Madame Bovary: Roman. Herausgegeben und übersetzt von Elisabeth Edl (German Edition)
etwas klarer zu sehen. Aber ganz ehrlich, es gibt Augenblicke, in denen ich fast Lust habe, physisch zu kotzen, so erbärmlich ist die Sache. Ich will folgende Situation zum Ausdruck bringen: mein Frauchen geht in einem religiösen Anfall zur Kirche, vor dem Tor begegnet sie dem Pfarrer, der sich in einem Dialog (ohne bestimmtes Thema) als so dumm, platt, albern, dreckig erweist, dass sie angewidert und unfromm gleich wieder kehrtmacht. Und mein Pfarrer ist ein sehr rechtschaffener Mann, ein vortrefflicher sogar, doch er denkt nur ans Physische (an die Leiden der Armen, Mangel an Brot oder Holz) und errät nichts von den moralischen Schwächen, den diffusen mystischen Sehnsüchten; er ist sehr keusch und kommt allen seinen Pflichten nach. Das ganze darf 6 oder höchstens 7 Seiten haben und keine einzige Reflexion oder Analyse (alles im direkten Dialog).«
Mont-Riboudet: »Mont« (Berg) und »mon« (mein) werden gleich ausgesprochen. In den Entwürfen treibt der Pfarrer die Wortspielerei sogar noch weiter: »Da sein Vater Koteletts (côtes) verkauft, verkauft er die Anhöhen (côtes) des Mont-Riboudet«, und der Vater ist natürlich Metzger.
der getauft ist: Die vollständige Antwort lautet: »Einer, der getauft ist und sich zum christlichen Glauben bekennt.«
wattierte Fallhüte: »Hütchen, den Kopf des Kindes beim Fallen zu schützen« (Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm).
Monsieur Homais kam: »Mein Trio von Schwachköpfen« nennt Flaubert die hier Versammelten in einem Brief vom 22. Juni 1853.
mit den Schauspielerinnen: » SCHAUSPIELERIN Der Ruin für Söhne aus gutem Haus. / Sind von unglaublicher Lüsternheit. Sie schlafen den ganzen Tag, feiern nachts Orgien, verschlingen Millionen und enden im Armenhaus. / ›Verzeihung! es gibt welche, die treusorgende Mütter sind.‹« ( Wörterbuch der Gemeinplätze )
– eine reiche Heirat zu machen: »Habe ich Dir von der Bemerkung eines Pfarrers aus Trouville erzählt, bei dem ich eines Tages dinierte? Als ich den Champagner ablehnte (ich hatte schon so viel getrunken und gegessen, dass ich fast unterm Tisch lag, aber mein Pfarrer pichelte immer weiter), da drehte er sich zu mir, und mit einem Blick! was für ein Blick! ein Blick, in dem Neid lag, Bewunderung und Verachtung in einem, sagte er schulterzuckend: ›Aber ich bitte Sie! Ihr jungen Leute aus Paris, wo ihr doch bei euren ausschweifenden Soupers Champagner süffelt , und wenn ihr dann in die Provinz kommt, ziert ihr euch.‹ Und welche Hintergedanken zwischen den ausschweifenden Soupers und dem süffelt , nämlich: mit Schauspielerinnen! Was für ein Horizont! Und wenn man bedenkt, dass ich ihn aufreizte, diesen wackeren Mann«, schreibt Flaubert am 14. Juni 1853 an Louise Colet. Dann zitiert er ihr die ganze Stelle ab »Aber ich bitte Sie! …« und schließt mit: »Auf zwei Seiten, glaube ich, hab ich alle Dummheiten versammelt, die man sich in der Provinz über Paris erzählt, über das Studentenleben, die Schauspielerinnen, die Spitzbuben, die einen ansprechen in öffentlichen Parks, und die Küche in den Restaurants, die › immer ungesünder ist als die bürgerliche Küche‹.« In seinem Reisetagebuch Par les champs et par les grèves (Éd. Conard, S. 337) schreibt Flaubert die Äußerungen dem Pfarrer von Toucques zu: »Als ich wieder auf die Straße komme, erkenne ich den Pfarrer von Toucques: ›Ihr Jungen aus Paris, bei euren ausschweifenden Soupers‹.«
sie ist gesünder!: » KÜCHE Küche im Restaurant, immer ›verstopfend‹. / Die bürgerliche, immer ›gesund‹. / Im Süden, ›zu scharf gewürzt‹ oder ›mit zuviel Öl‹. / Das Pot-au-feu schmeckt nur zu Hause gut.« ( Wörterbuch der Gemeinplätze )
– Seine-Inférieure: Heute das Departement Seine-Maritime mit seiner Hauptstadt Rouen.
Kapitel VII
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durch Mark und Bein drang: »Gerade bin ich mit einem kräftigen Vergleich fertig geworden, der fast zwei Seiten hat. Das ist ein Leckerbissen, wie man so sagt, oder wenigstens glaube ich es. Aber vielleicht ist das ganze auch zu pompös für die Gesamtfarbe des Buches, und ich muss es später wieder streichen. Aber, physisch gesprochen, meiner Gesundheit zuliebe, musste ich wieder einmal in gute pohetische Sätze eintauchen. […] Mein Vergleich ist außerdem ein Kunstkniff, er dient mir als Überleitung und passt somit zum Plan«, schreibt Flaubert am 11. Juni 1853 an Louise Colet.
– Zitronen: »Fünfundzwanzig Franc für Zitronen in
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