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Madame Bovary: Roman. Herausgegeben und übersetzt von Elisabeth Edl (German Edition)

Madame Bovary: Roman. Herausgegeben und übersetzt von Elisabeth Edl (German Edition)

Titel: Madame Bovary: Roman. Herausgegeben und übersetzt von Elisabeth Edl (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustave Flaubert
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Delille, Walter Scott, den Écho des feuilletons usw., außerdem beziehe ich regelmäßig verschiedene Blätter, darunter den Fanal de Rouen , täglich, denn vorteilhafterweise bin ich Korrespondent für die Bezirke Buchy, Forges, Neufchâtel, Yonville und Umgebung.«
    Seit zweieinhalb Stunden saß man bei Tisch; die Magd Artémise, die in ihren geflochtenen Latschen nachlässig über die Fliesen schlurfte, brachte nämlich jeden Teller einzeln herein, vergaß alles, achtete auf nichts und ließ ständig die Tür zum Billardzimmer offen, so dass der Riegel an die Wand schlug.
    Ohne es zu bemerken, ganz gefangen von der Unterhaltung, hatte Léon den Fuß gegen eine der Sprossen des Stuhls gestellt, auf dem Madame Bovary saß. Sie trug ein kleines Halstuch aus blauer Seide, das einen gefältelten Batistkragen wie eine steife Krause zusammenhielt; und je nachdem, wohin sie den Kopf bewegte, verschwand der untere Teil ihres Gesichts im Stoff oder tauchte sanft daraus hervor. Auf diese Weise, einer neben dem anderen, während Charles und der Apotheker fachsimpelten, vertieften sie sich in eines jener unbestimmten Gespräche, bei denen die zufällig aufeinanderfolgenden Sätze einen stets zurückführen auf den festen Mittelpunkt einer gemeinsamen Sympathie. Theateraufführungen in Paris, Romantitel, neue Quadrillen und die Welt, die sie nicht kannten, Tostes, wo sie gelebt hatte, Yonville, wo beide waren, alles wurde geprüft, über alles gesprochen, bis zum Ende des Mahls.
    Als der Kaffee aufgetragen war, ging Félicité, das Schlafzimmer im neuen Haus zu richten, und alsbald erhob der Kreis sich von der Tafel. Madame Lefrançois schlief neben dem erloschenen Feuer, während der Stallbursche mit einer Laterne in der Hand auf Monsieur und Madame Bovary wartete, um sie nach Hause zu geleiten. In seinem roten Haar steckten Strohhalme, und er hinkte auf dem linken Bein. Nachdem er den Regenschirm des Herrn Pfarrer in die andere Hand genommen hatte, machte man sich auf den Weg.
    Das Dorf lag im Schlaf. Die Pfeiler der Markthalle warfen lange Schatten. Die Erde schimmerte grau, wie in einer Sommernacht.
    Weil aber das Haus des Arztes nur fünfzig Schritt vom Gasthof entfernt war, musste man sich fast augenblicklich gute Nacht wünschen, und die Gesellschft ging auseinander.
    Emma spürte schon im Vorraum, dass ihr etwas wie feuchte Wäsche auf die Schultern fiel, die Kälte des frischen Verputzes. Die Wände waren neu, und die Holzstufen knarrten. Im Schlafzimmer, im ersten Stock, drang weißliches Licht durch die vorhanglosen Fenster. Undeutlich sah man Baumwipfel und weiter entfernt halb im Nebel versunkene Wiesen, die im Mondschein dampften, dem Lauf des Flusses folgend. Mitten in der Wohnung häuften sich, bunt durcheinander, Schubkästen, Flaschen, Gardinenstangen, vergoldete Bettsäulen zusammen mit Matratzen auf Stühlen und Waschschüsseln auf dem Boden – die beiden Männer, von denen die Möbel hergebracht worden waren, hatten einfach alles abgeladen.
    Es war das vierte Mal, dass sie an einem unbekannten Ort nächtigte. Das erste Mal am Tag ihres Eintritts in die Klosterschule, das zweite Mal bei ihrer Ankunft in Tostes, das dritte Mal in La Vaubyessard, das vierte Mal nun hier; und jedesmal hatte in ihrem Leben so etwas wie ein neuer Abschnitt begonnen. Sie glaubte nicht, dass die Dinge sich an verschiedenen Schauplätzen von der gleichen Seite zeigen konnten, und nachdem der bisher gelebte Teil schlecht gewesen war, wurde der noch verbleibende gewiss besser.

    Anmerkungen

III.

    Am nächsten Morgen, als sie erwachte, sah sie den Kanzlisten auf dem Platz. Sie war im Hauskleid. Er hob den Kopf und grüßte. Sie nickte kurz und schloss das Fenster.
    Léon wartete den ganzen Tag, dass es endlich sechs Uhr wurde; doch als er den Gasthof betrat, war niemand da außer Binet an seinem Tisch.
    Das Essen vom Abend zuvor war für ihn ein großes Ereignis; noch niemals hatte er, bis zu diesem Zeitpunkt, zwei Stunden hintereinander mit einer Dame geplaudert. Wie hatte er es vermocht, ihr in solcher Sprache diese Unzahl von Dingen darzulegen, die er früher nicht so gut ausgedrückt hätte? Er war normalerweise schüchtern und wahrte jene Zurückhaltung, die etwas von Anstand hat und gleichzeitig von Verstellung. Man fand in Yonville, seine Umgangsformen seien comme il faut . Er hörte zu, wenn reife Leute debattierten, und wirkte nicht wie ein Phantast in politischen Dingen, was bemerkenswert ist für einen jungen Mann.

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