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Madame Hemingway - Roman

Madame Hemingway - Roman

Titel: Madame Hemingway - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paula McLain
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der soeben in den Staaten veröffentlicht worden war. Er löste feierlich die Paketschnur, wickelte das Buch aus dem Packpapier und übergab es mir dann schüchtern. Direkt auf dem Vorsatzblatt war das Buch Bumby und mir gewidmet. Nach unserer Trennung hatte er die Widmung geändert, so dass nun auch mein Name dort stand.
    »Oh, Tatie. Es ist wirklich ein wunderschönes Buch, und ich bin so stolz auf dich.«
    »Dir gefällt die Widmung also?«
    »Ich finde sie großartig. Sie ist einfach perfekt.«
    »Dann ist es gut. Zumindest das wollte ich für dich tun. Ich habe schließlich so viel ruiniert, und jetzt liegt alles um uns herum in Trümmern.«
    »Ja«, sagte ich ergriffen. »Aber schau dir das an.« Ich hielt das Buch hoch. »Sieh, wozu du fähig bist. Du hast das hier erschaffen.«
    »Wir. Das ist unser Leben.«
    »Nein, das warst von Anfang an du. Das musst du gewusst haben, als du es schriebst.«
    »Vielleicht.« Er blickte auf das Buch in meinen Händen und drehte sich dann zum Fenster um.
     
    Ich tat mein Bestes, aus alten Gewohnheiten auszubrechen, und traf mich mit Freunden. Ein paar Leute von früher wollten gern helfen. Ada MacLeish kam vorbei, um mich zum Abendessen auszuführen und ein wenig abzulenken. Gertrude und Alice luden mich zum Tee ein, doch ich hielt es nicht für ratsam, dieseFreundschaft aufzufrischen und zu riskieren, dass Ernest glaubte, ich zöge Gertrude ihm vor. Loyalität war eine heikle Angelegenheit, und es war schwierig zu entscheiden, an wen ich mich gefahrlos wenden konnte. Kitty war hin- und hergerissen. Pauline war ihre Freundin, doch das war ich auch; sie hatte Ernest nie gemocht und traute ihm nicht. Sie kam mich ein paar Mal besuchen, bat mich aber, Ernest nichts davon zu sagen.
    »Hinter feindlichen Linien entdeckt und so«, erklärte sie.
    »Wie kommt es, dass ich der Feind bin, obwohl sie doch die andere Frau ist? Das erscheint mir ziemlich unfair, was meinst du?«
    »Als Harold und ich uns trennten, hätte man glauben können, ich sei ins Pissoir gefallen, so mieden mich die Leute. Es braucht Zeit. Nach einer Weile verschieben sich die Dinge zu deinen Gunsten. Halte einfach aus, Darling.«
     
    Eines Nachmittags glaubte ich, Bumby schliefe, doch er musste mich am Esstisch mit dem Kopf auf die Hände gestützt weinen gehört haben. Ich merkte erst, dass er im Zimmer stand, als er mich fragte: »Weshalb bist du traurig, Mama?«
    »Oh, Schatz, mir geht es gut«, versicherte ich und trocknete mir die Tränen an meinem Pullover ab.
    Aber mir ging es nicht gut. Ich fühlte mich schlechter als je zuvor, und es fiel mir immer schwerer, mich wieder zu fangen. Anfang November, als noch nicht ganz sechzig der hundert Tage vorüber waren, bat ich Ernest, auf Bumby aufzupassen, damit ich eine Weile wegfahren konnte, um nachzudenken. Er war einverstanden, mir diese Zeit zu geben, und erst in letzter Sekunde fragte ich noch Kitty, ob sie mich begleiten wolle. Ich hatte mich für Chartres entschieden und erklärte ihr, dass ich ohne ihre gute Gesellschaft nicht in der Lage sein würde, das Châteaux und die herrliche Landschaft zu genießen, doch in Wahrheit hatte ich Angst, allein zu sein.
    Wir trafen kurz vor Sonnenuntergang im Grand Hôtel de France ein, und obwohl es etwas kühl war, schlug Kitty vor dem Abendessen einen Spaziergang um den See vor. Die Luft war frisch, und die Bäume hoben sich scharf vom Hintergrund ab.
    »Ich habe viel über mein Ehegelübde nachgedacht«, sagte ich, als wir halb um den See herumgelaufen waren. »Ich habe versprochen, ihn in guten und in schlechten Zeiten zu lieben, oder etwa nicht?«
    »Das sind nun definitiv schlechte Zeiten.« Sie runzelte die Stirn. »Ehrlich, mir ist es damals schwer gefallen, diesen Satz auszusprechen. Wie kann man denn versprechen, eine Person länger zu lieben, als die Liebe besteht? Und das mit dem Gehorchen habe ich mich schlicht geweigert zu sagen.«
    »Den Teil habe ich auch weggelassen, aber komischerweise habe ich es trotzdem getan.«
    »Als ich Harold kennenlernte, hatte auch er schon seinen Glauben an die Ehe verloren, also schlossen wir unseren privaten Pakt. Solange es gutlief, wollten wir gleichberechtigte Partner sein, doch wenn die Liebe vorbei war, sollte es auch mit uns vorbei sein.«
    »Das klingt bewundernswert, aber ich glaube nicht, dass es jemals so zivilisiert ablaufen wird. Bei euch hat es ja auch nicht funktioniert.«
    »Nein«, sagte sie. »In letzter Zeit habe ich mich gefragt, ob ich wohl einfach

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