Madame Bovary: Roman. Herausgegeben und übersetzt von Elisabeth Edl (German Edition)
Sie … zu hören. / Je suis folle de vous … entendre.«
– ergab sie sich: In seinen Briefen und in den Romanentwürfen nennt Flaubert diese Szene immer »la baisade« (die Fickerei), so schreibt er etwa am 2. Juli 1853 an Louise Colet: »Ich habe da eine Fickerei, die mir große Sorgen macht und bei der ich nicht drumherumreden darf, obwohl ich sie keusch will, das heißt literarisch, ohne schlüpfrige Details oder frivole Bilder; das Lüsterne muss im Gefühl liegen.« In seinem Plädoyer wird Rechtsanwalt Senard über seinen Mandanten sagen: »Seine Gedanken sind keusch« (siehe S. 496). Beim Schreiben der Szene, am 23. Dezember, heißt es dann: »Ich bin bei ihrer Fickerei, mittendrin. Man schwitzt und hat eine trockene Kehle. Das war einer der seltenen Tage in meinem Leben, den ich in der Illusion verbracht habe, vollständig und von Anfang bis Ende.«
Angst vor Ochsen: Emmas Angst vor Ochsen – nicht vor Stieren, wohlgemerkt – gehört zum selben Motivkreis wie die sprechenden Namen (bœuf/Bovary) oder auch der »Ochsenziemer« (nerf de bœuf) von S. 28.
Karaffe mit Wasser: Neben einem großen Glas mit frischem Wasser lag auch auf Flauberts Nachttisch stets die gestopfte Pfeife, wie seine Nichte Caroline in ihren Erinnerungen erzählte; siehe Caroline Franklin-Grout, Guy de Maupassant, Edmond und Jules de Goncourt, Emile Zola: In Memoriam Gustave Flaubert , Leipzig 1913, S. 25.
Kapitel X
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Zeichen ewiger Verbundenheit: Im Sommer 1846 (also am Beginn ihrer Bekanntschaft) bekam Flaubert von Louise Colet, neben anderen Dingen, Haarlocken und ein Porträt geschenkt, im Januar 1852 bittet sie ihn um »seinen ägyptischen Ring«.
Kapitel XI
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Behandlung von Klumpfüßen: Dieses Kapitel entstand im April 1854, und Flaubert studierte, ganz wie Charles, den Traité pratique du pied-bot (1839) des Chirurgen und Orthopäden Vincent Duval (1796– 1876). Der in medizinischen Dingen bewanderte Louis Bouilhet fertigte ihm daraus zur Arbeitserleichterung zwei Seiten Notizen an. Kurioserweise enthält dieses praktische Lehrbuch über den Klumpfuß auch den Fall einer Patientin von Flauberts Vater. Dieser hatte mit einer traditionellen und langwierigen Behandlung versucht, den verkrüppelten Fuß einer jungen Frau durch eiserne Schienen und Ruhigstellung zu heilen. Da sich nach neun Monaten keine Besserung zeigte, wurde die Behandlung auf Wunsch der Eltern abgebrochen. Der jüngere Duval hingegen wagte die inzwischen Mode gewordene Operation, mit Erfolg. Flaubert holte sich auch bei seinem Bruder Achille Rat, aus dessen Bibliothek Duvals Traité stammte, versehen übrigens mit einer ehrerbietigen Widmung an Achille-Cléophas Flaubert. »Ich wate in der Chirurgie herum. Heute bin ich in Rouen gewesen, eigens, bei meinem Bruder, mit dem ich mich lange über Anatomie des Fußes und Pathologie der Klumpfüße unterhalten habe«, berichtet er Louise Colet am 18. April 1854. »Mein frisch erworbenes Wissen hatte keine solide Grundlage. Ich hatte etwas sehr Komisches gemacht (der allerhübscheste Stil, den man sich vorstellen kann und dem ich zwei Stunden hinterhergeweint habe), aber das war reine Phantasie, und ich erfand unerhörte Dinge. – Ich muss also Abstriche machen, ändern, umarbeiten! Es ist nicht leicht, technische Details literarisch und heiter zu gestalten, und zugleich präzise. Ach! ich habe sie wirklich ausgekostet, die Qualen des Stils!«
Paré: Ambroise Paré (1509– 1590) erfand das Verfahren der Ligatur von Arterien, welches die bislang übliche Kauterisation bei Amputationen ersetzte; Aulus Cornelius Celsus (erste Hälfte des 1. Jhs n. Chr.) verfasste »De medicina«, das bedeutendste römische Werk über Medizin; Guillaume Dupuytren (1777– 1835) operierte unter vielen anderen auch Ludwig XVIII. und Karl X., er war berühmt für seine Geschicklichkeit; der Kieferspezialist Joseph Gensoul (1797– 1858) führte seine spektakuläre Operation 1827 durch.
ein Bericht: »Der kluge Komödiant sorgte dafür, dass in die Berichte stets ein stimmungsvoller Satz einfloss«, heißt es auf S. 292 über den Sänger Lagardy – eine Regel, die auch Homais beherzigt.
die Lahmen gehen: »Dann werden die Augen der Blinden aufgetan und die Ohren der Tauben geöffnet werden. Dann werden die Lahmen springen wie ein Hirsch« (Jesaja 35, 5– 6).
setzten sie noch tröstend hinzu: » KRANKER Um einen Kranken aufzumuntern, seine Gebrechen verspotten und seine
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