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Madame Hemingway - Roman

Madame Hemingway - Roman

Titel: Madame Hemingway - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paula McLain
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»Das war ganz fabelhaft, nicht wahr?«
    »Glaub ihr kein Wort, Hem«, sagte Pat gehässig. »Sie kann sich an überhaupt nichts mehr erinnern.«
    »Nun mach mal halblang, Pat.« Sie wandte sich wieder Ernest zu. »Ich bin nur gerade ein bisschen betrunken. Morgen werde ich mich an mehr Dinge erinnern. Ich schwöre, morgen werde ich brav sein.«
    Ernest sah sie traurig an. »In Ordnung«, sagte er, aber er war unverkennbar enttäuscht von ihr und der gesamten Truppe. Die Luft war aus allem raus.
    Als wir ins Hotel zurückgekehrt waren, holte ich das Ohr heraus, wickelte noch ein paar Taschentücher darum und legte es in meine Schreibtischschublade.
    »Das Ding wird bald anfangen zu stinken«, sagte Ernest, der mich beobachtete.
    »Das ist mir egal.«
    »Ja, das wäre es mir auch.« Er begann sich langsam und gedankenversunken auszuziehen. »Wenn das hier alles vorbei ist, lass uns Ordóñez nach Madrid und Valencia hinterherreisen«, sagte er schließlich.
    »Wird es denn jemals vorbei sein?«
    »Natürlich wird es das.« Er drehte sich um und blickte mir direkt ins Gesicht. »Ordóñez war wundervoll, oder? Dagegen wirkt all das hier ziemlich dumm und hässlich.«
    Ich schob die Schublade zu, zog mich aus und legte mich dann ins Bett. »Ich bin bereit, Pamplona zu vergessen. Warum versuchen wir es nicht jetzt gleich? Willst du mir nicht dabei helfen?«
     
    Am Ende dieser langen Woche löste sich unsere Gruppe auf und wir reisten einzeln weiter. Don fuhr traurig und erschöpft aussehend an die Riviera. Bill und Harold wollten zurück nach Paris und nahmen Pat und Duff bis nach Bayonne mit. Ernest und ich stiegen in einen Zug nach Madrid, wo wir uns in der Pensión Aguilar einmieteten, einem altmodischen Hotel in der Calle San Jeronimo, das klein und sehr ruhig war, da wir nahezu die einzigen Touristen dort waren. Nach Pamplona kam es uns vor wie der Himmel. Wir besuchten jeden Tag die Stierkämpfe und waren dabei, als Juan Belmonte, der wohl beste Torero aller Zeiten, schwer am Bauch verletzt und ins Krankenhaus gebracht wurde. Wir hatten seine Kämpfe einige Zeit lang verfolgt, und Ernest hatte seine breitbeinige Entschlossenheit stets bewundert, doch noch ehe Belmonte verwundet wurde, begannen wir zu erkennen, dass Ordóñez schon mindestens so großartig war wie der Meister, wenn nicht gar besser. Jede seiner Bewegungen saß perfekt, undsein Mut geriet nie ins Wanken. Wir beide sahen ihm voller Ehrfurcht zu.
    An einem Nachmittag erwies Ordóñez mir die große Ehre, seinen Umhang vor der Corrida zu halten. Er trat ganz nah an mich heran, und ich konnte sein glattes Jungengesicht und die Tiefe und Klarheit in seinem Blick erkennen. Schweigend und mit ernster Miene überreichte er mir den Umhang.
    »Ich glaube, er hat sich in dich verliebt«, sagte Ernest, als Ordóñez zurückgetreten war, um die Energie der Menge zu beleben.
    »Wie sollte das möglich sein? Er ist doch noch ein Kind«, wehrte ich ab, war aber dennoch stolz und fühlte mich durch diese Ehre verwandelt.
    Zurück im Hotel, kleideten wir uns an jenem Abend fürs Dinner um, als Ernest mir erzählte: »Ich plane gerade einen neuen Roman. Oder eigentlich plant er sich von selbst in meinem Kopf. Über die Stierkämpfe. Ordóñez soll der Held sein, und das Ganze wird in Pamplona spielen.« Seine Augen leuchteten, und der Enthusiasmus in seiner Stimme war nicht zu überhören.
    »Das klingt großartig.«
    »Ja, nicht wahr? Ich werde den jungen Torero Romero nennen. Es beginnt in einem Hotel, um drei Uhr nachmittags. Zwei Amerikaner übernachten dort, und als sie Romero treffen, fühlen sie sich sehr geehrt, und dann erkennen sie, wie einsam er ist und dass er an die Stiere denkt, denen er an diesem Tag entgegentreten wird. Er kann das mit niemandem teilen.«
    »Genauso würde er sich fühlen, nicht wahr?«, bekräftigte ich. »Du musst es unbedingt schreiben.«
    »Ja«, stimmte er zu, und auch wenn wir danach ein langes, köstliches Abendmahl mit mehreren Flaschen Wein zu uns nahmen, war er die ganze Zeit über eigentlich schon bei seinem Buch und hielt sich darin auf. Im Laufe der kommendenTage versank er noch weiter in Gedanken. Er begann zu schreiben, frühmorgens im Café und spätnachts im Hotel sprudelte es geradezu aus ihm heraus, und ich hörte das heftige Kratzen seines Bleistifts auf dem Papier. Als wir Madrid für die Fiesta in Valencia verließen, hatte er bereits zwei dicke Notizbücher gefüllt, zweihundert handgeschriebene Seiten in weniger

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