Made in Germany
Mozart hörte (18. Jahrhundert).
Nach 1850 begann auch in Deutschland das touristische Zeitalter: Man staunte nach mühsamer, tagelanger Anreise über die herrlichen Landschaften in Italien oder Frankreich, begegnete nie gesehenen Kulturen und versuchte vergeblich, die fremde Sprache zu verstehen. Dafür musste man den Gegenwert eines Einfamilienhauses auf den Tisch legen – Reisen war also nur etwas für wenige Privilegierte.
Heute kann jeder reisen, wann, wohin und so oft er will. Reisen ist spottbillig geworden: Meistens ist der teuerste Posten eines Urlaubs der kurze Anruf in der Heimat, dass man gut gelandet ist. Jeder Reiseveranstalter hat Schnäppchenangebote: Schon für ein paar Euro kann man problemlos vier Wochen lang in die Sonne fliegen! Wer noch günstiger ins Ausland will, der muss sich schon beim Dschungelcamp bewerben!
Natürlich geht es auch teurer: Das Exotischste, was ich mir jemals geleistet habe, war Australien – ich wollte einmal so weit weg wie möglich. Der 24-stündige Flug lohnt sich: Australien ist wunderschön! Aber eins sollte jeder beachten, der nach Australien fliegen will: bloß nicht Economy Class fliegen! Dann lieber trampen! Oder irgendwie das Geld zusammenkratzen! Einen Kredit aufnehmen! Eine Bank überfallen! Anschaffen gehen! Völlig egal, wie man an das Geld kommt, Hauptsache, nicht Economy Class fliegen!
Auf Kurzstreckenflügen ist es egal, innerhalb Deutschlands erst recht. Da fliege ich auch immer Economy, denn bei den kurzen Strecken ist der einzige Unterschied zwischen Economy und Business Class der Preis. Und der Vorhang, der die teuren von den billigen Plätzen trennt. Mehr nicht. Da zahlt man 600 Euro mehr für einen Vorhang! Und den darf man nach der Landung noch nicht mal behalten!
Aber sobald man Europa verlässt, empfehle ich unbedingt Business Class. Bei Interkontinentalflügen macht das einen Riesenunterschied! Für den Hinflug nach Australien hatte ich noch Economy gebucht – und habe es sofort bereut! Denn das bedeutete für die kommenden 24 Stunden: Ich hatte exakt einen Quadratmeter Platz. Einen Quadratmeter! Das ist etwas mehr als eine handelsübliche Oblate! Wäre ich ein Hund gewesen, hätte der Tierschutzbund sofort die Fluggesellschaft verklagt und den Piloten gesteinigt, aber ich bin ja nur ein Mensch – dem kann man so was antun …
Wobei ich zugeben muss, dass das mit dem einen Quadratmeter natürlich nicht für den ganzen Flug gilt. Sobald der Vordermann seinen Sitz zurückgeklappt hat, bleibt einem nämlich nur ein halber Quadratmeter!
Nimmt man dann noch den breitbeinig FAZ -lesenden Bodybuilder auf dem Nachbarsitz dazu, hat man am Ende ungefähr so viel Platz wie in einem Brillenetui! Seitdem habe ich einen Heidenrespekt vor diesen Schlangenfrauen, die sich im Zirkus immer in eine Keksdose quetschen! Als ich nach 24 Stunden in Sidney ankam, war ich auf jeden Fall sehr erleichtert. Und die erste Woche Australien ging dafür drauf, wieder den aufrechten Gang zu lernen.
Zurück bin ich übrigens Business Class geflogen.
Ich habe mir gesagt: Ich mache den Scheiß nicht noch mal mit. Und ich muss sagen: Es hat sich gelohnt! In der Business Class wirst du von bildschönen Stewardessen (die in der Business Class alle so aussehen wie Töchter der Stewardessen aus der Economy Class) alle fünf Minuten gefragt: „Möchten Sie Abendessen?”
„Öh, jaaaaa! Es gab zwar vor einer halben Stunde noch verschiedene Kaffeespezialitäten und Baumkuchen, aber warum eigentlich nicht? Was steht den so zur Auswahl?”
„Was Sie wollen! Wir haben vegetarische Gerichte, wir haben Salate, wir haben alkoholische Getränke, wir haben Desserts – was möchten Sie haben?”
Das nenne ich Service!
In der Economy Class wird man hingegen nur einmal gefragt. Nach fast 24 Stunden Flugzeit. Zehn Minuten vor der Landung.
„Essen?”
„Nein danke, junger Mann!”
„Ich bin kein Mann!”
„Oh, sorry! Trotzdem danke – ich bin schon verhungert!”
Und selbst, wenn man noch Appetit haben sollte , ist die Auswahl nicht mit der in der Business Class zu vergleichen:
„Möchten Sie Abendessen?”
„Was gibt’s denn zur Auswahl?”
„Ja oder Nein?”
Seit meinen Australien-Erfahrungen ziehe ich kürzere Reisen vor. Eine Zeit lang habe ich sogar nur Ziele gewählt, von denen ich zu Fuß wieder nach Hause kommen konnte! Und eines Tages habe ich mich dann wieder weiter weg getraut: in die Schweiz!
Ich hab mir gedacht: „Die Schweiz, das klingt nach
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