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Maddie - Der Widerstand geht weiter (German Edition)

Maddie - Der Widerstand geht weiter (German Edition)

Titel: Maddie - Der Widerstand geht weiter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Kacvinsky
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fest. Ich schrie um Hilfe, doch niemand antwortete.
    Als ich den Kopf hob und mich umschaute, sah ich Clare. Sie lag reglos nur ein paar Meter entfernt. Ich rief ihren Namen. Herabgestürzte Dachbalken und Schutt trennten uns. Jetzt stieg mir Rauchgeruch in die Nase. Das Knistern von Flammen klang wie boshaftes Gekicher. Hustend versuchte ich, mein Bein zu befreien. Ich schrie nach Justin. Ich schrie, weil ich nichts anderes tun konnte.
    Mein Blick huschte über die Ruinenlandschaft, die eben noch eine Schule gewesen war. Der Schmerz in meinem Bein nahm mir den Atem. Er raubte mir die Stimme. Ich würgte Tränen herunter. Der Rauch wurde dicker und fühlte sich an, als würde man mich mit einem Kissen ersticken. Die Hitze war unerträglich. Das Feuer knisterte höhnisch. Ich presste die Augen zusammen als Schutz gegen die brennende Luft und keuchte. Dann ergriff mich eine Hand und zog mich aus dem Schutt.
    »Justin!«, schrie ich und erwachte von meiner eigenen Stimme. Ich richtete mich kerzengerade im Bett auf, dabei zitterte ich am ganzen Körper und war schweißgebadet. Die Schwärze um mich herum war so dick wie Kohlenruß. Instinktiv griff ich nach meinem Bein und atmete erleichtert auf, als ich es unter dem Hosenstoff spürte. Zwar war es genauso verschwitzt wie der Rest von mir, aber wenigstens in einem Stück. Ich hob es an und bewegte das Knie hin und her. Als ich dabei den Stoff meines Oberteils streifte, berührte ich eine warme Masse und mir wurde klar, dass ich mich übergeben hatte. Hastig zog ich das Shirt aus und der säuerliche Geruch ließ mich zusammenzucken. Ich warf es auf den Boden und schlang die Arme um meinen Körper, um mich warm zu halten.
    »Licht an«, murmelte ich und musste die Augen zusammenkneifen, als Helligkeit von der Decke auf mich niederprasselte wie gleißender Regen. Ich hatte halb erwartet, in einem Krankenhaus zu liegen, aber ich befand mich in meinem Centerzimmer auf dem schmalen Metallbett. Zitternd schaute ich mich um, ob in den Ecken jemand lauerte. Ich lauschte nach dem Ticken einer Bombe oder entfernten Schreien. Aber um mich herum herrschte nur kalte Stille, die nichts verriet.
    Ich versuchte mich zu erinnern, wie ich zurück in mein Zimmer gekommen war. Meine letzte klare Erinnerung war die Therapiesitzung. Ich wischte mir den Schweiß von der Stirn und stellte fest, dass auch meine Schlafanzughose durchnässt war. Sie klebte an meinen Beinen wie eine zweite Haut. Mein verschwitzter Körper kühlte sich schnell ab und ich begann an allen Gliedern zu zittern.
    »Das war nur ein Albtraum«, flüsterte ich laut, um mich zu beruhigen. Ich presste die Stirn gegen die Knie und versuchte, langsam und gleichmäßig zu atmen. Dann schlang ich wieder die Arme um meine Brust und wiegte mich vor und zurück.
    »Nur ein Albtraum.«
    Ich brauchte Justin. Er konnte mir den Glauben zurückgeben, dass alles gut werden würde. Ihm vertraute ich mehr als mir selbst. Ich wusste, dass er in der Nähe war und darum kämpfte, mich hier herauszuholen. Das leere Zimmer starrte mich an, aber ich musste Justin nicht mit den Augen sehen. Es reichte, ihn in Gedanken zu finden. Mein Geist rollte sich zu einer schützenden Kugel zusammen und umklammerte Justins Bild, so fest er konnte.

Kapitel Zehn
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    Die digitale Zeitanzeige des Wandschirms sprang auf sechs Uhr morgens und die Türverriegelung öffnete sich mit einem leisen Summen. Ich rappelte mich so schnell vom Bett hoch, dass mir schwindelig wurde und ich fast umfiel. Gerade noch rechtzeitig stützte ich mich mit einer Hand an der Tischkante ab. In meinen Schläfen pochte es schmerzhaft. Ich stöhnte und rieb mir die Stirn. Mein Körper fühlte sich an, als sei ich einen Marathon gelaufen. Ich schälte mich aus dem letzten Rest meiner durchgeschwitzten Kleidung und zog neue Unterwäsche an.
    Die Einzelheiten meines Albtraums begannen bereits zu verblassen. Ich konnte mich nicht mehr erinnern, welche Personen darin vorgekommen waren oder wo ich mich befunden hatte. Übrig blieben nur Gefühle: Todesangst, Schmerzen, Leid, Verzweiflung.
    Ich setzte mich wieder hin und versuchte zu denken, aber mein Gehirn arbeitete schwerfällig und wirr. Als ich den Wandschirm anstellte, um meine gestrigen Aufzeichnungen zu finden, war das Dokument verschwunden. Ich seufzte und fand mich damit ab, dass das Centerpersonal den Text gelöscht hatte. Offenbar wollte man nicht, dass wir unsere Erfahrungen festhielten.
    Unruhig stand ich wieder auf und tigerte im

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