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Madame Fabienne

Madame Fabienne

Titel: Madame Fabienne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johnny70
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vorgegangen.
    Wie ihm das alles auf die Nerven ging.
    Das Café war gut besucht, und die Stimmen der Gäste mischten sich mit dem Popsong, der im Hintergrund lief. Er überflog mit einem Blick die Gesichter der Kunden, die in den Tischnischen saßen. Es waren vor allem junge Leute, sie lachten und tranken aus ihren Gläsern. Wo blieb nur Hector, müsste er sich jetzt auch noch um ihn Sorgen machen? Durch die lange Fensterfront konnte man nach draußen schauen: Es war schon Nacht, und die Laternen brannten; hin und wieder fuhren Autos vorbei, und dann glitten die Scheinwerfer über die kahlen Bäume, die am Straßenrand standen.
    Ob er diesen Martin bestechen könnte? Aber selbst wenn, der Mann war bloß ein kleiner Fisch und hatte keinen Einfluss in der Fabrik. Aber der Typ wollte auch nach oben. Vielleicht hatte der seine Chance gewittert, vielleicht wusste der was.
    Wahrscheinlich wäre es erst mal besser, wenn er seine Rolle spielte und sich mit diesem Martin anfreundete; das würde zwar seine Zeit brauchen, aber am Ende könnte er so zu seinem Ziel kommen. Anstatt in diesem dämlichen Café zu sitzen, könnte er es auch mit Fabienne treiben. Wie er sich nach ihr sehnte, wie er brannte. Wenn er sie erst mal gefunden hätte, würde sie ganz und gar ihm gehören.
    Martin Breuer kam nun zu seiner Sitznische und brachte die Getränke mit. Er ließ sich auf die schwarze Polsterbank fallen und schob ihm den Weißwein über den Tisch, "Ganz schön viel Betrieb hier, oder?"
    "Kommen Sie oft hierher?"
    "Eigentlich nicht, aber es ist ja ganz nett. Frau Taschkan hat doch das Lokal empfohlen." Martin lehnte sich ein bisschen über den Tisch, damit er leiser sprechen konnte. "Sie hat auch angeordnet, dass ich bezahlen soll. Das heißt, die Öl- & Reifenfabrik bezahlt." Er grinste ein bisschen.
    "Das ist natürlich prima." Didier nahm eine Schluck von dem Weißwein: Vielleicht sollte er über die Arbeit des anderen sprechen. "Haben Sie zur Zeit viel zu tun?"
    "Beim Export?"
    Dieser Breuer hatte also noch eine andere Aufgabe. "Zum Beispiel."
    "Eigentlich schon, weil ich noch Sendungen von einem Kollegen übernommen habe."
    Der Schreibtisch neben dem Kerl war leer gewesen, oder hatte er das jetzt falsch in Erinnerung? "Können Sie gut Französisch?"
    "Einigermaßen", er zuckte mit den Achseln. "Das ist auch ein Problem. Mein Kollege konnte das besser."
    "Ah", Didier tat so, als interessiere ihn das. "Wurde ihr Kollege befördert?"
    "Das ist schwer zu sagen."
    "Wie? Das versteh ich jetzt nicht?"
    "Ich auch nicht", Martin verzog das Gesicht. "Reden wir lieber über was andres."
    "Ach so", er nippte an seinem Weißwein. "Man hat ihn rausgeworfen."
    "Nein, nein", Martin winkte ab, "das ist so ne sonderbare Sache, die er für Frau Taschkan macht."
    "Was denn?"
    Auf Breuers Gesicht erschien für einen Moment eine ernste Miene, dann nahm er einen Schluck aus seinem Pilsglas, "Netter Laden hier."
    Didier sprach nun leiser, "Wie ist sie denn so?"
    "Wer?"
    "Na, diese Frau Taschkan."
    "Sie ist die stellvertretende Leiterin vom Sicherheitsdienst."
    "Mmh", offenbar wollte dieser Martin nicht mehr sagen. Nun ging die Glastür auf, und ein weiterer Kunde kam ins Café. Er blieb gleich beim Eingang stehen und sah sich um. Seine braunen Haare hatten schon weißgraue Strähnen, und der Schnurrbart war zu dick und hätte gestutzt werden müssen.
    Es war Hector, endlich. Wo war er nur so lange geblieben? Für einen Moment trafen sich ihre Blicke, was wohl hieß, dass der andere ihn erkannt hatte. Gut. Hector ging nun an die Theke und bestellte etwas bei dem Kellner. Er zog seinen Mantel aus und legte ihn auf einen der freien Barhocker.
    Didier wandte sich wieder an Martin, "Ich muss mal kurz wohin." Er lächelte ein bisschen und zeigte mit dem Daumen in den hinteren Teil des Lokals, wo es zu den Toiletten ging.
    Martin nahm einen Zug aus dem Pilsglas und hob dabei die freie Hand, um anzuzeigen, er habe verstanden. Didier schlenderte zum anderen Ende des Cafés und verschwand durch eine dunkelbraune Tür. Dahinter befand sich ein fensterloser Gang, in dem die Deckenleuchten eingeschaltet waren. Er ging noch ein Stück weiter und wartete dann auf Hector. Wie sollte er jetzt am besten vorgehen? Wenn er Hector den Auftrag gäbe, diesen Martin in die Mangel zu nehmen, würde Hector das machen?
    Es wäre riskant. Immerhin war er erst seit Kurzem der Sicherheitschef, und vielleicht wollte Hector genau wissen, ob der Auftrag auch für B&M von Nutzen war.

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