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Madame Bovary: Roman. Herausgegeben und übersetzt von Elisabeth Edl (German Edition)

Madame Bovary: Roman. Herausgegeben und übersetzt von Elisabeth Edl (German Edition)

Titel: Madame Bovary: Roman. Herausgegeben und übersetzt von Elisabeth Edl (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustave Flaubert
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über der strammen Wade.
    Der Marquis öffnete die Tür zum Salon; eine der Damen erhob sich (die Marquise in Person), kam Emma entgegen und hieß sie neben sich Platz nehmen, auf einer Causeuse, wo sie so freundlich mit ihr zu reden begann, als kenne man sich schon lang. Sie war eine Frau von ungefähr vierzig Jahren, mit schönen Schultern, einer Habichtsnase, schleppendem Tonfall, und trug an diesem Abend auf dem kastanienbraunen Haar ein schlichtes Fichu aus Gipüre, das im Nacken als Dreieck herabhing. Eine junge blonde Frau saß neben ihr, auf einem Stuhl mit hoher Rückenlehne; und Herren, ein Blümchen in den Knopflöchern ihrer Röcke, plauderten mit Damen rings um den Kamin.
    Um sieben bat man zum Diner. Die Männer, deren Zahl größer war, nahmen am ersten Tisch Platz, in der Eingangshalle, und die Damen am zweiten, im Speisesaal, mit dem Marquis und der Marquise.
    Beim Eintreten fühlte Emma sich umweht von warmer Luft, einem Gemisch aus Blumenduft und schöner Tafelwäsche, aus Fleischaroma und dem Geruch der Trüffel. Von den Kerzen der Kandelaber fielen lange Flammen auf die Silberglocken; die geschliffenen Kristallgläser, die ein matter Hauch überzog, funkelten durcheinander in blassen Strahlen; Gebinde standen in einer Reihe über die gesamte Länge der Tafel, und auf den breitrandigen Tellern hielten die zur Bischofsmütze geformten Servietten tief zwischen den beiden Falten ein ovales Brötchen. Die roten Hummerscheren ragten aus den Schüsseln; üppige Früchte türmten sich in durchbrochenen Körbchen auf moosigem Grund; die Wachteln hatten noch ihre Federn, Dampf stieg empor; in Seidenstrümpfen, in Kniehose, in weißer Halsbinde, im Jabot, würdevoll wie ein Richter, präsentierte der Haushofmeister zwischen den Schultern der Gäste die feinsäuberlich aufgeschnittenen Gerichte und servierte mit schwungvollem Löffel das Stück, das man erwählt hatte. Von dem großen Porzellanofen mit Messingleisten blickte die Skulptur einer bis ans Kinn in Draperien gehüllten Frau reglos über den Saal voller Menschen.
    Madame Bovary fiel auf, dass einige Damen ihre Handschuhe nicht in ihr Glas gesteckt hatten.
    Doch am oberen Ende des Tisches, allein unter all diesen Frauen, über seinen vollen Teller gebeugt, die Serviette im Nacken verknotet wie ein Kind, aß ein Greis, Soße tropfte aus seinem Mund. Die Augen waren blutunterlaufen, und er trug ein mit schwarzem Band umwickeltes Zöpfchen. Er war der Schwiegervater des Marquis, der alte Herzog von Laverdière, ehemaliger Günstling des Grafen von Artois, damals, zur Zeit der Jagdpartien in Le Vaudreuil, beim Marquis de Conflans, und es hieß, er sei der Geliebte der Königin Marie-Antoinette gewesen, zwischen den Herren de Coigny und de Lauzun. Er hatte ein stürmisches, ausschweifendes Leben hinter sich, voll mit Duellen, Wetten, entführten Frauen, hatte sein Vermögen durchgebracht und seine ganze Familie in Angst und Schrecken versetzt. Ein Diener hinter seinem Stuhl sagte ihm laut die Namen der Gerichte ins Ohr, auf die er stotternd mit dem Finger wies; und Emmas Augen kehrten ständig von allein zurück zu diesem alten Mann mit hängenden Lippen, wie zu etwas Außergewöhnlichem und Erlauchtem. Er hatte am Hof gelebt und geschlafen im Bett von Königinnen!
    Eisiger Champagner wurde eingeschenkt. Emma lief ein Schauer über die ganze Haut, als sie die Kälte im Mund spürte. Sie hatte noch nie Granatäpfel gesehen, noch nie Ananas gegessen. Sogar der Kristallzucker schien ihr weißer und feiner als anderswo.
    Die Damen gingen anschließend auf ihre Zimmer, sich schönzumachen für den Ball.
    Emma richtete ihre Toilette mit der peinlichen Sorgfalt einer Schauspielerin vor dem Debüt. Sie arrangierte ihr Haar nach den Ratschlägen des Friseurs, und sie schlüpfte in ihr Barègekleid, das ausgebreitet auf dem Bett lag. Charles’ Hose drückte am Bauch.
    »Die Stege werden mich beim Tanzen hindern«, sagte er.
    »Tanzen?« wiederholte Emma.
    »Ja!«
    »Du bist wohl nicht ganz bei Trost! Man wird dich auslachen, bleib, wo du hingehörst. Außerdem ist das schicklicher für einen Arzt«, fügte sie hinzu.
    Charles schwieg. Er ging auf und ab, wartete, bis Emma angekleidet war.
    Er sah sie von hinten im Spiegel, zwischen zwei Kerzenleuchtern. Ihre schwarzen Augen wirkten noch schwärzer. Ihre breiten, zu den Ohren hin sanft gewölbten Haarstreifen schimmerten mit bläulichem Glanz; eine Rose in ihrem Knoten zitterte am geschmeidigen Stiel, künstliche

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