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Madame Mystique

Madame Mystique

Titel: Madame Mystique Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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worden, dass es mir die Sprache verschlug und ich nicht in der Lage war, etwas zu erwidern. Ich wollte auch nicht weiter darauf eingehen, sondern konzentrierte mich auf die Stelle, an der ich Tabea zum letzten Mal gesehen hatte.
    Da war etwas passiert. Zwar hatte der Nebel nicht nachgelassen, aber trotzdem sah ich den dunklen Ausschnitt in der ansonsten grauen Wand. Tabea hatte eine Tür aufgezogen.
    Die Spannung in mir wuchs. Ich schaute an Rhonda vorbei. Sie war nicht mehr wichtig für mich, denn in kurzer Zeit würde ich Maxine gegenüberstehen.
    Noch dauerte es etwas. Ich sah in der offenen Tür die Bewegungen, ohne jedoch herauszufinden, was da genau ablief. Aber Sekunden später erschienen die Schatten.
    Nein, da war kein Mensch dabei!
    Oder...?
    Mein Herz schlug schneller. Zuerst erschien Tabea Ryder, denn sie musste den Weg freimachen für ihre Lieblinge, von denen sie mir schon erzählt hatte.
    Drei Raubkatzen!
    Aber sie waren nicht allein. Sie hielten die Körper gestreckt, und ihre Mäuler hatten sich in etwas verbissen. Ich hätte vor Wut schreien können, als ich es genau sah.
    Wie eine alte weggeworfene Puppe schleiften sie Maxine Wells neben sich her...
    ***
    Rhonda musste etwas von meinem Zorn gespürt haben, denn sie sagte: »Wenn du dich falsch bewegst, schieße ich dir in deinen verdammten Bullenkopf!«
    »Schon gut!«
    Mehr sagte ich nicht. Meine Kehle klemmte irgendwie zu. Das Bild war einfach zu schlimm. Maxine Wells wurde aus dem Stall geschleift wie der letzte Dreck. Sie lag auf dem Bauch, und es war so entwürdigend für sie.
    Die Raubkatzen hielten ihre Köpfe gesenkt. Sie hatten sich zum Glück nur in die Kleidung verbissen, so war Maxine unverletzt geblieben.
    Sie schleifte über den Boden, und die Leoparden standen unter dem Einfluss der Tabea Ryder, denn auch bei ihr hatte sich etwas verändert. Die verschiedenfarbigen Augen waren mir bekannt, doch nun sah ich die volle Leuchtkraft des linken Auges. Es strahlte in einem kräftigen Grün. Genau dieses Licht musste die Raubkatzen unter Kontrolle gebracht haben.
    Die Tiere wussten genau, wohin sie ihr Opfer zu schaffen hatten. Es war meine Richtung, der sie sich näherten, und sie kamen vom Stall aus gesehen in einer Diagonale auf mich zu.
    Tabea blieb an ihrer Seite. Den Blick hielt sie gesenkt. Ihr Mund bewegte sich, ich hörte die geflüsterten Worte, die allerdings den Tieren galten und abgelöst wurden von einem scharfen Ruf.
    Die Raubkatzen blieben stehen.
    Vielleicht drei bis vier Schritte von mir entfernt. Sie schüttelten sich kurz durch, dann war ihre Aufgabe beendet, denn sie öffneten die Mäuler und ließen die Beute los.
    Sofort huschten die drei Raubkatzen zur Seite und ließen Maxine wie einen gefallenen Engel zurück. Sie lag auf dem Bauch, und sie bewegte sich zunächst nicht, aber ich war beruhigt, als ich feststellte, dass sie atmete.
    Tabea tat nichts. Sie hatte die Regie aus den Händen gegeben. Sie wollte erfahren, was zwischen Maxine und mir passierte.
    Ich enttäuschte sie nicht und sprach die Tierärztin mit halb lauter Stimme an.
    »Maxine...«
    Zuerst bewegte sie sich nicht. Sie schien meinen Ruf nicht gehört zu haben. Dafür regten sich die Leoparden, die sich geschickt verteilten. Sie gingen auf ihren Samtpfoten und mit geschmeidigen und schleichenden Bewegungen. Selbst bei diesem schlechten Sichtverhältnissen war das Spiel ihrer Muskeln zu beobachten.
    Als hätten sie sich zuvor verständigt, blieben sie an drei verschiedenen Stellen stehen, um die Liegende aus ihren kalten Augen beobachten zu können.
    Ich startete einen zweiten Anlauf. »Ich bin’s, Max... John!«
    Ja, sie zeigte eine Reaktion. Wie eine noch müde Schläferin hob sie langsam den Kopf. Sie lag noch auf dem Bauch und winkelte jetzt die Arme an. Ihre Hände lagen flach auf dem Boden, und so schaffte sie es, sich aufzustemmen, und zwar so weit, dass sie den Kopf in meine Richtung drehen konnte.
    Keine der Raubkatzen nahm ihr die Sicht. Sie musste mich einfach sehen können. Ich hielt mich nur mühsam zurück. Am liebsten wäre ich zu ihr gelaufen, um sie zu trösten, aber die verdammte Mündung und der am Abzug liegende Zeigefinger hielten mich davon ab.
    Maxine hatte begriffen. »John? Du?«
    »Ja, und bei mir ist alles okay.«
    »Nicht bei mir.«
    »Bist du verletzt?«
    »Nein, nein – ich... ich glaube, nicht. Aber ich bin auch nicht sicher.«
    Ihrer Antwort entnahm ich, dass sie durcheinander war. Wie ich allerdings erkennen konnte,

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