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Maddie - Der Widerstand geht weiter (German Edition)

Maddie - Der Widerstand geht weiter (German Edition)

Titel: Maddie - Der Widerstand geht weiter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Kacvinsky
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sich an, als ob er in einer Mausefalle klemmte.
    »Du bist dehydriert«, sagte er. »Wenn du genug trinkst, hören die Kopfschmerzen auf.«
    »Woher weißt du, dass ich Kopfschmerzen habe?«, fragte ich.
    »Das geht in den ersten Monaten allen so. Eine Nebenwirkung der Anpassungsphase.« Er bestellte eine Flasche Wasser, öffnete den Deckel und hielt sie mir entgegen. Ich stellte die Kaffeetasse zur Seite. Meine Lippen waren ganz rau und beim Anblick des Wassers merkte ich erst, wie durstig ich war. Ich nahm die Flasche und leerte sie mit ein paar Zügen. Das Wasser war kühl und erfrischend und ich fühlte es durch meine trockene Kehle bis in meinen Magen rinnen. Der Druck hinter meinen Schläfen schien tatsächlich nachzulassen. Ich stand auf und bestellte ein zweites Wasser.
    »Danke«, sagte ich und presste die Flasche gegen meine Brust. Meine Kehle schmerzte auch weniger.
    »Klar, kein Problem.«
    »Was ist eigentlich dein offizieller Job hier?«, fragte ich. »Der DCLA -Alleswisser?«
    Er grinste. »Kann man so ausdrücken. Ich bin schon ewig hier und habe ein paar Privilegien.« Er musterte mich vorsichtig, als würde er auf etwas Bestimmtes warten. Während ich die zweite Flasche öffnete und in fünf schnellen Schlucken herunterspülte, trat er einen Schritt näher. Als ich mir den Mund abwischte und zur Seite schaute, stand er direkt neben mir, höchstens eine Armeslänge entfernt.
    »Was starrst du denn so?«, fragte ich.
    »Du hast keine Angst vor mir, oder?«
    Er betrachtete mich mit einem Misstrauen, das fast komisch war. Bisher war er immer nett zu mir gewesen. »Wieso sollte ich Angst vor dir haben?«
    »Weil ich so nah bei dir stehe. Das bringt dich nicht in Panik?«
    »Da ich noch nicht geduscht habe«, scherzte ich, »dürftest du mehr Grund zur Panik haben.«
    Er lächelte nicht. Ich wurde ebenfalls ernst und betrachtete ihn. Obwohl er einen Kopf größer war als ich und seine Blicke mich geradezu durchbohrten, hätte ich ihn kaum als einschüchternd bezeichnet. Seine Augen verrieten zu viel Mitgefühl. Ich empfand ihn eher als erfrischend natürlich.
    »Nein«, sagte ich. »Ich habe keine Angst vor dir. Sollte ich denn?«
    Meine Antwort schien ihn zu verwirren. »Du solltest zurück in dein Zimmer gehen. Von den Patienten wird erwartet, dass sie sich so kurz wie möglich im Flur aufhalten«, erinnerte er mich. »Wenn du länger als zehn Minuten draußen bleibst, wird das Wachauge aufmerksam.«
    Meine Kopfschmerzen begannen nachzulassen. Bevor ich ging, schenkte ich ihm ein schwaches Lächeln.
    »Wie lange arbeitest du schon hier?«, erkundigte ich mich.
    »Wie lange musst du laut Gerichtsurteil hier bleiben?«, fragte er zurück, ohne zu antworten.
    »Sechs Monate.«
    Er nickte. »Das ist der Durchschnitt.«
    »Ein halbes Jahr halte ich nicht aus«, sagte ich mit einem Kopfschütteln.
    »Du gewöhnst dich schon daran«, sagte er und wandte sich ab, um den Vorratsraum aufzuschließen.
    »Ich werde aus dem Center türmen«, verkündete ich. Er hörte mit der Arbeit auf und drehte sich wieder um. Wahrscheinlich wollte er sehen, ob ich Witze machte. »Ein halbes Jahr halte ich nicht aus«, wiederholte ich, um jeden Zweifel auszuräumen. »Entweder finde ich einen Weg, hier auszubrechen, oder meine Freunde brechen ein. Wer immer von uns am schnellsten ist.«
    Er runzelte die Stirn. »Ich tue mal so, als hätte ich das nicht gehört. Du kannst dir doch denken, dass ich solche Bemerkungen melden muss.«
    »Tut mir leid«, sagte ich. »Im Moment funktioniert das Denken bei mir nicht so gut. Liegt wohl an dem Medikament, das man mir verabreicht hat. Sie nennen es die »Kur«, stimmt’s?« Ich verstummte, als diese Erinnerung plötzlich vor meinem inneren Auge auftauchte. Für den Bruchteil einer Sekunde sah ich alles klar und deutlich. Ich starrte auf die Pillendose in Dr. Stevensons Hand und konnte die Tablette auf meiner Zunge schmecken. Genauso schnell verschwand alles wieder im Nebel. Aber ich wusste, was ich gesehen hatte.
    Der Junge war einen Augenblick wie erstarrt und blickte mich nur an.
    »Die Patienten werden unter Drogen gesetzt, habe ich recht?«, stellte ich fest.
    »Woher weißt du das?«
    »Ich erinnere mich«, sagte ich. Sein ungläubiger Blick machte mir klar, dass mein Gedächtnis eigentlich leer sein sollte. Vollständig.
    Er wich langsam zurück, öffnete die Tür zur Vorratskammer und verschwand ohne ein weiteres Wort.
    Ich kehrte in mein Zimmer zurück, schloss die Tür hinter mir

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