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Maddie - Der Widerstand geht weiter (German Edition)

Maddie - Der Widerstand geht weiter (German Edition)

Titel: Maddie - Der Widerstand geht weiter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Kacvinsky
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Hand aus, um mir das Essen zu reichen, aber seine Bewegung war zu plötzlich. Ich zuckte zurück und schlug seinen Arm beiseite.
    »Tut mir leid«, sagte er und schob den Stuhl nach hinten, bis er gegen den Tisch stieß. Silberner Regen hüllte ihn ein.
    Gabe schaute auf die Uhr. »Wir müssen los. Es ist schon Mitternacht.«
    »Ich komme nicht mit«, sagte ich. »Mir geht es nicht gut.«
    »Deine Freunde verlassen sich auf dich«, mahnte er.
    Ich erwiderte nur, da könne ich ihnen auch nicht helfen. Mein Körper war ausgedörrt und zitterte die ganze Zeit. Alles an mir klapperte vor sich hin: meine Zähne, meine Schultern, meine Arme. Ich zog die Bettdecke enger um mich.
    »Willst du nicht aus dem Center raus?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Draußen ist es nicht sicher.«
    »Hier drinnen ist es nicht sicher. Unter Leute zu kommen, wird dir helfen.«
    »Menschen kann man nicht trauen. Wir sind alle nur tickende Zeitbomben. Am besten bleibt man alleine.«
    »Das stimmt nicht«, sagte er. »Wir sorgen uns um dich. Und wir verlassen uns darauf, dass du durchhältst. Du darfst die Hoffnung nicht aufgeben.«
    »Zu spät«, murmelte ich in den Regen.
    Gabe weigerte sich, mir zu glauben. Er behauptete, meine Stärke sei bewundernswert.
    Ich lachte schwach. Im Moment fühlte ich mich ungefähr so stark wie ein Grashalm.
    »Das alles liegt nur an den Albträumen«, sagte er. »Du darfst nicht zulassen, dass dieser Ort dich fertigmacht.«
    »Ich will, dass es aufhört. Ich will mich endlich wieder normal fühlen. Sie haben mir etwas in den Kopf gepflanzt, Gabe. Etwas Fremdes steckt in meinem Kopf.« Ich begann zu weinen. Meine Schultern bebten, meine Brust und meine Rippen zogen sich zusammen. Es fühlte sich an, als sei der ganze Regen in mich hineingesickert und würde nun in einem Schwall herausströmen. Endlose Tränen verwandelten mein Blut zu Wasser und mein Herz in einen Fluss. Ich fühlte mich seltsam menschlich, während sie mir übers Gesicht liefen, und gleichzeitig so leblos wie eine Maschine.
    »Justin wartet unten auf dich. Willst du ihn denn nicht sehen?«
    Sein Name brachte etwas in mir zum Flattern. Ein Funke flammte auf wie ein Streichholz, das sich durch Reibung selbst entzündet. Bevor mein Kopf sich einschalten konnte, brachte mein Herz mich dazu, auf die Tür zuzugehen.
    Justin ging wieder mit mir an den Strand. Die Luft war feucht und schwer, obwohl der Himmel wolkenlos war. Der Vollmond wurde von einem Nebelschleier umhüllt, der wie ein goldener Heiligenschein aussah. Eine Handvoll Sterne leuchtete auf uns nieder. Wir setzten uns in den weichen Sand und hörten den Wellen zu. Ich fühlte mich immer noch wie betäubt. Meine Gedanken waren schwerfällig und drangen nur vereinzelt zu mir durch, als würden sie durch ein Sieb gefiltert.
    Ich starrte nach oben in den Himmel. »Die Sterne hatte ich schon fast vergessen«, sagte ich ohne jede Betonung. Justin hielt meine schlaffe Hand. Ich fühlte seine Finger kaum, als sei die Verbindung zwischen uns irgendwie unterbrochen.
    »Ich weiß«, sagte er. »Du verlierst dich, Maddie.«
    Ich nickte. »Mmh«, sagte ich mit wissendem Lächeln. Ein Lachen kitzelte mir in der Kehle, ein hoffnungsloser Laut. »Es fühlt sich gut an.« Aufzugeben war so viel leichter als zu kämpfen. Mir kam es wie eine Befreiung vor, endlich loslassen zu dürfen. Ich stürzte in die Tiefe, und je weiter ich fiel, desto schwereloser fühlte ich mich. Ein Nebel legte sich um meine Gedanken und hüllte mich in schützende Wärme. Jeder Versuch, meinen Verstand zu benutzen, fühlte sich wie ein eiskalter Windstoß an, als würde man mir meine Bettdecke wegziehen. Wieso sollte ich in der Kälte frieren, wenn ich für immer an diesem warmen Ort bleiben konnte?
    »Was du tust ist beeindruckend, Maddie«, sagte Justin. Er versuchte mich aufzufangen, aber ich durchschaute seine Taktik. Diesmal wollte ich keinen Fallschirm, der mich zurückriss. Dazu genoss ich den freien Fall viel zu sehr.
    »Ich tue gar nichts«, sagte ich monoton. »Sie tun etwas mit mir. Löschen mich aus. Mein ganzes Leben«, murmelte ich. »Ich setze die Stücke zusammen und dann zerschlagen sie sie wieder. Das ist alles sinnlos.«
    Er schwieg lange und drückte meine Hand. Justin war immer noch der einzige Mensch, der mich berühren konnte. Ich merkte, dass er mich von der Seite betrachtete. Als ich den Kopf zu ihm wandte, entdeckte ich eine Sorgenfalte auf seiner Stirn, und seine Augen verrieten eine Vielzahl von

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