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Madame de Maintenon

Madame de Maintenon

Titel: Madame de Maintenon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Buckley
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wußte von zwei kleinen Landgütern in seiner Familie, bei denen allerdings strittig war, wem sie gehörten, aber am Ende konnte sich ja herausstellen, daß er der Eigentümer war. Und sie würde dann immer noch jung sein, wahrscheinlich nicht älter als fünfundzwanzig, mit einem gewissen Respekt, der ihr als Witwe geschuldet war, mit Beziehungen zu den Begüterten und einem neuen Leben, das dann noch vor ihr lag. Alles in allem, sollte sie später kurz und bündig gestehen, »war es mir lieber
167 , ihn zu heiraten, als ins Kloster zu gehen«.
    So wurde die Ehe zwischen zwei verletzlichen, vernünftigen Menschen geschlossen. Keiner von ihnen hatte dabei etwas zu verlieren, und beide hatten eine ganze Menge zu gewinnen. Viele zerrissen sich zwar das Maul, aber niemand erhob Einspruch. Nur die Königinmutter wagte laut auszusprechen, was andere nur hinter vorgehaltener Hand sagten oder im stillen dachten: »Was zum Teufel
168 fängt Monsieur Scarron mit einer Frau an?« fragte sie, als sie von der Partie erfuhr. »Sie wird das nutzloseste Möbelstück im Hause sein.«

Kapitel 6
    Das Ende vom Anfang
    Ich werde nicht versuchen
222 , Dir den Einzug des Königs zu beschreiben. Ich werde nur sagen, daß weder ich noch sonst jemand dir schildern könnte, wie überwältigend er war. Ich kann mir kein schöneres Spektakel vorstellen, und die Königin muß gestern abend sehr zufrieden mit dem Mann ihrer Wahl zu Bett gegangen sein.

    Dies schrieb Françoise ihrer Freundin, Madame de Villarceaux, über den feierlichen Einzug des prunkvoll-stattlichen Königs, des zweiundzwanzigjährigen Ludwig XIV ., in Paris am 26. August 1660.
    Wenn die Königin mit ihrem neuen Ehemann glücklich war, so hatte sie keinen Grund, sich selbst dazu zu gratulieren. Maria Theresia hatte ohnehin keine Wahl gehabt, sondern war wie alle Prinzessinnen von alters her nur ein Handelsobjekt gewesen, ob glücklich oder nicht. »Ich bringe Eurer Majestät
223 Frieden und die Infantin«, hatte Kardinal Mazarin erklärt und damit säuberlich zusammengefaßt, was er im Vorjahr mit den Spaniern ausgehandelt hatte. Der Pyrenäenfrieden hatte endlich einen Krieg beendet, den Frankreich und Spanien vierundzwanzig Jahre lang bald erbittert, bald lustlos gegeneinander geführt hatten. Hinter den Bekundungen ewiger Freundschaft stand ein klarer Verlust für die Spanier: Der Frieden hatte sie eine Menge Land gekostet – und dazu die Übergabe ihrer Königstochter an ihren Cousin ersten Grades, den König von Frankreich.
    Hatte die Mehrung seines Reiches Ludwigs schon beträchtlichen politischen Ambitionen geschmeichelt, so war seine nicht minder beträchtliche Eitelkeit, wenn auch nur
vorübergehend, gedämpft worden, als er seine neue Frau kennenlernte – fromm, plump und nicht besonders intelligent. Auch ihr Französisch war schwerfällig. »Ihre Haut ist sehr weiß
224 «, berichtete die schmeichlerische Madame de Motteville zu ihrer Verteidigung, »und wenngleich ihr Gesicht lang ist, so ist es unten rund, und ihre Wangen sind, wenn auch ein bißchen dick, dennoch hübsch, und wenn sie nur ein bißchen größer wäre und bessere Zähne hätte, könnte sie zu den attraktivsten Personen in Europa gerechnet werden.«
    »Ich werde nicht versuchen, Dir das alles zu beschreiben«, fuhr Françoise fort, obwohl sie wirklich eine ausführliche und überschwengliche Beschreibung der Szene gab. Die neue Königin erwähnte sie jedoch nicht mehr; schon bei ihrem Einzug in die Hauptstadt war Maria Theresia mehr oder weniger unbemerkt geblieben, und so sollte es bis an ihr Lebensende bleiben.
    Françoises Brief an Madame de Villarceaux ist eine köstliche Lektüre, die Stimme einer Vierundzwanzigjährigen in aufgekratzter Stimmung, die sich auf dem Balkon einer Freundin über die Brüstung beugt, freche Bemerkungen abgibt und auf ihre persönlichen Freunde deutet, die in dem ungeheuren Gefolge vorbeireiten: »Rouville hatte sich mit fremden Federn geschmückt. Ich wäre an seiner Stelle gar nicht hingegangen – der König weiß, daß er sich so etwas nicht leisten kann … Ich weiß nicht, welcher der Herren am besten aussah. Sie sahen alle fabelhaft aus. Hätte ich einen Preis zu vergeben, würde ihn das Pferd erhalten, das die Siegel trug … Kardinal Mazarins Gefolge war nicht das übelste: Es wurde angeführt von zweiundsiebzig Maultieren … Beuvron versuchte, mich zu erspähen, schaute aber in die verkehrte Richtung. Ich hielt Ausschau nach Monsieur de Villarceaux,

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