Madame Mystique
schon auf mich warten. Warte du auf Sinclair. Wiege ihn in Sicherheit und schlag dann zu. Eines noch.« Sie hob den rechten Zeigefinger. »Sei nicht zu brutal, denn vergiss nicht, dass er letztendlich mir gehört. Ich muss mit ihm abrechnen.«
»Ja, Tabea, ich habe dich verstanden.«
»Dann sehen wir uns bald...«
Rhonda schaute ihrer Chefin nach, wie sie in den rechten Trakt des Hotelgebäudes ging. Sie hatte genau verstanden, was man von ihr verlangte, und sie würde es auch in die Tat umsetzen.
Rhonda war eine junge Frau, die auffiel. Mehr durch ihre Haare als durch eine Kleidung, die sexy wirkte. Wer sich dann ihr Gesicht näher anschaute, der sah, wie fein geschnitten die Züge waren, und erkannte auch den Liebreiz darin. Das war ihr Vorteil. Sie machte auf die meisten Menschen einen harmlosen Eindruck. Sie glich einer Person, die kein Wässerchen trüben konnte. Aber da sollte man sich nicht täuschen.
An einer Seite der Rezeption gab es einen Durchgang, der in einen Raum führte, in dem es nicht besonders aufgeräumt aussah. Er war als Büro gedacht worden. Es gab auch einen Computer, einen Drucker und einen Schreibtisch sowie einige Papiere, aber das war auch alles, was auf Büroarbeit hinwies. Der große Kleiderschrank diente einem anderen Zweck. Er hatte Schiebetüren, sie sich leicht öffnen ließen.
Rhonda schob eine Hälfte zur Seite. Im Schrank leuchtete automatisch das Licht auf. Sie ließ ihre Blicke über die Klamotten schweifen, die an der Stange auf den Bügeln hingen, und suchte nach dem passenden Outfit. Bisher hatte sie ihren Körper unter einer weit geschnittenen Bluse versteckt, aber das änderte sich jetzt, denn der hellrote Pullover war verdammt eng. Unter der Bluse hatte sie nichts getragen, und als ihre hellen Brüste freilagen, sanken sie kaum nach unten.
Rhonda streifte den hellroten Pullover über und merkte sehr schnell, dass sich die Brustwarzen gegen den Stoff drückten. Es war klar, dass dies auch von anderen Augen gesehen wurde und auch entdeckt werden sollte. Ein knapper schwarzer Rock diente als Unterteil, und zwei Netzstrümpfe sorgten für einen etwas verruchten Eindruck.
Rhonda wusste selbst, dass ihr Outfit nicht eben in ein Hotel auf dem Lande passte, aber das machte nichts. Hier waren eben viele Regeln auf den Kopf gestellt worden, und sie war sicher, dass John Sinclair deshalb nicht wieder fahren würde.
Sie kannte den Mann nicht. Aber Tabea hatte ihr viel über ihn erzählt. Sie stand ihm gespalten gegenüber. Auf der einen Seite bewunderte sie ihn, auf der anderen verfolgte sie ihm mit glühendem Hass und wartete auf die Abrechnung.
Rhonda wollte ihr dabei helfen. Sie würde ihr zur Seite stehen, das war einfach ihre Pflicht.
An der Wand hing ein Spiegel. Darunter war das gelbe Waschbecken angebracht, und auf einer schmalen Ablage standen noch einige Schminkutensilien.
Rhonda schaute sich im Spiegel an. Sie lächelte sich zu, aber sie fand, dass sie etwas zu blass war. Es lag an ihrem Gesicht, dessen Wangen sie mit Rouge bepinselte. Als sie damit zufrieden war, griff sie zum Stift und zog ihre Lippen nach. Sie benutzte keine aggressive Farbe, ein weiches Rot war gerade richtig. Es passte auch zu der Farbe des Pullovers. Die Augenbrauen wurden auch noch nachgezogen, und als sie sich diesmal anlächelte, da sah sie schon zufriedener aus. Ja, das war gut. Das war nicht zu blass und auf der anderen Seite auch nicht zu übertrieben.
Jetzt konnte Sinclair kommen...
***
Und ich kam.
Das heißt, ich befand mich auf dem Weg. London hatte ich hinter mir gelassen, aber ich hatte Suko nicht informiert, wohin ich fuhr. Nicht weil ich es in der Eile vergessen hatte, nein, ich hatte einfach das Gefühl, dass dieser Fall mehr in eine private Richtung als in eine offizielle Richtung wies.
Es ging um einen Fall, in dem Maxine Wells und ich involviert waren. Sie und mich bezeichnete ich als die bekannten Größen dieser Gleichung, aber es gab eine Größe, die mir unbekannt war.
Abgesehen von der Person dieser Tabea selbst, ging es einzig und allein um das Motiv. Was hatte diese Frau dazu veranlasst, Maxine und mich zu einer Party einzuladen?
Ich konnte mir keinen Grund für mich vorstellen. Maxine kannte diese Madame Mystique ja noch von ihren Büchern und vom Telefon her, aber mir war sie völlig unbekannt.
Also musste ich davon ausgehen, dass es sich bei dieser Einladung um eine Falle handelte und letztendlich auch um eine persönliche Rache. Daran war ich mit meinen
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