Madame Mystique
Leoparden waren, die sie lauernd umkreisten und diese verdammten Kreise sogar enger zogen.
Nach einem tiefen Atemzug bewegte sie sich zurück, sehr langsam, mit zitternden Beinen und auch klopfendem Herzen.
Es klappte.
Die unruhig gewordenen Leoparden starrten die Tierärztin zwar an, aber sie ließen sie auch gewähren, und so schaffte es die Frau, sich der Tür Zentimeter für Zentimeter zu nähern.
Ihre Hoffnung steigerte sich. Maxine wollte nicht daran denken, was passierte, wenn ihr Verhalten auffiel. Dann wäre es vorbei. Dann würden drei Tiere ihre scharfen Gebisse in ihren Hals und in ihre Kehle hacken.
Allein die Vorstellung ließ sie fast durchdrehen.
Aber sie kam der Tür näher. Die Tiere kümmerten sich nicht um sie. Sie hielten noch immer eine entsprechende Distanz, aber sie lagen auf der Lauer.
Ich schaffe es!, hämmerte sich Maxine ein. Ich muss es einfach schaffen.
Der nächste Schritt zurück!
Er gelang, und sie schöpfte wieder Hoffnung, blieb aber stehen, um den Kopf etwas zu drehen, weil sie herausfinden wollte, wie weit der rettende Ausgang noch von ihr entfernt lag.
Wäre ihr der Vergleich nicht so unpassend vorgekommen, hätte sie an einen Katzensprung gedacht. Es war wirklich kein Problem für sie, die Tür zu erreichen.
Normalerweise nicht...
Die Tiere gingen immer schneller. Sie verließen hin und wieder auch den Kreis, um an den Innenwänden in die Höhe zu springen und daran zu kratzen.
Eine Erklärung für dieses Verhalten konnte Maxine nicht finden. Wenn sie weiterdachte, dann ging sie von einer von außer herangetragenen Beeinflussung aus, aber sie hatte nichts gehört. Keinen Schrei, keinen Befehl, keine Stimme.
Doch musste Tabea das überhaupt?
Das war die große Frage. Sie besaß eine andere Kraft. Eine, die innen steckte und die sie nach außen lassen musste. Ein hypnotischer und zugleich telepathischer Befehl, der die Köpfe der Leoparden erreichte und die Tiere das tun ließ, was Tabea wollte.
Selbst in dieser Lage erinnerte sich Maxine daran, was sie in den Büchern der Frau gelesen hatte. Da war schon über die Macht des Menschen geschrieben worden, die er bei bestimmten Voraussetzungen über Tiere bekam.
Nur nicht so extrem, wie sie es hier erlebte. Da hatte sich die Autorin wohl nicht getraut, ihre Erfahrungen niederzuschreiben. Und sie hatte auch keine Raubtiere erwähnt, sondern sich mehr auf Pferde oder Hunde beschränkt.
Wieder ein Schritt nach hinten!
Ja, es hatte geklappt.
Die kurze Drehung des Kopfes!
Eine Feuerwelle durchschoss ihr Inneres, denn jetzt stellte Maxine fest, dass sie die Tür fast erreicht hatte und nur noch einen Schritt nach hinten gehen musste, um sie zu berühren.
Das war zu schaffen!
Der letzte Blick auf die Leoparden. Sie bewegten sich durch den Stall. Sie taten nichts, was ihr hätte Angst einjagen müssen. Es war alles so weit in Ordnung.
Maxine Wells fasste sich ein Herz. Sie ging auch den letzten Schritt nach hinten und suchte noch in der Bewegung nach der Klinke. Abgeschlossen hatte Tabea Ryder nicht, das wusste sie. Sie musste nur schnell sein. Die Tür aufreißen, dann über die Schwelle springen und so schnell wie möglich wegrennen.
Sie tat es.
Sie dachte nicht mehr nach.
Die Klinke fiel nach unten. Die Tür war offen. Aufziehen und dann rausrennen!
Dass Fauchen hörte sie wie ein Donnergrollen. Es war schlimm, und sie sah schon den Gang vor sich, der im Halbdunkel lag, als der erste Leopard sie ansprang.
Die Katze wuchtete mit ihrem gesamten Gewicht gegen ihren Körper. Maxine war nicht mehr in der Lage, Halt zu finden. Man hätte ihr auch einen Stoß in den Rücken geben können, das wäre aufs Gleiche hinausgekommen.
Der Aufprall war so hart, dass es sie nach vorn schleuderte. Sie schlug mit den Armen um sich, fand jedoch nichts, was ihr Hilfe gegeben hätte.
Mit vollem Schwung fiel sie auf den Bauch, und der Fall schüttelte sie durch. Sie schrammte mit dem Gesicht über den Boden. Plötzlich klebten Dreck und auch einige Strohhalme an ihrer schweißfeuchten Haut. Es war ihr egal, ob sie blutete oder sich die Lippen aufgeschlagen hatte, Maxine wollte nur weg von den Raubkatzen, bevor diese über sie herfielen.
Die Tierärztin hatte sich zu viel vorgenommen. Sie hätte wissen müssen, dass die Tiere sie nicht laufen lassen würden. Eines war ihr ins Kreuz gesprungen, und des befand sich direkt hinter ihr, als sie sich wieder aufraffte.
Mit zwei Pranken schlug das Tier zu.
Maxine bekam den Hieb voll
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