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Madame de Maintenon

Madame de Maintenon

Titel: Madame de Maintenon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Buckley
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Richelieus
160 « herzog, einen Dieb und eine Ratte, deren einzige wirkliche Auszeichnung darin bestand, daß sie als »persönliches Urinal« für andere Kardinäle diente. »Hau ab nach Italien«, schrie Scarron, »mit deinen zweihundert Schlafröcken und deiner Unterhose voller Scheiße, und brich die Brücken hinter dir ab, denn wenn sie dich erwischen, werden sie dir die Eier abschneiden, eins nach dem anderen, und deine Gedärme auf
dem Pflaster ausbreiten und deinen Schwanz als Köder ans Ende einer Angel hängen … Ficker du, du Ficker, fickender und gefickter Ficker, Ziegenficker, Knabenficker, Ficker des Staates, Ficker der Welt …«
    Es war also nicht erstaunlich, daß Scarron Anfang 1652, als es danach aussah, als werde der Kardinal wieder an die Macht kommen, sich aus Paris abzusetzen versuchte, solange es noch möglich war, und nichts, was näher lag als Südamerika, schien eine sichere Zuflucht zu bieten: »in einem Monat
161 «, schrieb er seinem Dichterfreund Sarrazin, »wird mein elendes Schicksal mich auf dem Weg nach Westindien finden … ich habe 1000 Écus in die neue indische Kompanie gesteckt. Sie wird dort eine Kolonie gründen, drei Grad vom Äquator entfernt, am Ufer … des Orinoco. Adieu, Frankreich! Adieu, Paris! Adieu, meine Freunde! Adieu, Tigerinnen im Gewand von Engeln! … Ich verzichte auf Burlesken und Komödien zugunsten eines Landes ohne falsche Frömmigkeit, ohne Inquisition, ohne mörderischen Winter, ohne lähmende Schwellungen, ohne Krieg, der mich verhungern läßt.«
    Die »neue indische Kompanie« verfolgte den berauschenden gemischten Zweck, wie er damals nicht unüblich war, der Goldgräberei, der Missionstätigkeit und des schlichten Abenteurertums. Ihre Mitglieder segelten nach der guyanischen Hafenstadt Cayenne an der Nordküste Südamerikas. Scarron war in das Unternehmen hineingezogen worden durch einen Freund aus seinem Salon, dessen frommer Cousin einer der Gründer der Kompanie war, aber er hatte sich seine Entscheidung nicht leichtgemacht. Den Ausschlag hatten Cabart de Villermont und die köstlichen Frangipani-Törtchen seiner auf den Antillen ausgebildeten Köche gegeben, aber er hatte die Reise schon erwogen, bevor die zu erwartende Rückkehr Mazarins die Sache dringlich machte, und wenn er auch vor Freunden darüber witzelte, so steckten doch all seine Hoffnungen darin, mitsamt der Investition
von tausend Écus, die er durch den Verkauf seiner Pfründe in Le Mans erhielt und die praktisch seinen gesamten irdischen Besitz ausmachten.
    Doch gelähmt und an seinen Rollstuhl gefesselt, konnte er die Reise nicht allein antreten, und wie es scheint, hatte »Schwester Céleste« nicht mit ihm gehen wollen. Sie hatte vor, sich zum zweiten Mal in ein Kloster zurückzuziehen; der enttäuschte Invalide besaß den Anstand, ihr zu helfen, sich in ein ordentliches Haus einzukaufen. Er hatte daraufhin einen alten Freund gebeten, ihm bei der Suche nach einer Ehefrau zu helfen, »einer liederlichen Frau
162 «, setzte er unverbesserlich hinzu, »damit ich sie eine Hure nennen kann, ohne daß sie sich aufregt«. Da eine solche Frau nicht zu finden war, hatten seine Gedanken sich schließlich Françoise zugewandt.
    Der Winter 1651/52 ging zu Ende. Madame de Neuillant, um diese Jahreszeit normalerweise in Paris, war dem Hof nach Poitiers gefolgt, wo ihre jüngere Tochter Angélique eine Stelle als demoiselle d'honneur der Königinmutter gefunden hatte. Françoise hatte sie unterwegs beim Haus der Baronin im nahe gelegenen Niort abgesetzt, begleitet von dem leidenden Chevalier de Méré, der inzwischen, dem amüsierten Scarron zufolge, durch seine »aussichtslose« Liebe zu ihr »seine Seele verkauft
163 « hatte. »Sie hat mir einige schlaflose Nächte
164 bereitet«, gestand der Chevalier.
    Françoise war anscheinend noch in Niort, als sie Scarrons Antrag erhielt, und anscheinend ging es in dem Antrag nicht ausschließlich um eine Heirat. Wohl um ihr eine ehrenhafte Möglichkeit des Neinsagens zu verschaffen, falls ihr die Vorstellung eines Intimlebens mit ihm allzusehr widerstrebte, hatte Scarron ihr zwei Alternativen vorgetragen: Entweder würde er ihr eine Mitgift für den Eintritt in ein gutes Kloster verschaffen, oder sie könnte, wenn sie das vorzog, seine Frau werden.
    Sein Motiv war eindeutig: Er brauchte eine Pflegerin, ob
er nun nach Südamerika reiste oder nicht. Er mochte sie; sie war intelligent, und sie fand Gefallen an seinem Witz und seiner Geselligkeit;

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