Madame Mystique
Geräuschpegel in Grenzen halten wollte.
Der erste Blick nach draußen...
Es gab keine Probleme. Der Nebel war noch da, die Kühle der Nacht ebenfalls und auch das, was sie so berührte. Die Stille, die durch keine fremden Geräusche unterbrochen wurde.
Der erste Schritt nach draußen. Maxine wusste selbst nicht, was mit ihr los war, aber sie hatte jetzt das Gefühl, in die Freiheit zu gehen.
Niemand wartete auf sie. Für Max war Tabea in der letzten Sekunde zu einem Schreckgespenst geworden. Sie hatte damit gerechnet, dass sie plötzlich vor ihr stehen und zur Abrechnung schreiten würde. Mittlerweile traute sie der Frau vieles zu, nur nichts Gutes.
Es blieb alles ruhig, und so ging sie auch den zweiten Schritt nach vom.
Da passierte es.
Wieder hörten sie das leise Pfeifen, das in einem nicht lauten schauerlichen Jaulen oder Heulen endete.
Bevor sie den Kopf bewegen und nachschauen konnte, fielen aus der Höhe und aus dem Nebel zwei Gegenstände auf sie herab. Sie trafen zugleich beide Schultern, wie zwei Steine, so dass Maxine leicht zusammensackte. Nur waren es keine Steine, denn sie bewegten sich.
Als Maxine zuerst nach rechts und dann nach links schaute, da sah sie, wer auf ihren Schultern seinen Platz gefunden hatte:
Zwei große Eulen!
***
Die junge Frau mit den roten Haaren stand vor der Rezeption, als Tabea Ryder die Stufen der Treppe hinabkam. Sie hatte einen sehr nachdenklichen Gesichtsausdruck und schaute erst richtig hoch, als sie vor Rhonda stehen blieb.
»Hast du sie gesehen, Tabea?«
»Ja.«
»Und? Was hältst du von ihr?«
Tabea Ryder gab zunächst keine Antwort. Sie ging bis zur Rezeption vor und legte beide Hände flach auf die Holzplatte. Sie schaute versonnen auf das Schlüsselbrett, bevor sie eine leise Antwort gab. »Ich weiß es nicht, Rhonda, ich kann es wirklich nicht sagen. Das Bild ist noch zu schwach.«
»Aber sie ist es doch gewesen, die damals...«
»Ja, verdammt, es war sie!«
»Und Sinclair!«
Tabea fuhr herum. In ihren Augen stand plötzlich eine eisige Kälte. »Genau, Rhonda, und Sinclair.« Plötzlich lächelte sie eisig. »Er ist wichtig für uns. Sinclair ist derjenige, der den Hauptteil verschuldet hat.«
»Dann können wir ihm morgen ja einen entsprechenden Empfang bereiten, denke ich.«
»Das denkst du auch nur, Rhonda. Aber du denkst falsch. John Sinclair wird hier nicht morgen erst erscheinen, sondern noch heute. Er befindet sich bereits auf dem Weg.«
Rhonda erschrak zutiefst. »Er kommt? Aber wieso? Er kann nicht einfach eine Einladung verändern, das ist nicht drin. So etwas macht kein Mensch.«
»Er schon.«
»Und warum?«
Tabea schüttelte ihre Haare und fuhr mit den Händen hindurch. »Das kann ich dir sagen, meine Liebe. Er wird kommen, weil unsere Freundin Lunte gerochen und ihn angerufen hat. Das allein ist der Grund. Die Pferde müssen sie nervös gemacht haben. Sie fühlte sich allein so hilflos, und da hat sie eben Sinclair angerufen. Von London hierher ist es ja nicht besonders weit.«
»Woher weißt du das?«
»Rhonda, ich habe an der Tür gelauscht. Maxine hat telefoniert. Dabei sprach sie schon so laut, dass ich einiges davon verstanden habe. So habe ich herausgefunden, dass wir noch heute Besuch bekommen werden. Reicht dir das, Rhonda?«
»Immer. Und wie soll es weitergehen?«
Tabea Ryder blickte Rhonda an. Sie lächelte, dann schüttelte sie den Kopf. »Komm her.«
Rhonda gehorchte. Sie war menschliches Wachs in den Händen der anderen Frau. Sie war Getreue, Gespielin und auch Dienerin.
Tabea legte ihr die Hände auf die Schultern. Dabei blickte sie in das Gesicht mit der hellen Haut und den Sommersprossen. »Wir beide werden umdenken müssen. Wir werden uns die Aufgabe teilen. Ich kümmere mich um unseren weiblichen Schützling. Du wirst dich mit John Sinclair beschäftigen und ihn sicherlich umgarnen können. Ich brauche nämlich etwas Zeit, die du mir verschaffen kannst.«
»Ja, wie du meinst.«
»Danke.« Rhonda erhielt einen leichten Kuss auf den Mund und schauderte zusammen. Sofort danach löste sich Tabea von ihr und sagte: »Ich kümmere mich um Maxine.«
»Gehst du wieder hoch?«
»Nein, das ist vorbei. Ich weiß, dass sie sich nicht mehr auf ihrem Zimmer aufhält.«
»Wieso?«
»Manchmal kann der Blick durch ein Schlüsselloch sehr interessant sein, Rhonda.«
»Meine Güte, du bist wirklich die Beste.«
»Das weiß ich. Und jetzt werde ich mich um Tabea kümmern, wobei ich sicher bin, dass meine Helfer
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