Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Maddie - Der Widerstand geht weiter (German Edition)

Maddie - Der Widerstand geht weiter (German Edition)

Titel: Maddie - Der Widerstand geht weiter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Kacvinsky
Vom Netzwerk:
krabbelte ich in Richtung meines Zimmers. Ich schrie um Hilfe, aber niemand kam.
    Etwas verfolgte mich mit schlangenhaftem Zischen, erreichte mich und packte mein Fußgelenk. Spitze Knochenfinger krallten sich in meine Haut, rissen das Fleisch meiner Beine auf. Ich hörte Raubtierknurren und das Schnappen von Zähnen. Wild trat ich um mich und kämpfte mich bis zu meinem Zimmer vor. Ich warf mich hinein, schlug die Tür mit dem Fuß zu und lag japsend und wimmernd auf dem kalten Boden. Das Raubtier kratzte an dem Metall, zischte und fauchte. Ich setzte mich auf und versuchte, wieder zu Atem zu kommen. Mein Herz schlug wie wild. Ich legte eine Hand auf die Brust und konzentrierte mich auf meine Atemzüge. Da bemerkte ich aus dem Augenwinkel eine Bewegung. Ich hörte ein flatterndes Geräusch. Als ich mich umdrehte, war ich nicht mehr allein. Das Mädchen, das ich vorhin im Flur angesprochen hatte, stand neben meinem Bett.
    »Ach, du bist es«, sagte ich mit zitteriger Stimme. »Was machst du denn hier?« Sie lächelte mich an. Aber das Lächeln war irrsinnig und verstörend. Ihre tief liegenden Augen färbten sich schwarz und sie stieß ein Kichern aus. Es verwandelte sich in ein Fauchen, als sie sich mit erhobenen Armen auf mich warf. In der Faust hielt sie eine silberne Klinge. Ich riss die Hände hoch und packte ihre dürren Handgelenke, sodass die Messerschneide einen Zentimeter vor meinem Gesicht zum Stoppen kam.
    Ruckartig fuhr ich im Bett hoch und konnte gerade noch einen Schrei unterdrücken. Um mich herum war alles schwarz und ich schnappte nach Luft. Instinktiv presste ich die Hände auf mein Herz. Der wild schlagende Puls bestätigte mir, dass ich am Leben war. Ich wischte mir die schweißnassen Haare aus den Augen, rollte mich zu einer Kugel zusammen und begann zu weinen. Ich weinte, weil die Bilder noch immer da waren. Sie fühlten sich so wirklich an, als hätte ich eine Erinnerung durchlebt, die nicht von mir stammte. Ich krümmte mich immer enger zusammen. Wenn ich mich nur klein genug machte, würde ich vielleicht ganz verschwinden. Vielleicht würden sie mich dann in Ruhe lassen.
    Ich schaltete sämtliche Wandschirme an und suchte nach einem Programm für Regen. Die Decke verwandelte ich in einen grauen Gewitterhimmel. Die Lautsprecher füllten meine Ohren mit einem rhythmischen Prasseln wie einem Chor aus Tränen. Ich ließ mich davon überschwemmen, bis der Regen alles andere übertönte. Dann rollte ich mich wieder zusammen und fror. Die Kälte kam nicht von außen, sondern aus meinem Inneren. Meine Brust war ein Gefrierschrank und meine Gedanken klirrten wie scharfkantige Eiszapfen.

Kapitel Zwölf
----
    Als ich die Kopfschmerzen nicht mehr aushielt, zwang ich mich zum Aufstehen und zog mir saubere Kleidung an. Ich legte die Hand auf die Metallklinke meiner Tür und wollte sie gerade öffnen, als ein Bild in meinem Kopf aufblitzte. Ein skelettartiges Gesicht. Eine Messerklinge, die auf mein Gesicht zukam. Ich riss die Finger fort, als hätte ich mich verbrannt. Als ich die Hand auf meinen Brustkorb legte, schien mein Herz direkt unter der Haut zu hämmern, als würde es nicht länger von Rippen geschützt. Das Bild verschwand so schnell wie es aufgetaucht war, aber ich fühlte mich immer noch ängstlich und verwundbar. Ich lehnte die Stirn an die Tür und versuchte, das Gefühl aus meinem Kopf zu drängen.
    »Verdammt, was passiert mit mir?«, flüsterte ich und presste die Handflächen gegen die Tür. Tief im Inneren wusste ich, dass es sich nicht um eine Erinnerung handelte, sondern nur um einen Albtraum, eine Fiktion. Ich war nicht bereit, mich von meinen Ängsten beherrschen zu lassen. Also zwang ich mich aus meiner Erstarrung. Ich zwang mich, dagegen anzukämpfen.
    Entschlossen öffnete ich die Tür einen Spalt. Ich lauschte nach ungewöhnlichen Geräuschen, hörte aber nur das Summen der Lampen und den ratternden Getränkeautomaten um die Ecke. Er ließ mich an heißen Kaffee denken, und dadurch erinnerte ich mich an meine Mutter, an meinen schokobraunen Labrador Baley, an mein Zuhause. Ich klammerte mich an die Bilder von Liebe und Geborgenheit und wäre am liebsten ganz darin versunken. Für einen kurzen Moment fasste ich wieder Mut. Ich wollte mehr von diesen Empfindungen – Hoffnung, Liebe –, hielt mich daran fest wie an einer Rettungsleine und ließ mich von ihnen führen.
    Wie ein Zombie bewegte ich mich den Gang entlang. Ich schleppte mich mit schlurfenden Schritten zum

Weitere Kostenlose Bücher