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Madame Bovary

Madame Bovary

Titel: Madame Bovary Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustave Flaubert
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auszusprechen! Frau Bovary! Alle Welt nennt Sie
so! So heißen Sie! Und doch ist das der Name – eines andern!« Nach
einer Weile wiederholte er: »Eines andern!« Er hielt sich die Hände
vor sein Gesicht. »Ach, ich denke fortwährend an Sie…. Die
Erinnerung bringt mich in Verzweiflung…. Verzeihen Sie mir…. Ich
gehe…. Leben Sie wohl! Ich will weit, weit weg … so weit gehen, daß
Sie nichts mehr von mir hören werden! Aber heute … heute … ach, ich
weiß nicht, was mich mit aller Gewalt hierher zu Ihnen getrieben
hat! Gegen sein Schicksal kann keiner kämpfen! Und wo Engel
lächeln, wer könnte da widerstehen? Man läßt sich hinreißen von
der, die so schön, so süß, so anbetenswert ist!«
    Es war das erstemal, daß Emma solche Dinge hörte, und als ob sie
sich im Bade wollüstig dehnte, so fühlte sie sich in ihrem
Selbstbewußtsein von der warmen Flut dieser Sprache umkost.
    »Aber wenn ich mich auch nicht habe sehen lassen,« fuhr er fort,
»wenn ich nicht mit Ihnen reden durfte, so habe ich doch wenigstens
das gesehen, was Sie umgibt. Ach, nachts, Nacht für Nacht habe ich
mich erhoben und bin hierher geeilt, um Ihr Haus zu schauen, Ihr
Dach im Scheine des Mondes, die Bäume in Ihrem Garten, die ihre
Wipfel vor Ihrem Fenster wiegen, und das Lampenlicht, den hellen
Schimmer, der durch die Scheiben hinausleuchtete in das Dunkel!
Ach, Sie haben es nicht geahnt, daß da unten, Ihnen so nahe und
doch so fern, ein Armer, ein Unglücklicher stand….«
    Sie schluchzte auf und sah ihn an.
    »Sie sind ein guter Mensch!« flüsterte
sie.
    »Nein! Ich liebe Sie! Weiter nichts! Glauben Sie mir das? Sagen
Sie mirs! Ein Wort! Ein einziges Wort!«
    Leise glitt Rudolf von seinem Sitze zur Erde. Aber von der Küche
her drang das Klappern von Holzpantoffeln. Auch war die Türe nicht
geschlossen. Er erinnerte sich daran.
    »Es wäre barmherzig von Ihnen,« sagte er, sich wieder erhebend,
»wenn Sie mir einen Wunsch erfüllten.«
    Er bat darum, ihm das Haus zu zeigen. Er wolle es kennen lernen.
Frau Bovary hatte nichts dagegen. Sie gingen beide zur Türe, da
trat Karl ein.
    »Guten Tag, Doktor!« begrüßte ihn Rudolf.
    Der Arzt, den der ihm nicht zukommende akademische Titel
schmeichelte, stotterte ein paar verbindliche Worte. Währenddessen
wurde der andre wieder völlig Herr der Situation.
    »Die gnädige Frau hat mir soeben von ihrem Befinden erzählt….«,
begann er.
    Karl unterbrach ihn. Er sei in der Tat äußerst besorgt. Seine
Frau habe bereits einmal an ähnlichen Zuständen gelitten.
    Rudolf fragte, ob da nicht Reiten gut wäre.
    »Gewiß! Ganz ausgezeichnet! Vortrefflich! Das ist wirklich ein
guter Rat! Den solltest du tatsächlich befolgen, Emma!«
    Sie wandte ein, daß sie kein Pferd habe, aber Rudolf bot ihr
eins an. Sie lehnte sein Anerbieten ab, und er drang nicht weiter
in sie. Dann erzählte er – um seinen Besuch zu motivieren – , sein
Knecht, der Mann, dem Karl neulich zur Ader gelassen habe, leide
immer noch an Schwindelanfällen.
    »Ich werde mal bei Ihnen auf dem Gute vorsprechen«, sagte
Bovary.
    »Nein, nein! Ich schicke ihn lieber her. Wir kommen wieder
zusammen. Das ist bequemer für Sie!«
    »Sehr gütig! Ganz wie Sie wünschen!«
    Als das Ehepaar dann allein war, fragte Karl:
    »Warum hast du eigentlich das Angebot des Herrn Boulanger
abgelehnt? Es war doch sehr liebenswürdig!«
    Emma tat, als ob sie schmollte; sie wußte nicht gleich, was sie
sagen sollte, und schließlich erklärte sie, die Leute könnten es
»komisch« finden.
    »Ich pfeif auf die Leute!« sagte Karl und machte eine
verächtliche Gebärde. »Die Gesundheit ist tausendmal mehr wert! Das
war nicht richtig von dir!«
    »Aber ich habe doch auch kein Reitkleid!«
    »Dann mußt du dir eins bestellen!«
    Das Reitkleid gab den Ausschlag.
    Als es fertig war, schrieb Bovary an Boulanger, seine Frau stehe
ihm zur Verfügung. Sie nähme sein gütiges Anerbieten an.
    Andern Tags um zwölf Uhr hielt Rudolf mit zwei Reitpferden vor
dem Hause des Arztes. Das eine trug einen Damensattel aus Wildleder
und einen roten Stirnriemen. Er selbst hatte hohe Reitstiefel aus
feinstem weichen Leder an. Er nahm an, daß Emma solche gewiß noch
nie gesehen hatte; und in der Tat war sie über sein Aussehen
entzückt, als sie ihn in seinem langen dunkelbraunen Samtrock und
den weißen Breeches an der Türe erblickte. Sie hatte auf ihn
gewartet und war bereit.
    Justin stahl sich aus der Apotheke. Er mußte sie sehen. Auch den
Apotheker litt es

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