Maddie - Der Widerstand geht weiter (German Edition)
Moment.
»Blödsinn. Ich sehe aus, als sei ich gerade aus einem Konzentrationslager befreit worden«, sagte ich.
Justin schüttelte den Kopf. »Du bist schon dabei, dich wieder aufzurappeln«, sagte er und lehnte sich vor, bis sein Mund fast meine Lippen berührte. »Du bist das Schönste, was ich in meinem ganzen Leben gesehen habe.«
»Sogar jetzt?«, fragte ich.
»Mehr denn je.« Er strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht und hinters Ohr. »Ich weiß noch, wie du einmal gesagt hast, dass du wenig Mut besitzt«, meinte er leise.
Ich nickte. »Damals habe ich das geglaubt.«
Seine Lippen kamen näher, bis sie meine berührten. »Ich kenne niemanden, der mutiger ist als du«, flüsterte er.
»Du färbst eben ab«, murmelte ich zurück.
»Nein«, sagte er. »Ich habe dir nur gezeigt, wie es geht.«
Kapitel Dreißig
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Später am selben Nachmittag parkten Jake und ich an einem alten Schiffsdock ungefähr eine Meile vom Center entfernt. Dort trafen wir den Rest der Truppe in einem leeren Lagerhaus. Scott war mit einem Soundcheck beschäftigt, Molly sortierte die Ausrüstung und stopfte Einwegspritzen in einen Rucksack. Wir sahen wie eine Teenager-Gang aus dem Fernsehen aus, die sich vorbereitet, eine Tankstelle zu überfallen. Nur ein paar der Freiwilligen wirkten alt genug, um die DS hinter sich zu haben. Unsere Einheitsuniform bestand aus Kapuzenpullis, Jeans, Baseballmützen und Turnschuhen. Wir waren ein zusammengewürfelter Haufen aus Außenseitern, und diese Tatsache verband uns. Eigentlich hatten wir nicht viel gemeinsam, doch wir glaubten an die gleiche Lebensweise. Wir wollten alle Regeln beiseite fegen, alle Vorschriften aus dem Fenster werfen und ganz von vorne anfangen.
Scott verteilte die nötige Ausrüstung: Scanner, Betäubungswaffen und Headsets, durch die wir miteinander Kontakt halten würden, ohne dass man die kodierten Signale von Außen auffangen konnte.
»Bereit für deinen ersten Einsatz als Rebellenqueen?«, fragte Scott, als er mir ein Headset überreichte. Ich steckte mir den Empfänger ins Ohr und nickte. Wenn ich mich im Lagerhaus umschaute und all die Leute sah, die auf mich zählten, bekam ich immer noch Angst. Aber diesmal war das Gefühl nicht lähmend, sondern es spornte mich an.
Justin las wieder einmal meine Gedanken. »Wir stehen alle hinter dir«, erinnerte er mich. »Wenn du erst mal loslegst, wird es dir Spaß machen. Stell dir einfach vor, dass wir als ungeladene Gäste eine Party stürmen.«
Die Krisensitzung im DCLA war um fünf Uhr nachmittags angesetzt. Um vier Uhr begannen wir unseren Weg durch die alten U-Bahn-Tunnel, die nach dem Großen Beben stillgelegt worden waren. Justin hatte die ganze Woche lang Freiwillige losgeschickt, um das Tunnelsystem zu kartografieren. Die Hälfte der Schächte, durch die sich unsere Einsatztrupps nun bewegten, war in schlechtem Zustand, denn das Erdbeben hatte seine Spuren hinterlassen. Die Wände waren von Rissen durchzogen, und mehrmals war sogar die Decke eingestürzt, sodass wir über Felstrümmer klettern mussten.
Wir hatten auf Taschenlampen verzichtet, um die Hände frei zu haben, und warfen stattdessen fluoreszierende Leuchtstäbe vor uns in die Dunkelheit. Niemand sagte ein Wort. Man hörte nur die Schritte von zwanzig Paar Füßen, die über den Beton scharrten, und den Atem aus zwanzig Mündern. Wir brauchten fast eine ganze Stunde, bis wir beim Kellereingang zum Center ankamen. Wie versprochen, hatte Gabe dort mehrere ID -Karten und eine Liste mit Sicherheitscodes hinterlegt. Wir drängten uns vor der Tür zusammen. Jetzt sollte die Krisensitzung eigentlich gerade anfangen. Gabe hatte uns eine hastig gekritzelte Nachricht hinterlassen.
Das Überwachungssystem ist repariert worden. Ich befehle dem Computer direkt vor der Versammlung um fünf Uhr, einen Systemcheck durchführen. Dann ist achtzehn Minuten lang keines der Wachaugen aktiv. Aber gleich danach wird jede verdächtige Bewegung den Alarm auslösen. Ihr habt also Zeit bis 17:18 Uhr, um eure Aktion durchzuführen. Sicherheitsleute machen auf den Fluren die Runde.
Ich schaute auf die Uhr. Es war bereits 17:07 und wir konnten erst starten, wenn wir das vereinbarte Signal von Gabe bekamen. Stirnrunzelnd schaute ich zu Justin hoch, aber er wirkte ganz ruhig. Das Zeitlimit schien ihm keine Sorgen zu machen.
»Das klappt schon«, flüsterte er kaum hörbar. »Das Center ist nur daran interessiert, keine Informationen nach außen dringen zu lassen. Ansonsten
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