Madame Fabienne
Wie gerade sie ihren Oberkörper hielt, diese Frau konnte Karate, und sie mochte ihn nicht besonders, aber das war gegenseitig. Dumme Kuh. Warum musste sie ihn auch gerade jetzt unterbrechen!
Wenigstens konnte er einen Treff mit diesem Martin ausmachen. Ob der Typ meinte, er könne durch ihn befördert werden? Vielleicht. Einmal hatte dieser Martin zu der Schlampe von Taschkan geschaut, und es hatte so ausgesehen, als wolle er von ihr eine Zustimmung bekommen. Wahrscheinlich würde sich diese Taschkan nachher noch mit Martin unterhalten und ihm sagen, wie er sich ihm gegenüber zu verhalten hatte.
Und wahrscheinlich würde das die Sache schwieriger machen, doch er könnte das nicht verhindern.
Als sie schon ein Stück weg waren, sah er noch mal über die Schulter zurück: Martin Breuer saß immer noch an seinem Schreibtisch und telefonierte; offenbar hatte der Mann sie schon wieder vergessen. Auf den scheiß Zettel hatte der nur seinen Namen und die Nummer in der Fabrik geschrieben, aber nicht seine Adresse.
Darum müsste sich wohl Hector kümmern, natürlich. Er würde ihn auf den Typ ansetzen, und dann wäre schon bald klar, ob sie so Fabienne finden könnten.
9
Fabienne saß auf dem Beifahrersitz und zeigte Jean Claude, wo er den Wagen parken sollte. Von dort aus könnten sie das Hochhaus gut beobachten. Vielleicht wäre es auch schon heute Abend möglich, alles zu regeln, denn je länger die Angelegenheit noch dauerte, umso schwieriger würde es für sie werden.
Jean Claude fuhr den Audi rückwärts in die Lücke und schaltete den Motor aus. Sie ließ die Scheibe auf ihrer Seite einen Spalt nach unten und hörte so den Lärm, der von der Straße kam. Manchmal frischte auch der Wind auf und blies durch die kahlen Bäume, die auf dem Gehsteig standen. Um sie herum war es schon dunkel, aber der Himmel färbte sich noch blau, und am Horizont zeigte sich ein blassroter Streifen.
Den Eingang zum Hochhaus konnte man gut sehen, weil der Schein einer Laterne auf diese Stelle fiel. Ein einzelner Mann ging über den Parkplatz und verschwand gleich darauf in der Ferne. Sonst konnte sie niemand entdecken, was ein Vorteil war: Es dürfte nämlich keine Zeugen geben, wenn sie Hasan angriff. Sie wandte sich Jean Claude zu, "Hast du Leute von der Fabrik entdeckt?"
"Nicht direkt."
"Was heißt das?"
"Naja", er atmete hörbar aus, "sonst fahren sie immer BMWs, aber ich kenne natürlich nicht alle ihre Autos."
"Wir versuchen, die Sache jetzt für uns zu entscheiden."
"Und wie machen wir das?"
Sie zögerte ein wenig, "Wichtig ist, dass es sonst niemand sieht."
Er legte beide Hände aufs Lenkrad und schwieg.
Wenn sie Hasan anrief, brauchte Jean Claude das nicht zu hören. "Ich bin gleich wieder da." Sie stieg aus und ging ein paar Meter von dem geparkten Auto weg. Einen Moment schloss sie die Augen und konzentrierte sich: Véronique war in der Nähe, gut. Falls es Ärger gab, könnte sie ihr vielleicht noch helfen.
Jetzt hatte es wohl keinen Wert mehr, noch länger zu warten. Wie aufgeregt sie auf einmal war... Sie holte eines ihrer Handys hervor und gab Hasans Nummer ein. Es klingelte ein paar Mal, bevor er sich meldete: "Ja? Wer ist denn da?"
Sie konnte gleich an seiner Stimme hören, dass er schlecht gelaunt war; offenbar hatte es im Büro Ärger gegeben. "Ich bin's. Ich habe gedacht, wir könnten uns noch mal im Café Maxi treffen."
Er zögerte.
"Wir haben ausgemacht, dass ich dich anrufe. Das hast du doch nicht vergessen, oder?"
Seine Stimme wurde weicher, "Natürlich. Es ist bloß so..." Er atmete hörbar aus.
"Hast du Probleme im Büro?"
"Das kann man wohl sagen."
Sie müsste ihn dazu bringen, dass Gebäude zu verlassen. "Aber du kannst doch nicht die ganze Nacht durcharbeiten."
"Nein, das geht natürlich auch nicht."
"Also, wie sieht es aus? Warum treffen wir uns nicht noch mal, dann kommst du auch auf andere Gedanken."
"Also gut", er lachte ein wenig. "In zwanzig Minuten oder in ner halben Stunde im Café Maxi."
"Abgemacht." Sie verabschiedete sich von ihm und ließ das Handy wieder in ihrem Mantel verschwinden.
Auf einmal fuhr ein grüner Kombi in ihre Richtung, und das Licht der Scheinwerfer glitt über sie hinweg. Sie stellte sich so, dass der Kerl hinterm Lenkrad nicht ihr Gesicht sehen konnte. Der Wagen hielt ein Stück weiter, und gleich darauf stieg ein Mann aus, den sie bestimmt noch nie gesehen hatte. Er ging gleich davon, ohne sich noch mal umzudrehen. Wahrscheinlich war der Fremde
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