Made in Germany
Gemütlichkeit und Toleranz – da wird es mir gefallen.” Aber die Schweiz ist genau das Gegenteil! Denn die Schweiz ist klein, und bei Ländern verhält es sich wie bei Hunden: Die kleinen sind besonders wehrhaft! Vor allem, wenn sie von größeren umringt sind!
Ich war 2007 da, und damals gab es in der Schweiz eine heftige Debatte wegen eines Moscheebaus. In der Sache waren die Schweizer noch ein bisschen paranoider als sonst schon. Die Schweizer sind generell misstrauisch: „Was wollt ihr von uns? Nein, da machen wir
nicht mit, oder? Finger raus aus unserem Käsefondue!”
Die Schweiz gilt auch nicht als besonders kooperativ. Die Schweizer machen nichts mit: kein Euro, keine EU, keine WM!
Und wer glaubt, dass es nur in Deutschland Ausländerfeindlichkeit gibt, der hat sich getäuscht: Viele Schweizer glauben ebenfalls, dass in ihrem Land zu viele Ausländer leben – auch wenn dort die Ausländer nicht Yussuf Ünal oder Branco Dojcak heißen, sondern Günter Netzer und Michael Schumacher!
Trotzdem bin ich in die Schweiz gefahren, denn in der Schweiz kann man man viele tolle Sachen machen: Man kann auf die Berge klettern, man kann auf die Berge klettern, man kann aber auch – wenn man sportlich genug ist – auf die Berge klettern! Also habe ich meinen ersten Zweitausender erklommen! Ohne Sherpa! Ohne Sauerstoffgerät! Und sogar ohne Auto! Ich habe den halben Tag gebraucht!
Oben auf dem Gipfel habe ich gestaunt: Es sah wunderschön aus! Ganz genau wie bei „Heidi”! Wirklich unfassbar! Da gibt es die kleine Hütte, davor saß der Alm-Öhi mit seinem Hut auf dem Kopf, seiner Pfeife im Mund und seinem weißen Zwirbelbart. Er hat mich angeguckt, die Augen ganz klein gemacht und gesagt: „Grüezi!”
Zugegeben, das war jetzt nicht rasend originell, aber ich fand das sehr nett von ihm. Leider war er noch nicht fertig:
„Wo kommen Sie her?”
Einfache Frage! Da brauchte ich keinen Telefonjoker zu bemühen:
„Von unten aus dem Tal!”
Der Alm-Öhi ließ nicht locker: „Nein, aus welchem Land kommen Sie?”
„Aus Deutschland!”
„Sie sehen aber nicht aus wie ein Deutscher!”
„Ich bin in Deutschland geboren, aber meine Eltern sind Türken, ich bin Teuto-Türke, Türko-Germane … irgendwas dazwischen! Aber ich habe den deutschen Pass, ich trinke deutsches Bier, als Deutschland 2008 Vize-Europameister wurde, habe ich sogar mal gehupt – ich würde schon sagen, ich bin relativ deutsch!”
„Aha – und was wollen Sie hier in der Schweiz?”
Ich bin selbst ein Mensch, der anderen gegenüber erst einmal zurückhaltend auftritt. Aber wenn jemand so direkt zeigt, dass er Angst vor mir hat, dann bediene ich diese Angst sehr gern – ich will schließlich auch meinen Spaß haben! Also hab ich mich ganz nah vor ihn gestellt und ihm gesagt: „Ich schau mich hier nach Bauland um! Bauland für eine Moschee!”
Gut, es ging bergab, und hinter mir rannte ein Mann mit einer Schrotflinte her, aber trotzdem bin ich stolz auf mich, dass ich für den Abstieg keinen halben Tag gebraucht habe, sondern weniger als fünf Minuten!
Ich bin also immer noch auf der Suche nach dem geeigneten Urlaubsland. Australien ist es nicht, die Schweiz ist es auch nicht, aber auf gar keinen Fall ist es die Türkei! Meine Eltern haben mir das vermiest! Als ich klein war, haben wir ständig Urlaub in der Türkei gemacht.
Immer wenn mein Vater sagte: „Wir machen Urlaub!”, habe ich gefragt: „Wo geht’s denn hin?”
„Türkei!”
Ein Jahr später: „Wo geht’s denn hin?”
„Türkei!”
Die nächsten vier Jahre:
„Türkei!”
„Türkei!”
„Türkei!”
„Türkei!”
Ich dachte damals: Es gibt auf der ganzen Welt nur Deutschland und die Türkei! Und mal ehrlich: Man kann doch nicht jedes Jahr im Urlaub immer nur in die Heimat der Eltern fahren! Gut, wenn mein Papa jetzt am Ballermann oder auf den Malediven geboren worden wäre, wäre das noch was anderes, aber Türkei? Und ich rede hier nicht vom Bodrum, Izmir, Alanya oder Side der Gegenwart – ich rede von einem kleinen, bäuerlichen, ländlichen Kaff, 50 Kilometer östlich von Antakya, vor 25 Jahren! Dagegen ist Bielefeld eine Touristenattraktion!
Urlaubsziele der Deutschen
Als ich das erste Mal dort unten war, bin ich gleich traumatisiert worden. Denn dort gab es Kakerlaken! Nicht so kleine, süße, höfliche Küchenschaben mit abgeschlossenem Hochschulstudium wie in Deutschland, sondern fette TURKO-ARABISCHE VOLLZEIT-KAKERLAKEN! Mit Vollbart und
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