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Madame Fabienne

Madame Fabienne

Titel: Madame Fabienne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johnny70
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noch offen, und sein Aktenköfferchen lag auf dem Asphalt. Sie glitt auf den Beifahrersitz und neigte sich so nah zu ihm, dass ihre Gesichter ganz dicht beieinander waren.
    Ihm stand nun der Mund offen, und sein Atem kam zu laut. Seine dunklen Augen waren weit aufgerissen, und ihm zitterten die Hände. Sie konzentrierte sich und ließ ihren Blick noch tiefer in ihn eindringen, "Schließ die Tür, leise."
    Er tat es und wandte sich ihr wieder zu.
    "Du wirst dich jetzt ruhig verhalten." Sie sprach mit sanfter Stimme und strich ihm mit einer Hand über die Wange. "Hörst du?"
    Er nickte mehrfach, ein bisschen Speichel floss ihm dabei aus dem Mund.
    "Du wirst machen, was ich dir sage. Es wird ganz einfach sein." Ihr Blick glühte sich einen Weg in ihn hinein, doch sie dürfte es auch nicht übertreiben, sonst würde er umkippen und vielleicht auch noch krank werden. Also verringerte sie den Druck ein wenig und schickte dann wieder ihre Gedanken los: Du musst deine Firma verkaufen, wenn das Angebot der Fabrik kommt. Wirst du das machen?
    Er nickte.
    Gut. Du wirst deine Firma verkaufen, sag es.
    Er fing an zu husten, "Ich verkaufe meine Firma, wenn das Angebot kommt."
    Sie flüsterte, "An die Öl- & Reifenfabrik."
    "An die Öl- & Reifenfabrik."
    Sie musste ein bisschen grinsen, es wirkte. Sie lehnte sich auf dem Beifahrersitz zurück, hatte ihn aber immer noch in ihrer Gewalt. "Du wirst vergessen, dass ich dir hier begegnet bin."
    Er nickte.
    "Sag es."
    "Ich werde es vergessen."
    "Schlaf jetzt."
    Seine Muskeln entspannten sich, und er sackte im Fahrersitz zusammen. Es schien alles in Ordnung zu sein, denn man hörte, wie sein Atem kam und ging. Sie hatte ihren Job hier erledigt und sollte jetzt verschwinden, bevor sonst noch jemand vorbeikam. Sie stieg also aus und wollte schon weggehen, als ihr das Aktenköfferchen auffiel, das immer noch auf dem Boden lag. Sie legte es in den Wagen und ging davon.
    Im nächsten Moment fuhr ein dunkler Golf über den Parkplatz, und dabei glitten seine Scheinwerfer über sie. War das ein Zufall? Hatte der Fahrer noch gesehen, wie sie am Porsche die Tür geschlossen hatte?
    Und wenn ja, könnte sie das jetzt auch nicht mehr ändern.
    Sie hastete davon, ohne sich noch mal umzudrehen. Inzwischen war der Himmel ganz schwarz geworden, und man sah nun, wie dort helle Wolkenfelder zogen. Der Wind frischte immer wieder auf und blies durch die kahlen Bäume am Gehsteig. Sie kam zum Audi zurück und setzte sich auf den Beifahrersitz: "Lass uns verschwinden."
    Jean Claude ließ den Motor an, "Hat es geklappt?"
    "Ich denke schon... Ich möchte, dass du in die Fabrik fährst und Vacaro sagst, er soll jetzt ein Angebot unterbreiten."
    "Jetzt?"
    "Je eher, umso besser."
    "Alles klar." Er parkte aus und fuhr in Richtung Ausgang, "W-was hast du denn mit d-dem Mann gemacht?"
    Sie schnallte sich an, "Du sagst Vacaro, er soll jetzt das Angebot machen. Und sag ihm auch, er soll schon mal mein Geld bereit halten. Ich möchte meine Gage in bar bekommen."
    "In bar?"
    "Ist das ein Problem?"
    Er zuckte mit den Achseln, "Damit habe ich nichts zu tun."
    "Natürlich. Wenn du das erledigt hast, kommst du wieder in die Villa auf der Schwanthaler Allee und berichtest mir, ja?!"
    "In Ordnung."
    Sie lehnte sich auf dem Beifahrersitz zurück und versuchte, sich zu entspannen. Hoffentlich würde es jetzt klappen, hoffentlich würde Hasan verkaufen. Eigentlich sollte es funktionieren, denn sie hatte ihm ihren Willen aufgezwungen. Aber wie war das eigentlich mit der Öl- & Reifenfabrik? Konnte man sich auf diesen Vacaro verlassen, würde er sie bezahlen?

    *

    Jean Claude war wieder in der Fabrik und folgte einem der Flure. Links und rechts befanden sich die einzelnen Büros, aber die meisten Mitarbeiter hatten schon Feierabend gemacht, und es war deswegen ungewöhnlich still. Wie würde es jetzt eigentlich weitergehen? Irgendwie war die Angelegenheit doch zu einem Abschluss gekommen, oder sah er das falsch? Nein, eigentlich nicht.
    Aber was würde dann aus ihm werden? Könnte er wieder zurück an seinen Schreibtisch, oder hatte Martin Breuer ihn dort verdrängt? Ob der Sicherheitsdienst das beabsichtigt hatte? Dieser Vacaro war ihm nicht geheuer, vor diesem Mann müsste er sich vorsehen.
    Wie warm es hier drinnen war, vielleicht hatte man die Heizung zu hoch eingestellt. Er blieb stehen, um sich sein kariertes Jackett aufzuknöpfen. Die Deckenleuchten brannten, und er warf einen übergroßen Schatten auf die Wand. Eine der

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