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Maddie - Der Widerstand geht weiter (German Edition)

Maddie - Der Widerstand geht weiter (German Edition)

Titel: Maddie - Der Widerstand geht weiter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Kacvinsky
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einem Fuß um und schlich zu einer Tür, hinter der vermutlich ihr Zimmer lag. Dabei bewegte sie sich so vorsichtig, als würde jemand ihr eine Waffe an den Kopf halten und abdrücken, falls sie einen Laut von sich gab. Ihre Haare hingen ihr strähnig und wirr über die Schultern. Als ich einen weiteren Schritt machte, warf sie mir durch den schmuddeligen Haarvorhang einen Blick zu. Dieses Mal erstarrte ich. Ihr Gesicht war fahlblass, ausgemergelt, mit dunklen Ringen unter den Augen. Sie sah aus, als würde sie gegen eine tödliche Krankheit kämpfen und verlieren. Aber vor allem traf mich das Entsetzen in ihrem Blick. Wie sie mich anstarrte … als könnte ich jede Sekunde über sie herfallen. In ihren Augen stand blanker Hass. Gleichzeitig schimmerte eine Art Territorialinstinkt darin auf, der mich warnte, nicht in ihr Gebiet einzudringen und sie in Ruhe zu lassen.
    Sie erreichte ihr Zimmer und warf die Tür hinter sich zu. Ich bemerkte, dass ich die ganze Zeit den Atem angehalten hatte, und plötzlich schnappten meine Lungen verzweifelt nach Luft. Der Sauerstoffmangel ließ mich taumeln. Ich stolperte auf den Fahrstuhl zu, dessen Türen sich automatisch öffneten. Dankbar flüchtete ich mich hinein, um dem Flur zu entkommen, in dem das Mädchen mich noch immer anzustarren schien. Ihr brennender, Hass erfüllter Blick verfolgte mich.
    Als ich den Therapieraum erreichte, wartete Dr. Stevenson bereits auf mich und hatte meinen Sitzplatz aus der Wand geklappt. Sie griff nach einem MindReader und wickelte das Kabel ab.
    »Du hast Glück, dass auf meinem Terminplan heute noch Platz für dich war.« Sie reichte mir das Gerät und befahl mir, es aufzusetzen.
    »Habe ich etwas falsch gemacht?«, fragte ich.
    »Was wäre in deinen Augen falsch?«, fragte sie zurück.
    Na toll, dachte ich. Psychospielchen sind genau, was ich jetzt brauche . »Ich habe keine der Regeln gebrochen«, sagte ich. Dann fiel mir ein, was ich alles ausgequasselt hatte, als ich mit dem jungen Hausmeistertyp zusammen gewesen war. Wahrscheinlich hatte er mich gemeldet.
    »Normalerweise bekommen unsere Schüler nur eine Sitzung pro Woche, aber das Auge hat uns informiert, dass du mehrmals täglich dein Zimmer verlässt. Auf dem Weg hierher hast du sogar versucht, ein Gespräch anzufangen.« Sie klappte eine Pillendose auf, in der die bekannte orangefarbene Tablette lag. Ich nahm das Medikament und ließ es auf der Zunge schmelzen.
    »Hat man dir nicht gesagt, dass es verboten ist, sich mit anderen Patienten zu unterhalten?«, fragte sie.
    »Tut mir leid«, sagte ich ehrlich. Ich kam nicht zu einer Erklärung, denn mein Geist wurde plötzlich ganz schwerelos und schwebte zur Decke. Meine Gedanken waren federleicht, und ich hatte nicht genug Energie, um nach ihnen zu greifen und sie zurückzuholen. Ich sah die Wandschirme um mich herum und gleich darauf stand ich wieder in dem Flur auf meiner Wohnetage. Ich erkannte ihn, weil die Zimmernummern alle mit einer Vier begannen. Verwirrt blickte ich mich um und fragte mich, welchen Zweck eine Therapiesitzung hatte, die nur ein paar Minuten dauerte. War das schon die ganze Bestrafung für meinen Ungehorsam gewesen?
    Ich hörte ein Rattern, dann wurde ein Rollstuhl um die Ecke geschoben und kam auf mich zu. Ich erkannte die grauhaarige Ärztin, die mir schon vor ein paar Wochen begegnet war. Ihre Patientin saß wieder mit hängendem Kopf, als würde sie schlafen, und die Haare fielen ihr ins Gesicht. Ich ging auf die beiden zu. Als der Rollstuhl sich direkt vor mir befand, erwachte das Mädchen zum Leben und richtete sich auf. Sie streckte ihre blassen Arme nach mir aus, als wolle sie um Hilfe bitten. Ich lehnte mich zu ihr herunter. Da schleuderte sich das Mädchen mit einem Satz auf mich wie eine übergroße Spinne.
    Die Haare wehten ihr aus dem Gesicht, und die Haut darunter war so dünn und straff gespannt, dass ich den Schädel hindurchscheinen sah. Ihre Augen waren nur schwarze Löcher. Ich stieß einen Schrei aus und taumelte rückwärts gegen die Wand, während ihre Finger nach meiner Kehle griffen. Sie riss den Mund auf und ihr Schädel schnappte mit den Zähnen nach mir. Ich versuchte ihre Schultern von mir wegzuschieben, fühlte aber nur die blanken Knochen. Als ich zu fliehen versuchte, rutschte ich auf dem glatten Boden aus und fiel auf die Knie. Das Mädchen war direkt hinter mir, sie kam mir auf allen Vieren nachgejagt. Ich konnte ihre Nägel auf dem Boden klicken hören. Panisch kroch und

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