Maddie - Der Widerstand geht weiter (German Edition)
auf wie ein Schwamm. Deshalb halten sie bei dir auch so lange vor.«
Wir hatten uns zur letzten Videokonferenz in Thomas‘ Computerkeller versammelt. Der Wandschirm zeigte verschiedene Szenen. In einem Fenster sah man Gabe und Clare, die sich im Keller des DCLA befanden und per Flipscreen mit uns verbunden waren. Clare war in Los Angeles geblieben, um Gabe zu helfen, da er sich mit Hightech nicht auskannte und nicht einmal wusste, wie er uns kontakten sollte.
Ein anderes Fenster zeigte Molly und Scott in ihrem Apartment. Eine Horde junger Freiwilliger in Jeans und T-Shirts wuselte um sie herum. Pat hatte sich von seiner Wohnung in Hollywood zugeschaltet und war ebenfalls von Helfern im Teenageralter umgeben.
Riley und Jack befanden sich mit uns im Computerkeller. Morgen Nachmittag würden Justin und Riley ein Privatflugzeug nach L.A. fliegen, in das ungefähr die Hälfte der geretteten Centerpatienten passte. Ich würde mit Jake im Auto fahren.
Clare hatte versteckte Unterkünfte an drei verschiedenen Orten organisiert: am Stadtrand von Santa Barbara, auf einem verlassenen Flugplatz an der Küste und in einem Tal südlich von Sacramento. Wir würden uns in Teams aufteilen, die jeweils für den Transport einer Flüchtlingsgruppe verantwortlich waren.
»Meinst du, das Center ist darauf vorbereitet, mit uns fertig zu werden?«, wollte Molly von Gabe wissen.
»Soll das ein Witz sein?«, fragte er. »Hier drinnen geht es zu wie im Irrenhaus. Acht Sicherheitsleute sind zu wenig für achthundert ausgeflippte Teenager. Gestern hat ein Junge herausgefunden, wie man sich in das Fahrstuhlprogramm einhacken kann. Er hat ungefähr dreißig seiner Kumpel auf die Mädchenetage befördert, bevor es jemandem auffiel und das Personal dazwischenging.«
»Und die Krisensitzung soll stattfinden wie geplant?«, fragte Justin.
Gabe nickte. »Vaughn kommt morgen früh mit dem Flugzeug. Ich habe ein Gespräch zwischen zwei Ärzten belauscht. Anscheinend geht das Gerücht um, dass er ein neues Medikament einführen will, da das alte nicht mehr wirkt. Im Moment sind alle Therapiesitzungen gestrichen.«
Gabe und ich diskutierten im Detail, wie die Aktion innerhalb des Centers ablaufen sollte, da wir beide den Grundriss am besten kannten. Ich erklärte, wen ich wo und wann einsetzen wollte. Ich plante, wie sich unsere Leute innerhalb des Centers am besten verteilen sollten. Ich sagte Gabe, wofür ich ihn brauchen würde. Niemand stellte meine Anweisungen infrage. Alle waren damit beschäftigt, zuzuhören und sich Notizen zu machen. Erst nach einer halben Stunde meiner Rede bemerkte ich, dass ich die ganze Zeit die Führungsrolle übernommen hatte.
Am Ende überprüfte Justin noch einmal, dass die Ampullen mit dem Gegenmittel verteilt waren und die Reiserouten und Transportmittel feststanden.
»Ich glaube, damit ist alles geklärt«, sagte Scott abschließend. »Wenn es noch Fragen gibt, kann sich jeder von uns an Maddie wenden.« Er stutzte und schaute in Justins Richtung. »Ich meine …«
»Nein, schon gut«, sagte Justin. »Sie ist die perfekte Wahl. Schließlich kennt sie das Center besser als wir und Gabe ist nicht erreichbar, weil er an der Krisensitzung teilnehmen muss.«
Niemand erhob Einwände.
»Okay, dann sehen wir uns morgen«, sagte Justin. »Auf nach Los Angeles!«
Alle nickten. »Auf nach Los Angeles!«, sagten wir im Chor.
Kapitel Neunundzwanzig
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»Okay, komm mit«, sagte Justin, als er mich in der Küche entdeckte. »Wir machen einen kleinen Ausflug.«
Es war früh am Morgen und die Sonne war gerade erst über den Horizont gestiegen, aber trotzdem stand ich schon in der Küche und kochte Kaffee. Vor Nervosität hatte ich kein Auge zugetan. Bei dem Gedanken an die Risiken unserer Befreiungsaktion wurde mir ganz schlecht. Noch mehr rebellierte mein Magen bei der Vorstellung, überhaupt ins Center zurückzukehren. Ich hatte Angst, dass ich einen Rückfall erleiden würde. Wenn ich im DCLA eine Panikattacke bekam, würde ich die anderen behindern, statt ihnen zu helfen. Inzwischen waren meine sämtlichen Fingernägel bis aufs Fleisch abgekaut.
Justin sah mir an, dass ich eine Ablenkung brauchte. Er zog seine Jacke über und ging an mir vorbei zur Hintertür. Ich schlüpfte in meine Turnschuhe und eilte ihm nach. Wir gingen durch den Garten, an meinem selbst gepflanzten Baum vorbei und hinunter zum Strand. Dort wandten wir uns nach Süden. Der frische Morgenwind zerrte an uns und ich band meine Haare zurück,
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