Madame Hemingway - Roman
wäre es so viel angenehmer, wenn sie dabei wäre.«
»Das fände ich großartig. Wie lieb von dir, an mich zu denken.«
Wir luden auch Jinny ein, da die beiden Schwestern häufig nur im Doppelpack zu haben waren, aber Pauline erklärte uns, Jinny würde mit anderen Freunden nach Nîmes fahren. Sie selbst würde jedoch sehr gern mitkommen. Sie könne es kaum erwarten.
Vierunddreißig
Pfife stieg rotwangig und strahlend aus dem Zug. In der vorangegangenen Woche lag der Schnee noch über einen halben Meter hoch, aber seitdem war es stetig wärmer geworden, und nun war der Schnee ganz weich und eignete sich nicht mehr zum Skifahren. Ernest hatte versprochen, ihr Skiunterricht zu geben, und so trug sie ihre Skier etwas unbeholfen im Arm, als wir sie am Bahnsteig abholten. Sie schien jedoch nicht allzu enttäuscht, als wir ihr vom Tauwetter berichteten.
»Mir reicht es schon, mit euch zwei Lieben zusammen zu sein«, versicherte sie. »Und natürlich mit Bumby.«
Bumby stand neben mir und hielt meine Hand fest. Er trug seinen Wintermantel und sah aus wie ein waschechter kleiner Österreicher. Er blieb ganz tapfer, als der Zug einfuhr, den er furchtbar aufregend und beängstigend zugleich fand.
»Sag Tante Pfife guten Tag«, forderte Ernest Bumby auf, der sich hinter meinem Rock versteckte und dann neugierig wieder hervorlugte, womit er uns alle zum Lachen brachte.
Pauline schien hingerissen von Schruns und ihrem Zimmer, das sich am Ende des langen Flurs, direkt neben Ernests Arbeitszimmer, befand. »Es ist kleiner als euer Zimmer«, bemerkte sie, als sie es sah, »aber so groß bin ich ja auch gar nicht.«
Ich saß auf dem Bett und sah ihr beim Auspacken zu, während Bumby auf allen vieren mit den Fransen der Tagesdecke spielte und ein österreichisches Volksliedchen sang, das Tiddy ihm beigebracht hatte. Pauline öffnete ihren Koffer und holte lange Wollröcke und feine Strümpfe heraus. Sie hob einen butterfarbenen Cashmerepullover hoch, hielt ihn sich an die Brust und faltete ihn dann ordentlich zusammen.
»Du hast wunderschöne Sachen«, sagte ich und schaute an meinem eigenen dicken Wollpulli und den schlichten Hosen hinunter. »Aber du wirst uns alle in Verlegenheit bringen, wenn du wirklich vorhast, hier etwas davon zu tragen.«
»Wohl eher mich selbst«, widersprach sie. »Ich schätze mal, ich habe es übertrieben. Hem meinte bloß, dass hier oben die allerbeste Gesellschaft versammelt wäre.«
»Da muss er wohl die Gämsen gemeint haben. Oder vielleicht auch den dicken österreichischen Metzger und die Waldarbeiter, mit denen er Karten spielt und dicke Zigarren raucht. Wenn du nicht aufpasst, findest du unter denen noch einen Ehemann.«
»Die Ziegen würden dir wohl eher verfallen als die Waldarbeiter, möchte ich wetten«, rief Ernest von der Tür aus. Er stand vor dem Hintergrund des dunklen Flurs und füllte den Rahmen ganz aus.
Pauline lächelte. »Ich sollte meine Erwartungen also nicht zu hoch setzen.«
Wir lachten alle, und dann ging Ernest zurück an seine Arbeit und verschloss seine Tür mit einem Klicken. Es beruhigte mich zu sehen, dass er wieder arbeitete. Die ersten zwei Wochen in Schruns hatte er im Bett verbracht und seine Halsschmerzen und seinen schlimmen Husten auskuriert. Es war also sehr gut, dass er nun offensichtlich wieder bereit war, sich an die Arbeit zu setzen, und noch besser, dass ich eine Freundin bei mir hatte, mit der ich reden und mir die Zeit vertreiben konnte, während er beschäftigt war.
Nachdem Pauline sich in ihrem Zimmer eingerichtet hatte, packten wir Bumby in warme Klamotten und zogen ihn dann auf seinem Kinderschlitten durch die Stadt, so dass ich ihr alles zeigen konnte: den kleinen Platz mit den Geschäften und Gasthäusern, die Kegelbahn, die Sägemühlen und die stabilen Holzbrücken, die über die Litz führten.
»Ich finde es jetzt schon absolut entzückend«, seufzte Pauline.
In diesem Augenblick fuhr Bumbys Schlitten über eine vereiste Mulde, kippte auf eine Seite und ließ ihn in den Schnee hinunterpurzeln. Er quietschte vor Freude, stand auf und kletterte schnell wieder auf den Schlitten. »Noch mal, noch mal, Mama!«
»Noch mal, noch mal!«, rief Pauline ihm nach und stampfte mit ihren hübschen, unpraktischen Stiefeln im Schnee.
Zurück im Hotel folgte sie mir in mein Zimmer, wo ich mich umzog.
»Nichts von meinen Sachen passt hierher«, sagte sie. »Würdest du mir etwas von dir zum Anziehen leihen?«
»Das kann nicht dein Ernst sein.
Weitere Kostenlose Bücher