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Madame Hemingway - Roman

Madame Hemingway - Roman

Titel: Madame Hemingway - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paula McLain
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Arm in Arm am Tiberufer entlangspazieren und jede einzelne Brücke überqueren.
Lass uns fahren
, schrieb ich fröhlich und erhitzt vor Aufregung.
Meine Koffer sind gepackt.
    Dann lief ich ohne Mantel und Schal nach draußen. Der graue Himmel hing tief über der Erde und schüttete dicke weiße Flocken über mir aus. Ich sah nach oben, öffnete meinen Mund und schmeckte den Schnee.

Acht
    Zwei Wochen nach Ernests Antrag trat ich die obligatorische Reise nach Chicago an, um ein ganzes Aufgebot an Hemingways kennenzulernen. Ich war so nervös, dass ich vorher nahezu eine ganze Flasche Wein trank und im Wohnzimmer des Domizils auf und ab lief, während Ernest so gut er konnte versuchte, mich zu beruhigen. Dass Kate an diesem Nachmittag endlich einmal aufgetaucht war, half mir auch nicht gerade weiter. Ernest war auf der Arbeit, und sie traf mich allein in Kenleys Wohnung an.
    »Du hast doch wohl nicht tatsächlich vor, Wem zu
heiraten
? Das ist ja lächerlich!« Ihre Stimme klang schrill. Sie war ins Zimmer geplatzt, ohne Hut und Mantel abzunehmen.
    »Kate, bitte setz dich und sei vernünftig.«
    »Du wirst das noch bitter bereuen. Und das weißt du auch. Er ist so jung und impulsiv.«
    »Und ich bin was? Eine behäbige alte Jungfer?«, empörte ich mich.
    »Nein, bloß naiv. Du schenkst ihm viel zu viel Vertrauen.«
    »Also ehrlich, Kate. Du bist doch seine Freundin. Was hat er denn getan, um dich so gegen ihn aufzubringen?«
    Sie beendete ihre Tirade plötzlich und ließ sich schwer aufs Sofa fallen. »Nichts.«
    »Was soll das Ganze dann?« Ich senkte meine Stimme und setzte mich neben sie. »Bitte sag mir doch, was los ist.«
    »Ich kann nicht.« Sie schüttelte langsam den Kopf. Ihr Blick war klar und traurig. »Ich will die Dinge nicht noch verschlimmern, genauso wenig wie du. Ich werde mich für dich freuen, das verspreche ich.«
    Ich hatte plötzlich ein Dröhnen in den Ohren, das den ganzen Nachmittag über nicht verstummte. Als Ernest von der Arbeit kam, war ich immer noch so aufgebracht, dass ich ihn beim Eintreten geradezu überfiel. »Gibt es irgendetwas, das du mir über Kate erzählen möchtest? Ich habe nämlich das Gefühl, dass sie schwer in dich verliebt ist.« Ich war selbst überrascht, als ich es laut aussprach, doch Ernest reagierte mit einer eigenartigen Besonnenheit.
    »Kann sein«, sagte er. »Aber das ist nicht meine Schuld. Ich habe sie nicht ermutigt.«
    »Wirklich? Mir kam sie ziemlich verletzt vor.«
    »Hör zu. Kate ist Kate. Das ist doch alles Vergangenheit. Willst du denn wirklich jede Einzelheit wissen?«
    »Ja. Ich will alles wissen. Ich will von allen Frauen erfahren, die du jemals geküsst hast, oder in die du auch nur zwei Minuten verliebt zu sein glaubtest.«
    »Das ist verrückt. Warum?«
    »Damit du mir sagen kannst, wie wenig all das bedeutet und dass du mich mehr liebst.«
    »Aber das sage ich dir doch. Hörst du mir denn gar nicht zu?«
    »Wie sollen wir heiraten, wenn es Geheimnisse zwischen uns gibt?«
    »Du willst also nicht heiraten?«
    »Willst du denn?«
    »Natürlich. Hash, du machst daraus eine viel zu große Sache. Bitte sei doch vernünftig.«
    »Das hat Kate auch gesagt.«
    Er sah mich so verzweifelt an, dass ich in Tränen ausbrach.
    »Oh, komm her, kleines Kätzchen. Alles wird gut. Du wirst schon sehen.«
    Ich nickte und wischte mir die Augen trocken. Und dann bat ich ihn um einen Drink.
     
    Wir liehen uns Kenleys Wagen, um zum Anwesen der Familie in Oak Park zu fahren. Je näher wir der Kenilworth Avenue kamen, desto unruhiger wurde Ernest.
    »Glaubst du, dass sie mich nicht mögen werden?«, fragte ich.
    »Sie werden dich großartig finden. Nur von mir sind sie leider nicht so begeistert.«
    »Bestimmt lieben sie dich. Das müssen sie doch.«
    »Sie lieben mich wie ein Rudel Wölfe«, erwiderte er bitter. »Was glaubst du, weshalb ich bei Kenley wohne, wenn meine Familie nur zwanzig Kilometer entfernt lebt?«
    »Liebe Güte. So habe ich das ja noch gar nicht betrachtet. Ist es schon zu spät zum Umkehren?«
    »Viel zu spät«, antwortete er und bog in die lange, kreisförmige Auffahrt ein. Ernests Mutter hatte ihre Hausangestellten grob beiseitegedrängt, um uns selbst an der Tür zu begrüßen. Sie sah rund und üppig aus, und auf ihrem Hinterkopf türmte sich ein Bündel ergrauten Haars. Sie stürzte sich auf mich, kaum hatte ich das Haus betreten, und packte fest meine Hand. Obwohl ich lächelte und mein Bestes gab, um ihr zu gefallen, konnte ich

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