklaven hat, gibt es etwas Alberneres als die Gleichheit, besonders für Leute, die sie behindert, und mich behindert sie fürchterlich. Ich hasse Europa, Frankreich, meine Heimat, mein saftiges Vaterland, das ich gern zu sämtlichen Teufeln schicken würde, nachdem ich nun einen Blick ins Freie geworfen habe.« Hier die Abneigung gegen die bürgerliche Julimonarchie, die heimatliche Normandie und das langweilige Rouen, dort die großen Gefühle von Exotismus, Fernweh und Archaik im feudalen Gewand, die schon Salammbô ankündigenden Phantasien von Verschwendung, Erotik und Lust.
    Doch der Hass auf die Gegenwart ist und bleibt der stärkste Antrieb für diese romantische, exotische Leidenschaft. Flauberts analytische, aggressive Kraft tritt in dem so produktiven Jahr 1837 ganz in den Vordergrund: Une leçon d’histoire naturelle, genre Commis ist eine gelungene Satire auf den Kleinbürger, die Bouvard und Pécuchet ebenso ahnen lässt wie den Apotheker Homais. Flaubert untersucht den Handlungsgehilfen, »das interessanteste Tier unserer Epoche«, in allen seinen Eigenschaften: Kleidung, Gewohnheiten,

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