Maddie - Der Widerstand geht weiter (German Edition)
ist das Gebäude kaum gesichert. Sie rechnen nicht mit Eindringlingen.«
Schweigend warteten wir auf Gabes Signal, dass die Sitzung begonnen hatte. Ich stand mit dem Rücken an die Tür gepresst zwischen Justin und Pat. Das einzige Geräusch war unser gemeinsamer Atem. Ab und an nickten wir uns aufmunternd zu. Das Licht der Stäbe verglomm, und die Gesichter um mich herum verschwanden im Schatten, bis aus Augen dunkle Höhlen wurden. Die Zeit bewegte sich im quälerischen Schneckentempo.
Um 17:11 vibrierte der Sensor an meinem Handgelenk. Die Versammlung hatte endlich begonnen.
Scott überprüfte hastig, ob alle unsere Funkverbindungen offen waren. Justin versicherte sich zum letzten Mal, dass die Fluchtfahrer an drei verschiedenen Tunnelausgängen warteten. Dann nickte er mir zu. Wir konnten loslegen.
Ich öffnete die Metalltür und wir quetschten uns einzeln hindurch, hasteten an dem Generator vorbei und um die Ecke zum Treppenflur. Dort musste ich noch eine Tür öffnen, indem ich Gabes ID -Karte benutzte und den richtigen Code eingab.
Mein Herz hämmerte wie wild und meine Hände zitterten so sehr, dass ich Probleme hatte, die Nummern zu tippen. Ich stellte mir vor, wie Richard Vaughn, Dr. Stevenson und die anderen Mitarbeiter dort oben versammelt saßen und ungerührt planten, Menschenleben zu zerstören und Experimente an Teenagern durchzuführen. Bei diesem Bild durchströmte mich neue Entschlossenheit.
Ich öffnete die Tür und zehn Freiwillige huschten mit leichten Schritten an mir vorbei. Inzwischen war es 17:13. Uns blieben noch fünf Minuten. Eilig stiegen wir die vier Treppen bis zum Erdgeschoss hoch, dann mussten wir wieder warten. Ich stand zwischen Justin und Clare. Molly und Pat befanden sich ein paar Schritte weiter unten.
»Bestimmt geht etwas schief«, flüsterte ich.
»Die Gruppe weiß schon, was sie tut«, beruhigte mich Justin. Ich checkte wieder die Zeit. Noch vier Minuten. Justin schaute kein einziges Mal auf die Uhr. Er amtete in langen, ruhigen Zügen. Ich fragte mich, ob er wenigstens innerlich die Sekunden zählte.
Da unsere Betäubungswaffen mit Schalldämpfern versehen waren, konnten wir nicht hören, ob oben Schüsse abgegeben wurden. Dann kam über Funk die Nachricht, dass die ersten zwei Wachen ausgeschaltet waren. Einer unserer Freiwilligen war allerdings auch außer Gefecht gesetzt worden. Ich drückte den Rücken gegen die Wand. Völlig bewegungslos zu stehen war anstrengender als ein Sprint. Meine Muskeln schmerzten und die Zeit schien sich endlos zu dehnen.
Nichts geschah. Ich schaute auf die Uhr. Drei Minuten. Schweiß lief mir über den Nacken. Wir hätten die Aktion besser planen müssen. Wir hätten andere Möglichkeiten in Betracht ziehen sollen. Gerade, als ich überzeugt war, dass wir in der Falle saßen, ertönte Jakes Stimme durchs Headset. Er meldete, dass der Weg frei war.
Justin rannte durch die Tür und wir folgten ihm in die Eingangshalle. Als wir um die Ecke bogen, sahen wir einen Wachmann neben seinem Stuhl auf dem Boden liegen. Justin zögerte keinen Moment. Er bewegte sich zielstrebig, als würde er das Center genauso gut kennen wie ich. Mit den Fingerabdrücken des Wachmanns und den Codes, die Gabe uns gegeben hatte, entriegelte er sämtliche Türen in den Wohnfluren und schaltete das Alarmsystem aus. Zwei unserer Freiwilligen kamen durch die Eingangstür und schleiften weitere betäubte Wachen herein, die im Torhäuschen und im Verwaltungsgebäude stationiert gewesen waren. Falls alles nach Plan verlief, würde die übrigen Mitarbeiter gleich ein ähnliches Schicksal ereilen. Als ich diesmal auf die Uhr schaute, zeigte sie exakt 17:18. Zum ersten Mal seit Stunden atmete ich freier.
Justin murmelte etwas in sein Headset, und wir folgten ihm nach draußen, über den Hof und ins Verwaltungsgebäude. Die Flügeltür war unverschlossen und wir strömten hinein. Mein Herz schlug so laut, dass es alles andere übertönte. Das Pochen dröhnte in meinen Ohren und vibrierte gegen meine Rippen. Ich musste mich bewusst erinnern zu atmen. Wir versammelten uns im Eingangsflur.
Ich konnte kaum glauben, dass wir es geschafft hatten. Gegen alle Widerstände hatte ich mich bis zu diesem Moment vorgekämpft und konnte nun den Blick vom Gipfel meines Erfolges genießen.
Ich schaute den Korridor entlang, der zum Konferenzsaal führte. Gedämpfte Stimmen tönten bis zu uns. Als ich den Flur mit seinen leuchtenden Werbebildschirmen sah, fühlte ich mich einen Moment
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