Maddie - Der Widerstand geht weiter (German Edition)
Geburtstag war der Wagen immer voll bis zum Rand und schäumte über vor gelbem Glück.
Damals schaute ich auf meinen Glücksanzeiger und war happy. Aber ich freute mich für eine Person, die es gar nicht gab; als würde ich mit Puppen spielen.
Am heutigen Abend saßen wir rund um den Tisch und spielten Karten. Das Grollen des Generators und die dicken Kellerwände sorgten dafür, dass man unsere Stimmen draußen nicht hören konnte, selbst wenn wir laut wurden. Auf seltsame Art war es der schönste Geburtstag meines Lebens. Ich hatte fast alles verloren, aber gleichzeitig enorm viel gewonnen. Um mich herum sah ich nichts als Freundschaft, Liebe und Unterstützung. Danach hatte ich mich immer verzehrt. Nun wurde ich endlich satt.
Wir spielten stundenlang, sprachen über Befreiungspläne für das Center, träumten vom Wandel. Ich hörte Justin und Scott zu, wie sie herumwitzelten, und sah die ganzen lächelnden Gesichter, die leuchtenden Augen. In der Gruppe herrschte eine Energie, die wirkungsvoller war als jedes Aufputschmittel. Zu wissen, dass man die Regeln bricht, ist ein echter Kick. Nichts macht so high wie unabänderliche Gesetze aus den Angeln zu heben. Wir nahmen unser Schicksal in die Hand und probierten aus, wie weit wir gehen konnten. In dieser Nacht glühten wir alle vor Begeisterung.
Ich bedankte mich bei jedem Einzelnen und ließ sie wissen, wie sehr ich sie liebte. Das meinte ich völlig ernst. Sie waren meine Familie geworden. Gabe betrachtete ich als Bruder, der mir näher stand als Joe. Er sah mich, wie ich war, statt mich in ein schwesterliches Idealbild zu zwängen. Von Gabe bekam ich Akzeptanz und Unterstützung. Vor allem nahm er sich die Zeit, mich überhaupt kennenzulernen. Um eine Beziehung aufzubauen, muss man nun einmal Zeit opfern, selbst unter Geschwistern. Ich begann zu erkennen, dass Freunde durchaus fähig sind, Familie zu ersetzen. Schließlich wollen wir uns doch alle lieber mit Leuten umgeben, die uns zu schätzen wissen.
Molly überreichte mir mein Geschenk. Es war eine kleine blaue Schachtel mit roter Schleife. Als ich sie öffnete, lag darin eine glasklare Phiole. Sie war leer.
Ich drehte das Gefäß in den Fingern herum. »Äh … danke?«, sagte ich und schaute fragend zu ihr auf. Molly lächelte.
»Das Gegenmittel«, sagte sie. »Ich habe es fertig.« Verständnislos schaute ich auf das Nichts in meiner Hand, bis Molly erklärte, dass es gasförmig war. »So können wir es im ganzen Center verteilen«, erklärte sie und zeigte auf die Ventilationsröhren an der Decke. Mit einer automatischen Zeitschaltuhr konnte man dafür sorgen, dass dreimal täglich eine Dosis von dem Gas aus dem Keller in den Rest des Gebäudes gepumpt wurde. Gabe bot sofort an, dabei zu helfen. Molly nickte und fügte hinzu, dass das Gas geruchlos war und keine schädlichen Nebenwirkungen hatte.
»Es funktioniert wie eine Art Schutzschild«, sagte sie. »Die Centerkur wird ausgehebelt, bevor sie das Gehirn in Schockstarre versetzen kann. Damit solltest du bald wieder deinen normalen Grad an Verrücktheit erreichen«, fügte sie grinsend hinzu.
»Was ist mit den anderen Gefangenen?«, fragte ich.
»Eigentlich sollte das Mittel bei allen wirken«, sagte sie. »Und wer die Umerziehung bereits hinter sich hat, kann ebenfalls noch geheilt werden. Die fremden Erinnerungen lassen sich auf gleiche Weise löschen wie sie eingefügt wurden. Dazu müssen die Patienten nur etwas Geduld mitbringen und bereit sein, sich helfen zu lassen. Ich glaube, wenn erst einmal bekannt wird, was in den Centern wirklich passiert, werden viele sich behandeln lassen wollen.«
Dann wurde eine Flasche mit echtem Champagner herumgereicht und jeder nahm einen Schluck. Die Idee stammte von Justin. Er meinte, das Getränk sei so sprudelnd lebendig und habe früher zu jedem Übergangsritus gehört: Schulabschlüsse, Hochzeiten, Triumphe, Meilensteine. Wir tranken auf unsere erfolgreiche Zukunft.
Ich schaute mich im Keller um und dachte, wie seltsam es war, dass man an den dunkelsten Orten manchmal das meiste Licht findet. Die Hoffnung spielt gerne Verstecken mit uns. Sie verschmilzt mit der Umgebung, bis wir sie gar nicht mehr sehen, und wenn wir sie am wenigsten erwarten, springt sie plötzlich hervor. Sie überrascht uns immer wieder, verbirgt sich in den einsamsten Senken und Abgründen unseres Lebens. Sie ist wie ein unberechenbares Kind, das unser Leben auf den Kopf stellt. Gerade, wenn wir kapitulieren wollen, strahlt die
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