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Madame Hemingway - Roman

Madame Hemingway - Roman

Titel: Madame Hemingway - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paula McLain
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In meine Sachen würdest du zweimal reinpassen.«
    Sie runzelte die Stirn. »Bestimmt nicht zweimal. Aber was ist mit Geschäften? Gibt es hier in der Nähe welche?«
    »Wenn du nicht allzu wählerisch bist. Es sind nicht gerade die Boutiquen vom rechten Seine-Ufer.«
    »Aber genau davon wollte ich doch eine Pause haben. Ich möchte mich hier rein praktisch kleiden, mit vernünftigen Hosen und Männerhemden, so wie du sie trägst.«
    Ich konnte mir das Lachen nicht verkneifen. »Bist du dir sicher, dass du weißt, worauf du dich einlässt?«
    »Voll und ganz. Ich will auch die gleichen Pantoffeln haben wie du. Es müssen absolut die gleichen sein.«
    »Du bist schon komisch. Du kannst meine haben«, sagte ich, zog sie aus und reichte sie ihr. »Ich werde Ernests tragen. Das macht übrigens die Ehe mit einem. Irgendwann stellt man fest, dass man die Füße seines Mannes hat.«
    Sie lächelte. »Dagegen hätte ich nichts einzuwenden.«
    »Sag nicht, du hast deine Meinung zur Ehe geändert? Gibt es da etwa irgendwelche Neuigkeiten?«
    »Nein, nein. Ich finde es nur so toll, wie du und Drum miteinander umgeht. Manche Dinge habe ich vorher einfach nicht wahrgenommen, zum Beispiel, wie schön es ist, jemanden um sich zu haben. Keinen weißen Ritter, der einen davonträgt, sondern einen Gefährten, der jeden Abend mit einem am Tisch sitzt und erzählt, woran er gerade denkt.«
    »Nun, das machen sie aber auch nicht immer. Manchmal reden sie überhaupt nicht mit einem.«
    Sie lächelte erneut, sagte, dass ihr das nichts ausmachen würde, und schlüpfte dann in meine Pantoffeln. Sie waren nichts Besonderes: klobig und dank ihres Fleecefutters schön warm. Sie behauptete, sie seien perfekt. »In denen möchte ich sterben«, verkündete sie. »Die wirst du mir nicht mehr entreißen können.«
     
    Es war immer noch zu warm und nass zum Skilaufen, aber wir wussten uns trotzdem zu beschäftigen. Pauline war mein Schatten, und weil ich so etwas noch nie erlebt hatte, genoss ich ihre Aufmerksamkeit und Gesellschaft. Sie hörte mir jeden Nachmittag zu, wenn ich Klavier spielte, und füllte die Pausen zwischen den Stücken mit Beifall und Ermutigungen. Seit sie sich in den Kopf gesetzt hatte, mich zu einem Konzert zu überreden, war sie meine stärkste Unterstützerin, und zu meiner Überraschung stellte ich fest, dass es mir gefiel, wenn sie meinen Standpunkt vor Ernest vertrat, der nun einen Teil seines Vorschusses für ein Klavier einplante, das wir mieten wollten, wenn wir zurück in Paris waren. Ich hatte nicht gewusst, dass ich ihre Hilfe brauchte, bis ich sie bekam und darauf bauen konnte – und dann fragte ich mich, wie ich es je ohne sie geschafft hatte.
    Vielleicht lag es an der Nähe, die zwischen uns dreien dort herrschte, jedenfalls begann Pauline auch, sich für Ernests Arbeit einzusetzen. Sie hatte ihn schon immer für ein großes Talentgehalten und seine Arbeit bewundert, doch nun wurde die Sache persönlicher. Er hatte sich gerade wieder an den Pamplona-Roman gesetzt, und als Pauline und ich eines Tages beim Lunch saßen, kam er mit klarem, strahlendem Blick aus seinem Zimmer herunter.
    »Die Arbeit läuft also gut«, stellte ich fest. »Das freut mich.«
    »Sehr gut. Ich habe sie jetzt nach Burguete versetzt.«
    »Du wirst mich wahrscheinlich lieber nichts davon lesen lassen«, meldete sich Pauline zu Wort.
    »Es ist noch nicht so weit. Außerdem sagst du das doch bloß aus Höflichkeit.«
    »Ganz und gar nicht. Ich weiß einfach, dass es phantastisch ist. Das ist es doch, nicht wahr, Hadley?«
    »Natürlich ist es das«, antwortete ich. Und das war es. Aber ich hatte nicht das Gefühl, dass ich schon bereit war, ihr die ganze Bandbreite meiner widersprüchlichen Gefühle zu diesem Buch zu offenbaren. Schon allein, dass sie fragte, ob sie es lesen könne, bereitete mir Unbehagen. Sie war ein kluges Mädchen. Was würde sie denken, wenn sie merkte, dass ich darin nicht einmal als Nebenfigur auftauchte? Würde sie annehmen, dass die Dinge zwischen Ernest und mir nicht zum Besten standen? Würde sie etwas erkennen, das ich selbst nicht sehen konnte oder wollte?
    »Der Pamplona-Roman muss erst mal warten«, erklärte er. »Er soll noch ein wenig vor sich hin köcheln.« Er stürzte sich auf seinen Teller mit Würstchen und Kartoffeln, legte dann eine Pause ein, um zu sagen: »Ich kann dir aber etwas anderes zeigen, wenn du es ernst meinst.«
    »Ich meine es
immer
ernst«, erwiderte sie. »Wusstest du das etwa

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