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Madame Hemingway - Roman

Madame Hemingway - Roman

Titel: Madame Hemingway - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paula McLain
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vermutet, dass Kate eifersüchtig sei, aber ich war damals noch ahnungslos und vertrauensselig. Vor allen Dingen war ich unerfahren. Mit meinen achtundzwanzig Jahren hatte ich zwar schon eine Handvoll Verehrer gehabt, war aber nur ein einziges Mal wirklich verliebt gewesen, was schrecklich genug für mich ausging, so dass ich für lange Zeit an den Männern und mir selbst zweifelte.
    Er hieß Harrison Williams und wurde mein Klavierlehrer, als ich mit zwanzig, nach nur einem Jahr am Bryn Mawr College, nach St. Louis zurückgekehrt war. Er war zwar nur ein paar Monate älter als ich, kam mir aber viel erwachsener und kultivierter vor. Ich war sowohl beeindruckt als auch eingeschüchtert, weil er bei berühmten Komponisten in Übersee studiert hatte und über europäische Kunst und Kultur gut Bescheid wusste. Ich konnte ihm stundenlang zuhören, egal, worüber er sprach, und so hat es wohl angefangen: mit Bewunderung und Neid. Dann stellte ich fest, dass ich meinen Blick nicht von seinen Händen, seinen Augen und seinem Mund losreißen konnte. Er war kein Casanova, aber auf seine Weise doch gutaussehend, groß und schlank, mit dunklem, schon dünner werdendem Haar. Am attraktivsten an ihm war jedoch, dass er mich für außergewöhnlich hielt. Er war der Meinung, ich könne als Konzertpianistin Erfolg haben, und ich glaubte ebenfalls daran, zumindest in den Stunden, in denen ich mich vor seinem Klavier durch die Etüden arbeitete, bis ich fast Krämpfe in den Fingern bekam.
    An diesen Nachmittagen bei Harrison machte ich mir stets viele Gedanken über meine Haare und meine Kleider. Währender den Takt vorgab, mich verbesserte und gelegentlich lobte, tat ich mein Bestes, sein Verhalten zu entschlüsseln. Wenn er sich mit der Fingerspitze gegen die Stirn tippte, hieß das dann, dass er meine neuen Strümpfe bemerkt hatte oder nicht?
    »Du machst wirklich eine gute Figur am Klavier«, sagte er eines Nachmittags, und das reichte mir schon aus, um mich in der Vorstellung zu verlieren, wie gut ich erst in weißer Spitze aussehen würde, und er daneben im Frack und mit herrlichen weißen Handschuhen. Ich spielte an diesem Tag fürchterlich, da ich von meiner eigenen Schwärmerei viel zu abgelenkt war.
    Ich war ein ganzes Jahr lang in ihn verliebt, und dann fielen meine Träume an einem einzigen Abend in sich zusammen. Wir waren beide auf der Feier eines Nachbarn, wo ich mich zwang, zwei Gläser allzu süßen Wein hinunterzustürzen, damit ich in seiner Gegenwart mutiger sein konnte. Am Tag davor waren wir durch den Wald in der Nähe der Stadt spaziert. Es war ein trockener, windstiller Herbsttag gewesen, und die Wolken über uns sahen aus wie gemalt. Er gab mir Feuer. Ich zerdrückte ein paar gelbe Blätter mit der Spitze meines Schnürschuhs, und schließlich sagte er mitten in die wunderbare Stille hinein: »Hadley, du bist so ein lieber Mensch. Wahrlich einer der besten, die ich kenne.«
    Das war zwar kaum eine Liebeserklärung, aber ich sagte mir, dass ich ihm doch etwas bedeuten müsse, und glaubte zumindest lange genug daran, um den Wein hinunterzugießen. Ich wartete, bis der Raum um mich sich nur ein kleines bisschen drehte, und ging dann auf Harrison zu, wobei ich sorgsam einen Fuß vor den anderen setzte. Ich trug mein Kleid aus schwarzer Spitze. Es war mein absolutes Lieblingskleid, da ich mich darin immer ein wenig wie Carmen fühlte. Und vielleicht war das Kleid ebenso Schuld daran wie der Wein, dass ich meine Hand auf seinen Arm legte. Es war das erste Mal, dass ich ihn berührte, und wahrscheinlich regte er sichaus purer Überraschung nicht. Da standen wir, so hübsch miteinander verbunden wie zwei Marmorstatuen, und ein paar Herzschläge lang war ich seine Frau. Ich hatte ihm bereits Kinder geboren und mir seine ewige Treue gesichert und hatte die dornigen Grenzen meines eigenen Geistes längst überwunden, in denen die Hoffnung immer wieder steckenblieb. Ich konnte all das haben. Es war schon längst mein.
    »Hadley«, sagte er leise.
    Ich sah zu ihm auf. Harrisons Augen waren blassblau wie Sterne, die ins Wasser gefallen waren, und ihr Blick sagte nein – ganz ruhig und einfach. Nur
nein
.
    Was habe ich erwidert? Womöglich gar nichts. Ich kann mich nicht erinnern. Die Musik geriet ins Schlingern, der Raum verschwamm im Kerzenlicht, und meine Hand sank auf die Borte meines Kleides. Noch vor einer Minute war es das Kleid einer Zigeunerin gewesen, nun schien es zu einer Beerdigung zu passen.
    »Ich habe

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