Madame Hemingway - Roman
ausklappbares Schrankbett im Schlafzimmer, das zwischen Küche und Wohnzimmer gequetscht war. Der Wohnung selbst fehlten zwar Wärme und Charme, doch aus dem Fenster hatte man einen Blick auf das Anwesen der Connables.
Ernest hatte Ralph und Harriet Connable kurz nach dem Krieg kennengelernt, als er auf der Suche nach Arbeit bei einer Zeitung nach Toronto kam. Ralph war Eigentümer der kanadischen Filialen der Billigwarenhauskette Woolworth und in unseren Augen so reich wie ein Gott. Er und seine Frau waren sehr gut zu mir, als sie erfuhren, dass wir Nachbarn waren, und ich war froh, im Hinblick auf meine bevorstehende Niederkunft irgendjemanden in der Nähe zu wissen.
Ernest wirkte müde und verstimmt, als er aus Kingston zurückkehrte. Zwei Tage darauf musste er schon wieder fort, um eine Geschichte über den Bergbau im Sudbury-Becken zuschreiben, das zweimal so weit von Toronto entfernt lag wie Kingston. Er hatte kaum Zeit, sich die Wohnung anzusehen und seine Zustimmung zu geben.
»Oh, Kat. Ich fühle mich schrecklich, weil ich dir nicht beim Umzug helfen kann.«
»So viel ist das doch gar nicht. Und ich werde jemanden beauftragen, die schweren Sachen zu heben.«
»Manchmal denke ich, es war ein Fehler herzukommen. Du bist die ganze Zeit über allein. Ich schufte wie ein Sklave, und für was? Kleine Meldungen aus dem Nirgendwo? Was für eine Pleite.«
»Tiny, ich weiß, dass du überarbeitet bist. Aber all das wird Sinn ergeben, sobald das Baby da ist.«
»Bei Gott, ich hoffe, du hast recht.«
»Das habe ich. Du wirst schon sehen«, sagte ich und küsste ihn zum Abschied.
Letzteres würde ich öfter tun müssen, als mir lieb war, so viel war klar, doch ich glaubte daran, dass der Umzug ins kalte, einsame Toronto sich gelohnt haben würde, wenn unser Baby erst einmal gesund und heil zur Welt gekommen war. In der Zwischenzeit versuchte ich, die neue Wohnung so gemütlich wie möglich einzurichten. Aus Paris hatten wir Kisten mit unseren Kleidern, Geschirr und Bildern mitgebracht. Ich bestellte eine Putzfrau und einen ältlichen Hausmeister, der unsere Sachen die vier Stockwerke hinaufschleppte. Wir besaßen kaum Möbel, und in den ersten Wochen, während Ernest wie ein Handelsreisender durch ganz Ontario fuhr, lag ich meist, aus Schutz vor den fallenden Temperaturen in Decken gewickelt, auf dem Ausklappbett und las die Briefe von Abélard und Héloïse zu Ende.
Dankbar für jede Ablenkung, verlor ich mich in ihren Worten und ihrer Geschichte. An manchen Tagen stand ich nur auf, um Tee zu machen oder Decken vor die Türen und Fensterzu schieben, durch die die Kälte hineinkroch. Ich schrieb auch Briefe an unsere Freunde in Paris, die wir hier vermissten, und nach Hause in die Staaten. Fonnie tat ihr Bestes, sich für mich über das Baby zu freuen, doch sie war gerade in vielerlei Hinsicht nahezu an den Grenzen ihrer Belastbarkeit angelangt. Roland hatte vor kurzem einen Nervenzusammenbruch erlitten und erholte sich in einer Nervenklinik in Massachusetts.
Die Einrichtung ist hoch angesehen,
schrieb Fonnie.
Aber die Kinder sind verwirrt und fragen, ob er je wieder nach Hause kommen wird. Und ich weiß nicht, was ich ihnen antworten soll.
Sie alle taten mir sehr leid, doch ich war nicht überrascht, dass so etwas geschehen war. In ihrer Ehe hatte es zu viel Unzufriedenheit gegeben, wie bei unseren Eltern auch. Und wenn über lange Zeit solch eine große Anspannung herrschte,
musste
ja irgendwann etwas zusammenbrechen. Wie sollte es anders sein?
Ich schrieb auch an Ernests Eltern. Er war gerade viel zu beschäftigt, um Briefe zu beantworten, doch seine Knauserigkeit seinen Eltern gegenüber hatte noch tiefergehende Gründe. Er wollte sie, insbesondere Grace, so wenig wie möglich an seinem Leben teilhaben lassen. Als wir nach Paris zogen, erschien es mir, als verspürte er zum ersten Mal die Freiheit, sich selbst völlig neu zu erfinden. Seine Eltern erinnerten ihn an seine Anfänge, die er am liebsten völlig vergessen wollte. Ich verstand seinen Wunsch nach Unabhängigkeit, doch die Geburt des Babys stand nun schon in den nächsten Wochen bevor, und Ernest hatte ihnen immer noch nicht Bescheid gegeben. Ich fand, sie hatten ein Recht darauf, von ihrem Enkel zu erfahren, und das erklärte ich ihm auch jedes Mal, wenn er zwischen zwei Aufträgen kurz nach Hause kam.
»Wenn du darauf bestehst, dann sage ich es ihnen«, gab er schließlich nach. »Aber es ist ein Fehler. Sie werden nur in allem herumschnüffeln
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