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Maddie - Der Widerstand geht weiter (German Edition)

Maddie - Der Widerstand geht weiter (German Edition)

Titel: Maddie - Der Widerstand geht weiter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Kacvinsky
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desto besser.
    »Ich habe mich immer schon gegen die Digital School gewehrt«, sagte er. »Mit vierzehn habe ich den Unterricht endgültig abgebrochen. Ich mochte einfach nicht den ganzen Tag vorm Computer sitzen. Die Online-Welt hat nicht zu mir gepasst. Ich habe mich immer gefühlt, als wäre ich ein Zuschauer in meinem eigenen Leben. Ständig war ich kurz davor, Menschen kennenzulernen, nur damit sie mir wieder entglitten. Mir war klar, dass etwas fehlte. Ich fand diese leeren Stellen furchtbar, also würde ich auf ein Foto voller Löcher starren, statt das ganze Bild zu sehen.«
    »Und dann wurde Kristin getötet«, fuhr er fort und schluckte. »Okay, vielleicht hört sich das jetzt merkwürdig an … Aber ich glaube wirklich, dass man erst richtig weiß, was man will, wenn es wehtut. Damit meine ich keinen Kleinkram wie schlechte Noten zu bekommen, sich zu streiten oder jemanden zu vermissen. Ich rede von Folterqualen, als würde deine Seele bluten und ein Teil von dir sterben. Dann siehst du plötzlich alles mit anderen Augen. Das Leben scheint sich auf Zeitlupe zu verlangsamen und jeder einzelne Gedanke wird klar und deutlich. Du fängst an, alles infrage zu stellen. Was ist der Sinn des Lebens? Welche Rolle spielst du darin? Mit wem willst du deine Zeit teilen und mit wem nicht? Du gibst nicht auf, bis du deine Antworten gefunden hast. Du arbeitest dich durch den ganzen Schmerz hindurch und findest hoffentlich einen Weg, so etwas nie wieder zu erleben.«
    Justin erklärte, auf diese Weise sei er zu der Erkenntnis gekommen, was er in Zukunft tun wollte. Er war überzeugt, dass es den meisten Menschen so ging. Die Leute streben nicht danach, das Glück zu finden, sondern Schmerz zu vermeiden.
    Er schaute mich an. »Wenn man ganz unten auf dem Tiefpunkt ist«, sagte er, »passiert etwas Seltsames. Man stellt fest, dass man neu von vorne anfangen kann. Man ist endlich frei.«

Kapitel Dreiundzwanzig
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    Das Center programmierte mich darauf, am Tag wie eine Maschine zu funktionieren. Aber nachts konnte ich die Regeln beiseiteschieben wie einen Theatervorhang. Da verwandelte sich mein Leben in ein Improvisationsstück ohne vorgegebenen Text, ohne Regie und Kostüme. Mich in der wirklichen Welt mit meinen Freunden zu treffen war das beste Gegenmittel, das es gab. Ich spürte, wie jede Live-Begegnung neues Leben in meine Adern pumpte.
    Eines Nachts waren Gabe und ich wieder auf dem Weg zum Keller, wo Molly ihre Testserie fortsetzen wollte. Doch als wir um die Ecke zum Generatorraum abbogen, erstarrte ich. Eine Menschengruppe erwartete mich, beschienen von gleißenden Lichtern. Alle waren um einen Klapptisch herum versammelt. Ich wagte mich ein paar Schritte näher und stellte fest, dass der Lichtschein von Kerzen stammte. Von echten Wachskerzen auf einer Torte. Justin schaute mich erwartungsvoll an, ebenso Clare, Molly und Scott. Sogar Pat war gekommen. Jetzt stand ich nah genug, um die Schrift auf der Torte zu lesen. Unter einer großen 18 prangten die Worte: Herzlichen Glückwunsch, Gangsterbraut!
    Sehr passend.
    Ich grinste meine Freunde an. Im Center verlor man jedes Zeitgefühl. Ich hatte keine Ahnung gehabt, dass ich heute volljährig wurde.
    Bisher hatten meine Geburtstagsfeiern immer daraus bestanden, dass meine Mom einen Tiefkühlkuchen online bestellte und ich mit Tausenden von Glückwünschen aus aller Welt überschüttet wurde. Den ganzen Tag scrollten Gratulationen über meinen Wandschirm … eine Lawine von Einzeilern, die ich gar nicht alle lesen konnte. Ich hatte mich unglaublich populär gefühlt, wenn ich die Namen auf der Geburtstagsliste sah. Zwar erkannte ich keines der Gesichter, aber ich nannte sie trotzdem meine Freunde, weil unsere Profile und Hobbys zueinander passten.
    Natürlich verließ ich zum Feiern nie das Haus. Manchmal hatte ich eine virtuelle Verkleidungsparty veranstaltet oder meine Eltern bezahlten mir den Eintritt zu einem exklusiven Starclub (wo man gegen eine hohe Gage mit einem echten Promi chatten konnte). Ich stylte mein Profilbild besonders glamourös, hüllte es in Make-up und Glitter, während ich selbst im Pyjama herumlief. Ich sah meinem Avatar zu, wie er lächelte und glücklich war. Ich hatte sogar einen Glücksanzeiger neben meinem Profilbild. Er hatte die Form eines Einkaufswagens und füllte sich mit quietschgelben Seifenblasen, je nachdem, wie viele Freunde ich hatte, wie gut ich in der Schule abschnitt und welche Zahl von Hobbyclubs ich besuchte. An meinem

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