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Madame Bovary

Madame Bovary

Titel: Madame Bovary Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustave Flaubert
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schön wars doch!«
    Rudolf wiederholte leise mit einem zärtlichen Blicke:
    »Wunderschön!«
    Dann verabschiedete man sich und ging voneinander.
    Zwei Tage darauf stand im »Leuchtturm von Rouen« ein langer
Bericht über die Landwirtschaftliche Versammlung. Der Apotheker
hatte ihn am Morgen darauf schwungvoll verfaßt.
    »Was künden diese Girlanden, diese Blumen und Kränze? Wohin
wälzt sich die Menge, gleichwie die Wogen des stürmischen
Weltmeeres unter den Strahlenbüscheln der tropischen Sonne, die
unsere Fluren sengt?«
    Sodann sprach er von der Lage der Landbevölkerung. »Gewiß, die
Regierung hat hier viel getan, aber noch nicht genug. Mut! Tausend
Reformen sind unerläßlich. Man gehe an sie heran!« Bei der
Schilderung der Ankunft des Regierungsvertreters feierte er »das
martialische Aussehen unsrer Miliz«, die »behenden Dorfschönen,«
die »kahlköpfigen Greise, diese Patriarchen, die Letzten der
unsterblichen Legionen, deren Soldatenherzen beim Wirbeln der
Trommeln höher schlagen.« Seinen eigenen Namen zählte er unter den
Preisrichtern als ersten auf und erwähnte in einer Anmerkung sogar,
daß Herr Homais, der Apotheker von Yonville, unlängst eine
Denkschrift über den Apfelwein an die Rouener Agronomische
Gesellschaft eingereicht habe. Bei der Preisverteilung angelangt,
schilderte er die Freude der Ausgezeichneten mit dithyrambischer
Begeisterung. »Väter fielen ihren Söhnen um den Hals, Brüder ihren
Brüdern, Gatten ihren Gattinnen. Mehr denn einer zeigte voll Stolz
seine schlichte Medaille, und heimgekehrt in sein stilles
Kämmerlein, mag sie so mancher,Tränen in den
Augen, an die Wand gehängt haben … Gegen sechs Uhr abends
vereinigte ein Festmahl in dem auf der Herrn Liegeard gehörenden
Wiese errichteten großen Zelte die hervorragendsten Festteilnehmer.
Von Anfang bis Ende herrschte die größte Gemütlichkeit. Mehrere
Toaste wurden ausgebracht. Herr Regierungsrat Lieuvain trank auf
Seine Majestät, Herr Bürgermeister Tüvache auf den Herrn Landrat,
sodann Herr Rittergutsbesitzer Derozerays auf das Gedeihen der
Landwirtschaft, Herr Apotheker Homais auf die Industrie und ihre
Schwestern, die Künste und Wissenschaften, so zuletzt Herr
Leplichey auf den Fortschritt. Am Abend erleuchtete ein prächtiges
Feuerwerk plötzlich aller Gesichter. Man kann wohl sagen, es war
ein wahres Kaleidoskop, eine herrliche Operndekoration, und im
Moment durfte sich unser kleiner Ort in die Wunderwelt von
Tausendundeiner Nacht entrückt wähnen. Zum Schlusse stellen wir mit
Freuden fest, daß auch nicht ein einiger unliebsamer Vorfall das
Volksfest gestört hat. Zu bemerken wäre nur noch das Fernbleiben
der Geistlichkeit. Offenbar hat man unter ihr andre Ansichten von
Allgemeinwohl und Fortschritt. Haltet es, wie ihr wollt, ihr Jünger
Loyolas!«

Kapitel 9
     
    Sechs Wochen flossen hin. Rudolf kam nicht. Endlich, eines
Spätnachmittags, erschien er.
    »Man darf sich nicht so schnell wieder sehen lassen. Das wäre
ein Fehler!«
    Nach dem Feste war er auf die Jagd gegangen. Und nach der Jagd
hatte er sich gesagt, nun sei es zu spät zu einem Besuche. Sein
Gedankengang war folgender:
    »Wenn sie mich vom ersten Tage an geliebt hat, wird sie mich
nach dem Hangen und Bangen des Wartens nur um so mehr lieben.
Warten wir also noch eine Weile!«
    Als er Emma in der Großen Stube entgegentrat, sah er, wie sie
blaß wurde. Da wußte er, daß er sich nicht verrechnet hatte.
    Sie war allein. Es dämmerte. Die kleinen Mullgardinen an den
Scheiben der Fenster vermehrten das Halbdunkel. Das blanke Metall
des Barometers, auf das ein Sonnenstrahl fiel, glitzerte auf der
Fläche des Spiegels über dem Kamin wider wie flammendes Feuer.
    Rudolf stand noch immer. Emma antwortete nur mit Mühe auf seine
ersten Höflichkeitsworte.
    »Ich war stark beschäftigt. Und dann bin ich auch krank
gewesen.«
    »Ernstlich?« fragte sie erregt.
    »Na,« erwiderte Rudolf, indem er sich ihr zur Seite auf einen
niedrigen Sessel setzte, »eigentlich wollte ich nicht
wiederkommen.«
    »Warum?«
    »Erraten Sie es nicht?«
    Wiederum sah er sie an, diesmal so leidenschaftlich, daß sie rot
wurde und die Augen senkte.
    Er begann von neuem:
    »Emma!«
    »Herr Boulanger!« rief sie und rückte ein wenig von ihm ab.
    »Ah!« sagte er in wehmütigem Tone. »Sehen Sie, wie recht ich
hatte, wenn ich nicht wiederkommen wollte! Ihr Name…, dieser Name,
der mein ganzes Herz erfüllt…, er ist mir entschlüpft, und Sie
verbieten mir, ihn

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