Madame Hemingway - Roman
schreiben wollte.
Welche Rolle spielten die Ehepartner der Literaten in der Welt von
Paris – Ein Fest fürs Leben
?
In den meisten Fällen nur eine unterstützende: Man saß mit Alice Toklas in der »Ehefrauen-Ecke« und schaute ihr beim Sticken zu, während die Gespräche der »Künstler« auf der anderen Seite des Raumes aufregend und interessant waren. Einige der Ehefrauen, beispielsweise Zelda Fitzgerald, übten allerdings eine seltsame, beinahe gefährliche Macht aus. Hadley legte Wert darauf, nicht über Ernests Leben zu bestimmen, sondern seine Verbündete und beste Freundin zu sein. Mir scheint, als habe sie ihm eine emotionale Basis geschaffen, wodurch das Wort »unterstützend« eine viel stärkere Bedeutung bekommt.
Wie haben Sie eine Vorstellung von Ernests Gesprächen und Beziehungen zu Mentoren wie Ezra Pound und Gertrude Stein bekommen, um sie dann in Ihrem Roman wiederzugeben?
In vielen Fällen berief ich mich auf gut dokumentiertes, überliefertes literarisches Wissen – so empfahl etwa Stein Ernest, die bisherige Arbeit an seinem ersten Roman zu verwerfen und »ohne so viel Beschreibung« noch einmal von vorn zu beginnen, oder Pound gab ihm den Rat, es »neu zu machen« –, das ich dann zu einer Szene ausbaute, wobei Dialoge und Kontext frei erfunden sind. Ich wollte, dass sie zu realen Personen werden und nicht nur als Symbole der Literaturgeschichte dastehen. Eine meiner Lieblingsstellen im Buch ist die Passage, in der Pound erzählt, wie er als Lehrer in Indianagefeuert wurde, weil er ein Hühnchen gebraten (und eine Schauspielerin verführt!) hatte, während sie sich alle mit Absinth zuschütten. Diese Szene hat beim Schreiben so viel Spaß gemacht!
Eine der herzzerreißendsten Stellen des Buches ist die, in der Hadley die Tasche verliert, in der sich Ernests gesamte Arbeiten bis zu jenem Tag befinden. Ist das tatsächlich passiert? Markierte dieses Ereignis einen Wendepunkt in ihrer Ehe, und, wenn ja, was genau hat sich danach verändert?
Das ist unglücklicherweise wirklich geschehen, und in gewisser Weise hat sich ihre Ehe niemals davon erholt. Nicht, dass Ernest glaubte, Hadley habe die Manuskripte mit Absicht verloren, um seine Karriere zu sabotieren (wie manche Biographen und Kritiker vermuteten), doch das Ereignis stellte einen vielleicht nicht wiedergutzumachenden Bruch dar. Ernest brauchte absolute Loyalität und Verlässlichkeit, und er begann sich nun zu fragen, ob er ihr vertrauen konnte. Noch gewichtiger war die Frage, ob sie wirklich verstand, was seine Arbeit ihm bedeutete, wie sehr sie Teil seiner Seele war. Wenn sie die Manuskripte unbeaufsichtigt im Zug liegenließ, war ihr dann überhaupt bewusst, wie unersetzlich wertvoll sie waren?
Hadley ist die Großmutter von Margot und Mariel Hemingway. Kinder zu bekommen war jedoch nicht unbedingt Teil seines Plans, als Ernest sie heiratete. Wie reagierten die beiden, als sie überraschend Eltern wurden, und wie beeinflusste ihre jeweils eigene Kindheit ihre Reaktion?
Ernest wollte kein Kind bekommen, da er befürchtete, dass es seinen Ambitionen Grenzen setzen und eine finanzielle Belastung darstellen würde. Mit der Zeit sah er darin aber auch die Chance, eine Familie zu gründen, eine unverletzliche Einheit, die im Gegensatz zu seiner eigenen Erziehung stand. Er undHadley kamen beide aus »gefährlichen« Familien, die ihnen mehr schadeten als guttaten. Für ihren Sohn Bumby wollten sie etwas anderes und waren bereit, dafür zu kämpfen.
Sie schreiben in
Madame Hemingway
an der Stelle, an der Ernest seinen Vertrag für
In unserer Zeit
bekommt: »Er würde nie wieder unbekannt sein. Wir würden nie wieder so glücklich sein.« Wie wirkte sich der Ruhm auf Ernest und auf seine Beziehung zu Hadley aus?
Es ist sehr verführerisch, wenn kluge Leute einem ins Ohr flüstern, man sei ein Genie. Für Ernest war es zu viel. Je empfänglicher er für die Meinungen und Manipulationen anderer wurde, desto mehr verlor er aus dem Blick, was er immer bewundert und für wahr gehalten hatte. Einige seiner Freunde waren der Ansicht, er brauche eine Frau, die ein höheres Tempo vorlegte als Hadley, die ihm helfen konnte, die nächste Stufe seiner Karriere zu erreichen. Er hat sich selbst nie verziehen, dass er auf diese Ratschläge gehört hat.
Fiesta
entstand aus den tatsächlichen Beobachtungen, die die Hemingways beim Stierkampf in Spanien machten. Ernest und seine Freunde sind in diesem Buch deutlich
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